Solche Meldungen, wie diese werden in den Staaten bald die Headlines bevölkern: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~ED042EE540B9D47F5AAB116AD634AA122~ATpl~Ecommon~Scontent.html Tank und RastDas Ende eines EtikettenschwindelsVon Daniel Schäfer  Schöne Raststätten - mit sehr hohen Schulden 20. November 2007 Ein Etikettenschwindel auf dem Markt für Übernahmekredite wird den Banken angesichts der Kreditkrise zur Last: Die Geldgeber des 2,7 Milliarden Euro schweren Verkaufs des Autobahnraststättenbetreibers Tank & Rast bleiben auf den Krediten sitzen. Nach Informationen der F.A.Z. sind die finanzierenden Banken Barclays, Royal Bank of Scotland, Société Générale und UBS im Oktober mit dem Versuch gescheitert, einen Teil des insgesamt mehr als 2,2 Milliarden Euro schweren Darlehenspakets an institutionelle Investoren und Banken weiterzureichen. Diese sogenannte Syndizierung ging schief, weil die Anleger angesichts der Krise auf den Finanzmärkten risikobewusster geworden sind und nun besonders vor denjenigen Transaktionen mit den höchsten Verschuldungen zurückscheuen. Der Verkauf der Bonner Autobahnraststättenkette Tank & Rast Ende Juni gilt als Beispiel für die damalige Überhitzung des Kreditmarktes. Der britische Finanzinvestor Terra Firma Capital Partners hatte Tank & Rast zur Hälfte an eine Infrastrukturgesellschaft des zur Deutschen Bank gehörenden Vermögensverwalters Rreef abgegeben. Dazu wurde eine Infrastrukturfinanzierung gewählt, die eine weitaus höhere Verschuldung erlaubt als klassische Firmenkäufe. Diese Kredite entsprechen nun weit mehr als dem Zehnfachen des operativen Ergebnisses. Zum Vergleich: Im Schnitt haben Beteiligungsfonds die in Europa gekauften Unternehmen im ersten Halbjahr mit dem Sechsfachen dieser Kennziffer verschuldet. Politik dürfte hellhörig werden Beim Kauf im Jahr 2004 wurde Tank & Rast noch als klassisches Unternehmen finanziert. Doch schon zwei Jahre später nutzte Terra Firma die Finanzierungsfreude der Banken, erhöhte die Schulden des Unternehmens um ein Drittel auf 1,2 Milliarden Euro und ließ sich mit dem Geld eine Dividende auszahlen. In diesem Jahr schließlich wurden die Schulden mit dem Anteilsverkauf an Rreef auf besagte 2,2 Milliarden Euro ausgeweitet. Die jetzigen Schwierigkeiten der Banken, diese Kredite der einst staatlichen „Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahnen“ loszuwerden, dürften abermals die Politik hellhörig machen. Denn seit der Privatisierung beobachtet die Bundesregierung mit Argusaugen, wie die Finanzinvestoren mit dem Unternehmen umgehen, dem eine Art Versorgungsauftrag zugeschrieben wird. Dabei geht es Tank & Rast, das rund 500 Mitarbeiter beschäftigt und 390 Tankstellen und Raststätten verpachtet, operativ bestens. Nach Informationen aus Branchenkreisen wird die Gesellschaft das operative Ergebnis (Ebitda) dieses Jahr von 160 auf 180 Millionen Euro steigern – trotz eines eher schlechten Umfelds für Gastronomie und Einzelhandel. Seit dem Einstieg vor drei Jahren hat der Besitzer Terra Firma viel Geld in die Modernisierung gesteckt und will gemeinsam mit der Deutschen Bank in den nächsten fünf Jahren weitere 400 Millionen Euro in das Geschäft investieren. Wenig lohnendes Geschäft für die Banken Für die Banken dürfte Tank & Rast dagegen ein wenig lohnendes Geschäft sein. Viele Kredithäuser haben in den vergangenen Jahren nicht nur in diesem Fall allzu bereitwillig immer höhere Kreditpakete angeboten und damit die Definition von Infrastruktur ausgeweitet. Zusätzlich zu Straßen vergaben die Banken beispielsweise auch für Parkhäuser Infrastrukturkredite; und nach den Häfen kamen auch die Hafendienstleister in den Genuss der hohen Schulden. In Großbritannien gab es außerdem eine Reihe von Übernahmen aus der Telekombranche wie etwa National Grid Wireless oder Airwave, die ebenfalls mit dem Etikett Infrastruktur versehen wurden. Der Clou der Infrastrukturfinanzierung: Diese langfristigen Kredite sind weniger auf eine rasche Tilgung ausgerichtet. Nur die Zinsen werden stetig gezahlt. Dafür können die Banken weitaus mehr Schulden auf die Unternehmen laden. Doch Fachleute sind äußerst skeptisch. „Kann eine Raststättenkette wirklich diese Schuldenhöhe vertragen?“, fragt Michael Wilkins, Leiter des Infrastrukturrating bei Standard & Poor’s (S&P). Er weist darauf hin, dass Tank & Rast einen großen Teil der Umsätze aus dem Einzelhandelsgeschäft erwirtschaftet. Eigentlich kennzeichnen Infrastrukturprojekte aber eine dominante Marktposition, nicht selten sogar eine Monopolstellung, hohe Zugangsbarrieren und langfristig stabile Mittelzuflüsse. Das trifft auf Unternehmen wie Tank & Rast, das beispielsweise mit den Autohöfen konkurriert, nach Ansicht von Wilkins nicht zu. Nach Schätzungen von Thomson Financial sitzen Banken wie Royal Bank of Scotland oder UBS auf Infrastrukturkrediten im Wert von 28 Milliarden Dollar. Für die Darlehen der tatsächlichen Infrastrukturanbieter finden sie ohne größere Probleme Abnehmer, denn dieser Markt floriert. „Aber die Syndizierung von ,Pseudo-Infrastruktur‘ wird in den nächsten Monaten sehr schwierig“, sagt Wilkins. Damit bleiben Banken nicht nur auf den Risiken sitzen, sondern auch auf wenig lukrativem Geschäft – denn diese Art von Krediten hat äußerst niedrige Margen.
Text: F.A.Z. |