Brüchige Kolosse

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eröffnet am: 04.12.05 01:48 von: tom68 Anzahl Beiträge: 12
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04.12.05 01:48
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4579 Postings, 8454 Tage tom68Brüchige Kolosse

ENERGIE

Brüchige Kolosse

Von Andrea Brandt, Frank Dohmen und Guido Kleinhubbert

Der Energiemulti RWE hatte über Jahre ein gravierendes Sicherheitsproblem mit seinem Hochspannungsnetz. Nach internen Studien waren bis zu 60 Prozent der Masten von einem Materialfehler betroffen. Selbst heute könnten noch etliche knicken.

Das Chaos war gewaltig: Sechs Tage lang lebte das sonst so idyllische Münsterland im Ausnahmezustand. 50 Strommasten des Energiemultis RWE waren unter den ersten Schneefällen des Jahres eingeknickt wie Streichhölzer. Es gab keinen Strom, kein Licht, keine Wärme.

Umgeknickte RWE-Strommast im Münsterland: Gravierende Materialfehler
Tausende Menschen campierten in Turnhallen und Notunterkünften. Bundeswehr und Technisches Hilfswerk versorgten die Menschen mit heißen Suppen. Landwirte mussten das Wasser für Kühe und Schweine in Metalleimern heranschleppen, weil die Pumpen streikten. In Fabriken standen Fließbänder still, Restaurants und Supermärkte sortierten angetautes Tiefkühlfleisch aus. "Wer soll das alles bezahlen", fragt Franz-Josef Melis, Bürgermeister der Stadt Ochtrup.

Erst seit Donnerstag vergangener Woche können die Münsterländer wieder zu Hause heizen, kochen und warm duschen - in einigen Außenbezirken noch immer nur per Notstromaggregat.

Während die 250.000 Betroffenen der Region sich von dem Schrecken erholen und zugleich die Wut auf RWE stetig wächst, bietet der Essener Stromversorger eher hilflose Erklärungsversuche für die Katastrophe. Grund für den Zusammenbruch seien weder mangelhafte Netze noch Fehler in der Organisation. Nein, schuld sei das Wetter.

Der unerwartete Wintereinbruch habe dazu geführt, dass die Leitungen so stark vereist gewesen seien, dass sie zum Teil ein vielfach höheres Gewicht zu tragen gehabt hätten, als die gesetzlichen Höchstgrenzen verlangen. Schadensersatzansprüche würden deshalb abgelehnt. Der Blackout sei eine Folge "höherer Gewalt". Gegen die sei man bekanntlich machtlos.

Noch vor knapp zwei Jahren hatte sich das ganz anders angehört. Damals war in weiten Teilen Italiens das Stromnetz zusammengebrochen. Und die RWE-Manager hatten mit großer Überheblichkeit kommentiert, wie das Land jenseits der Alpen im Chaos versank.

FERNSEHTIPP
Mehr zu diesem Thema am Sonntag, 04.12.2005 um 23.00 Uhr im SPIEGEL TV Magazin auf RTL
Solche großflächigen Stromausfälle seien hierzulande nicht vorstellbar. Immerhin würden kontinuierlich große Summen in die Netztechnik und -sicherheit investiert. Auch deshalb sei Energie hierzulande eben etwas teurer als in den europäischen Nachbarstaaten. Es war der schlappe Versuch, die stetig steigenden Strompreise mal anders zu rechtfertigen.

Doch die Zweifel an solchen Erklärungen wachsen, seit im Münsterland unterm ersten Schnee des Jahres gleich reihenweise RWE-Masten umknickten. Inzwischen fordert die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Christa Thoben "schnelle und detaillierte Antworten" des Konzerns auf die Frage, in welchem Umfang RWE in der Vergangenheit ins Stromnetz investiert habe. Auch die Bundesnetzagentur in Bonn dürfte als zuständige Aufsichtsbehörde kritische Fragen stellen.

