"Eine Ära geht ins Grab" Einst hieß es: Finnland sei Nokia und Nokia sei Finnland. Damit sei es jetzt vorbei, sagen Experten. Für einige Analysten kommt der Verkauf an Microsoft nicht überraschend, andere sprechen von einer radikalen Entscheidung. Was bedeutet der Verkauf für Finnland? Von Tim Krohn, ARD-Hörfunkstudio Stockholm Mit Nokia verbinden sich Gefühle. Auch der finnische Ministerpräsidenten Jyrki Katainen sprach von Traurigkeit und Emotionen - und von vielen offenen Fragen. Was der Verkauf der Nokia-Handysparte an den Microsoft-Konzern wirklich für das Land bedeutet, kann niemand richtig abschätzen. Die schwedische Analystin Helena Nordman Knutsson fühlt sich wie auf einer Beerdigung: "Jetzt geht eine ganze Ära ins Grab. Das ist schon eine wahnsinnig tragische Sache für den ganzen Norden." Der Zeitpunkt des Verkaufs, sagt die Analystin, habe sie doch sehr überrascht. Kritik an Kaufpreis Ähnlich äußern sich auch die Experten im finnischen Fernsehen. Viele kritisieren den Kaufpreis von 5,44 Milliarden Euro. Das, sagen einige Branchenkenner, sei doch unterm Strich viel zu wenig. Wenn am Ende die Behörden und Aktionäre zustimmen, dann trennt sich Nokia endgültig von seinem Kerngeschäft. Der frühere Weltmarktführer gibt auf. Nokia will sich künftig nur noch auf die Geschäfte mit den Netzwerken konzentrieren. "In der jetzigen Form konnte es nicht bleiben" Ein harter, aber auch ein logischer Schritt, sagt Ari Hakkarainen. Er kennt den Laden. Der Mann war früher Marketingchef bei Nokia und ist einer der besten Kenner des einstigen Global Players. "In der jetzigen Form konnte es nicht bleiben, dass Nokia ein Handyhersteller und ein Netzwerkausrüstzer bleibt. Es war klar: Es wird etwas passieren müssen!", sagt Hakkarainen. Jetzt ist es also passiert, unausweichlich, so Hakkarainen weiter. "Nokias Schicksal lag zuletzt ja gar nicht mehr in Nokias Händen. Selbst wenn Nokia mit den Smartphones Erfolg gehabt hätte, werden Hirn und Seele doch längst von Microsoft gesteuert. Da gibt es halt kein Zurück mehr." Bei Smartphones nie einen Fuß auf den Boden Nokia war einmal Weltmarktführer bei den Handys. Im Geschäft mit den lukrativen Smartphones allerdings bekamen die Finnen nie wirklich einen Fuß auf den Boden. Die letzte Hoffnung war die Lumia-Reihe, die mit einem Betriebssystem von Microsoft arbeitet. Beide Unternehmen sind also schon seit drei Jahren eng miteinander verbunden. In Finnland keine bedeutende Rolle mehr 32.000 Nokia-Mitarbeiter müssen wechseln. Für viele Analysten in Helsinki kommt der Verkauf also nicht überraschend. Trotzdem sprechen viele von einer ungewohnt radikalen Entscheidung."Nokia spielt in Finnland keine bedeutende Rolle mehr. Für Finnlands Zukunft ist es aber gut, dass jetzt nicht mehr ein einziges Unternehmen ein ganzes Land regieren kann, so wie es hier noch vor fünf Jahren gewesen ist", sagt Hakkarainen. Früher hieß es mal: Finnland sei Nokia und Nokia sei Finnland. Damit sei es jetzt vorbei, sagt der Experte. Was bedeutet das für die Finnen? Zwei Zahlen machen das besonders klar: Der Verkauf der Handysparte wird den Umsatz bei Nokia wahrscheinlich halbieren. Die Übernahme bedeutet außerdem, dass 32.000 Mitarbeiter vor allem in der Firmenzentrale in Espoo zum US-amerikanischen Microsoft-Konzern wechseln müssen, ob sie nun wollen oder nicht. Allen voran der bisherige Nokia Chef Stephen Elop. Der Mann wird sogar schon als Nachfolger von Steve Ballmer an der Microsoft-Spitze in den USA gehandelt.
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