"die erste phase des bärenmarkts nur die wenigsten analysten und anleger verstehen, dass sich die börse nie im gleichschritt mit wirtschaft und unternehmensgewinnen bewegt. wenn nach einer langen baisse ein tiefstpunkt erreicht wird und die kurse dann plötzlich explosiv steigen, sieht die konjunktur ganz düster aus: die arbeitslosenrate ist hoch, die firmengewinne sind gedrückt, und die stimmung unter anlegern, die durch die vorangegangene baisse viel geld verloren haben, ist äußerst pessimistisch. daher kommt die erste phase einer hausse völlig unerwartet und wird von höchster skepsis der anleger begleitet. ganz anders verhält es sich aber in der ersten phase einer baisse: der wirtschaftsausblick ist glänzend, die gewinne nehmen stark zu, die stimmung unter den anlegern ist höchst zuversichtlich, und kaum eine wolke verdüstert den anlagehimmel. trotzdem beginnen die aktienkurse zu fallen. üblicherweise büßen zuerst die kurse der nebenwerte und derjenigen gesellschaften an wert ein, die enttäuschende ergebnisse ausweisen. die notierungen von qualitätswerten steigen hingegen immer noch weiter oder halten sich zumindest relativ gut. der kurseinbruch von spekulativen nebenwerten oder marktsektoren, die nicht besonders hoch in der gunst der anleger stehen, wird zu dieser zeit von analysten und strategen als irrelevant ausgelegt. in den vordergrund gestellt wird hingegen die starke performance von nur wenigen favorisierten aktien, auf die sich ein gewaltiges handelsvolumen konzentriert. wenn dann aber mit der zeit auch diese qualitätsaktien im preis einbrechen und wegen ihrer hohen börsenbewertung den gesamten börsenindex schwächen, wird in dieser ersten phase des bärenmarktes der markteinbruch als einmalige kaufgelegenheit oder "gesunde korrektur" interpretiert. da der konjunkturelle ausblick immer noch als sehr positiv eingeschätzt wird, erwartet man, dass der börsenindex wieder seinen höhenflug fortsetzt. mit anderen worten: während die erste phase einer hausse von den investoren mit großer skepsis begrüßt wird, kann sich in der ersten phase eines bärenmarkts kaum jemand vorstellen, weshalb die börse überhaupt schwach sein sollte. deshalb werden anleger weiterhin von äußerst positiven kommentaren führender analysten ermutigt, diese kursrückgänge mit größter gelassenheit hinzunehmen. die möglichkeit, dass dieser erste kurseinbruch der anfang einer längerfristigen baisse sein könnte, wird gar nicht in betracht gezogen. aus diesem grund kommt es auch in dieser phase wiederholt zu starken, aber kurzen erholungsrallyes. das dürfte nun weltweit für aktien der technologie, medien und telekommunikation (tmt) zutreffen. von ihrem höchststand sind diese indizes zwar bereits um mehr als 30 prozent gefallen, wobei eine ganze reihe von spekulativen aktien um mehr als 80 prozent an wert eingebüßt hat. trotzdem glauben die anleger immer noch felsenfest daran, dass es sich um eine normale und gesunde korrektur handelt. ich bin aber der ansicht, dass diese erste schwäche im tmt-sektor zu deutlich tieferen kursen führen wird. denn es wird immer offensichtlicher, dass zwar die neuen wirtschaftsbereiche stark wachsen werden, aber gleichzeitig die konkurrenz immer intensiver wird und die gewinne unter druck geraten. zudem haben die meisten fonds und privatanleger den technologiebereich weit übergewichtet, zum teil sogar mit geborgtem geld, und können daher keine bedeutenden zusatzkäufe mehr vornehmen. unter diesen umständen sollten anleger schwächen nicht als kaufgelegenheiten betrachten, sondern jede erholungsphase als verkaufsgelegenheit nutzen."
aus börse online nr. 23 - perspektiven (letzte seite) von marc faber "analysiert in börse online die weltbörsen aus der sicht eines antizyklischen anlegers. seine oft pessimistischen prognosen brachten dem in hongkong lebenden fondsmanager den beiname dr. doom (untergang) ein."
dr. doom hat wohl grundsätzlich recht. jedoch trifft meines erachtens seine einschätzung nicht auf die derzeitige situation zu: "während die erste phase einer hausse von den investoren mit großer skepsis begrüßt wird, kann sich in der ersten phase eines bärenmarkts kaum jemand vorstellen, weshalb die börse überhaupt schwach sein sollte." dass viele tmt-werte überbewertet sind ist allgemein bekannt. auch ist bekannt, dass viele dotcoms die nächsten jahre nicht überleben werden. "deshalb werden anleger weiterhin von äußerst positiven kommentaren führender analysten ermutigt, diese kursrückgänge mit größter gelassenheit hinzunehmen." kritische stimmen gibt's zu genüge. und das ist gut so. für meinen geschmack könnte es ruhig noch etwas weiter runter gehen. ihr merkt ich hab noch cash :) hab in der vergangenheit nie mit stopps gearbeitet. das wird sich ab heute ändern. es grüßt euch ein lernfähiger bullshit |