Denn offenbar hat RWE der Bevölkerung über Jahre hinweg verschwiegen, dass in ihrem 12 000 Kilometer langen Stromnetz gravierende Sicherheitsprobleme lauern und deshalb unzählige Menschen in der gesamten Republik möglicherweise Risiken für Leib und Leben ausgesetzt wurden. Diesen schwerwiegenden Verdacht zumindest nähren keine Öko-Querulanten, sondern interne RWE-Unterlagen aus dem Jahr 2003, die dem SPIEGEL vorliegen. Aus den brisanten Papieren ergibt sich, dass

   * rund 60 Prozent aller Hochspannungsmasten im RWE-Versorgungsgebiet einen schwerwiegenden Materialfehler aufweisen und möglicherweise akut einsturzgefährdet sind;


   * viele Masten nicht einmal mehr 40 Prozent der normalen Zuglast standhalten, wobei die gesetzlich vorgeschriebene Norm deutlich unterschritten wird;


   * der erste Mann im Unternehmen seit Ende 2003 über die Zustände informiert ist: Konzernchef Harry Roels.

Die RWE-Manager beschreiben in ihren Notizen auch ein "Worst-Case-Szenario", den aus ihrer Sicht schlimmsten Verlauf eines Unfalls mit den gewaltigen Stahlständern. Dagegen nehmen sich die Vorfälle im Münsterland wie kleine Haushaltsunfälle aus. Bei extremen Wetterlagen könnte es aufgrund der vorhandenen Materialfehler zu "flächenhaften Mastumbrüchen" kommen, heißt es RWE-intern. Allein die Wiederherstellung des Netzes würde "rund 350 Millionen Euro" kosten. Auch "strafrechtliche Haftungsrisiken durch Personenschäden" kalkulierten die Manager in ihrer Analyse ein.

Konkret bedeutet das: Menschen könnten durch umfallende Masten und Hochspannungsleitungen verletzt oder sogar getötet werden. Selbst die Wahrscheinlichkeit eines solchen Falls haben die RWE-Ingenieure akkurat bestimmt: "bis zu 10 Prozent". Die Gefahr, dass einzelne Masten selbst schon bei "gewöhnlichen Wetterlagen" umkippen, wird in der Risikoanalyse mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin "bis zu 50 Prozent" angegeben.

Der Grund für den maroden Zustand der RWE-Stromnetze ist offenbar ein simpler Fehler, der in die Gründungsjahre der Bundesrepublik zurückreicht. Um die Stromversorgung im jungen Westdeutschland aufzubauen, bauten die Rheinisch-Westfälischen-Elektrizitätswerke damals zahlreiche neue Hochspannungstrassen.

Überall in der Republik waren Bautrupps unterwegs, um die gewaltigen Masten zu errichten, mit deren Hilfe der Strom von den großen Kraftwerken im Ruhrgebiet und im Rheinland in Städte und Gemeinden geleitet werden sollte.

Verwendet wurde dabei bis zum Jahr 1965 der sogenannte Thomasstahl. Der Baustoff entsprach dem Stand der damaligen Technik. Heute jedoch entpuppt er sich als unkalkulierbares Risiko. Denn Thomasstahl hat einen recht hohen Stickstoffgehalt - und das hat gravierende Langzeitfolgen.

Im Laufe der Jahrzehnte würden die Masten spröde, warnten RWE-Sicherheitsingenieure in Notizen an den RWE-Vorstand bereits in den Jahren 2000 und 2001. Die Folge: Statt sich bei Belastung "plastisch zu verformen", fallen die brüchigen Kolosse einfach in sich zusammen - nicht nur unter Extrembelastungen.

In Vorstandsberichten heißt es: "Versuche mit eigenem Mastmaterial" hätten gezeigt, dass "versprödete Bauteile schon bei 40 Prozent ihrer theoretischen Bruchfestigkeit brechen und somit die Sicherheitsreserve weit unterschritten" würde. Damit werde gegen die einschlägige Bestimmung des Energiewirtschaftsgesetzes verstoßen, urteilten die RWE-Techniker.

Dass Unglücke durch spröden Stahl nicht nur theoretische Möglichkeiten sind, schreiben die Techniker dem damaligen Vorstand der Netzsparte sogar detailliert auf. Seit 1986 seien bei RWE 27 "Mastumbrüche" registriert worden, "allesamt lassen sich auf Versprödung in tragenden Mastbauteilen zurückführen". Anstatt die Risiken schnellstmöglich zu beheben und die erkannten Gefahren umgehend zu beseitigen, ließ sich RWE offenbar erstaunlich viel Zeit.

Ein Jahr nach dem erschreckenden Befund wird dem Vorstand im Juli 2002 ein weiterer, umfangreicher "Risikobericht zur Maststahlversprödung" vorgelegt. Er bestätigt die Befürchtungen nicht nur. Er konkretisiert sie sogar.

Die notwendigen Konsequenzen zieht der Konzern aber auch zu diesem Zeitpunkt nicht. Im Gegenteil: "Eine sofortige Sanierung" aller gefährdeten Masten sei "nicht möglich, da nicht genügend interne und externe Berechnungsressourcen vorhanden sind", heißt es in dem Papier. Außerdem sei "der sofortige Neubau der sprödbruchgefährdeten Masten nicht finanzierbar".

Bis Ende 2003 ändert sich am gefährlich schlechten Zustand des Netzes nichts Grundlegendes. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erreichen die Warnungen der Techniker auch den Holdingvorstand des Konzerns und dessen Chef Roels. In einer 25-seitigen Präsentation erläutern die Ingenieure dem Niederländer das Problem. Zu diesem Zeitpunkt sind die Techniker der Netzsparte bereits aufs Höchste alarmiert. Denn erstmals sind in der Presse Hinweise auf mögliche Materialfehler bei Hochspannungsmasten aufgetaucht.

Entsprechend genau wird der RWE-Chef informiert: Der Vorstand sieht zahlreiche Bilder von gebrochenen Strommasten. Die Spezialisten erläutern die Dimension: Rund 25 000 Masten im bundesweiten Versorgungsgebiet der RWE seien bedroht, also 57 Prozent aller Hochspannungsträger von "Sprödbruch gefährdet".

Zwar wurde ein Sanierungsplan besprochen. Doch der sollte wohl vor allem dazu dienen, die Kosten für den Konzern so gering wie möglich zu halten.

Eingespart: Investitionen der RWE
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DER SPIEGEL
Eingespart: Investitionen der RWE
Anders ist kaum zu erklären, dass in einem ersten Schritt von "drei bis vier Jahren" lediglich die "Masten mit dem höchsten strafrechtlichen Risiko" repariert werden sollten. Das sind laut damaliger Aufstellung nur 2700 Stück. Die Kosten für die Aktion werden in dem Papier auf nur 40 Millionen Euro geschätzt.

In einer "Langfristplanung" sollten dann die nächsten 4500 Masten mit den "höchsten privatrechtlichen Risiken" für weitere 70 Millionen Euro in Ordnung gebracht werden. Die Sanierung des kompletten Netzes - nach damaliger Schätzung rund 1,2 Milliarden Euro teuer - sollte dagegen auf rund 25 Jahre gestreckt werden.

Die geheime Planung ist umso erstaunlicher, weil eine solche Summe für den RWE-Konzern finanziell keine allzu gewaltige Herausforderung dargestellt hätte. Seit Jahren fährt der Konzern durch ständig steigende Strompreise immer neue Rekordgewinne ein. Allein 2004 strich das Essener Unternehmen einen Gewinn vor Steuern von rund 3,7 Milliarden Euro ein.

Warum also ordnete Roels nicht unmittelbar die Sanierung des Gesamtnetzes an? Warum gab der RWE-Chef keine Informationen an Behörden und die Öffentlichkeit über den desolaten Zustand des Stromnetzes? An der Höhe der notwendigen Investitionen könne es kaum gelegen haben, glauben Insider. Roels scheute womöglich eventuelle Kursverluste an den Börsen, die sich aus Meldungen über ein Sicherheitsrisiko wohl fast unvermeidlich eingestellt hätten.

RWE weist solche Überlegungen als völlig "unzutreffend" zurück und bemüht sich gleichzeitig, die brisanten Vorstandspapiere herunterzuspielen. In den vergangenen beiden Jahren sei die Sanierung der betroffenen Masten mit allem Hochdruck vorangetrieben worden.

So seien beispielsweise externe Gutachter der Universität Duisburg eingeschaltet worden, um den Bestand in einem zertifizierten Verfahren genau zu analysieren und in Gefahrenklassen einzuteilen.

In diesem Zusammenhang seien auch die Masten im Münsterland untersucht und als unbedenklich eingestuft worden. Immerhin: Auch dort brachen unter anderem Konstruktionen aus den Jahren 1950/51 und 1960 ein.

Außerdem wurden nach Angaben des Konzerns Prioritätenlisten aufgestellt. Dabei wurden 2900 Masten als vorrangig eingeordnet. Bei ihnen handelt es sich um Stahlträger, die zum Beispiel direkt an Häusern oder Straßenkreuzungen stehen.

Nach ursprünglicher Planung sollte diese Gruppe schon bis Ende dieses Jahres ausgewechselt werden. Wegen technischer Probleme musste jedoch ein Rest der Arbeiten in das Jahr 2006 verschoben werden. Dieser "Rest" beläuft sich auf 30 Prozent.

Konkret bedeutet das: Seit den ersten Hinweisen auf eine mögliche Gefahr im Jahr 2000 hat RWE es bis heute nicht einmal geschafft, wenigstens jene Masten komplett zu sanieren, die das höchste Gefährdungspotential aufweisen. Bis alle potentiell brüchigen Stahlriesen ausgewechselt sind, werden selbst nach heutiger Planung noch zehn Jahre vergehen.

Eine Gefährdung für die Bevölkerung habe es trotzdem nicht gegeben, beteuert der Konzern. Durch das neue "Untersuchungskonzept" könne man Risiken frühzeitig erkennen. Insofern habe auch keinerlei Veranlassung bestanden, Bevölkerung oder Behörden aktiv zu informieren. Auf gezielte Anfragen der Presse (siehe SPIEGEL 41/2003) habe man das Thema zumindest nicht verheimlicht.

Und mit Angst vor den Kosten, wie sie in den Vorstandspapieren aus dem Jahr 2003 noch vermerkt werden, habe die schleppende Sanierung ohnehin nichts zu tun. Im Gegenteil: Es gebe sogar eindeutige Vorstandsbeschlüsse, nach denen die Sanierung des Netzes von allen Sparbeschlüssen des Konzerns ausgenommen worden sei. Insgesamt seien inzwischen rund 550 Millionen Euro für die Mastarbeiten bereitgestellt worden.

Andererseits: Nur ein Jahr nachdem Roels die dringenden Warnungen seiner Ingenieure auf den Tisch bekam, stutzte der RWE-Chef die Investitionen in seiner Netzsparte radikal zusammen. Statt wie im Jahr 2003 rund 1,65 Milliarden Euro investierte der Essener Energie-Gigant im Jahr 2004 nur noch eine Milliarde Euro in die wichtige Tochter. Das sind gut 38 Prozent weniger als im Vorjahr.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,388269,00.html
 

04.12.05 09:15
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2310 Postings, 6975 Tage EnergieLöschung


Moderation
Zeitpunkt: 27.12.05 14:07
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: -

 

 

04.12.05 14:41

4579 Postings, 8454 Tage tom68...

 

05.12.05 14:18

1171 Postings, 7679 Tage ER2DE2wer hier keinen PUT

riskiert ist kein Börsianer

man könnte natürlich auch einen Call riskieren - vielleicht hat ja die ganze Aktion genau den gegenteiligen Effekt - z.B. Durchsetzung höherer Preise aufgrund Netz-Sanierungsbedarfes oder irgendwelche mir unbekannte Seiteneffekte!

kepp it simple:
hab heut morgen ein PUT gekauft CB7941 KK 0,44  

05.12.05 18:53

1171 Postings, 7679 Tage ER2DE2Brüchige Kolosse 2

05.12.05 18:14
NÜRNBERG/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Auch der Stromversorger E.ON AG  sieht sich nicht hundertprozentig vor einem witterungsbedingten Umknicken seiner Strommasten gefeit. Nach Angaben eines Sprechers von E.ON Energie weisen Hochrechnungen zufolge drei bis fünf Prozent der Masten im E.ON-Netz so genannte Versprödungen auf. Das Unternehmen stützt sich dabei auf Stichproben-Untersuchungen. "Wir sind bei zwei Masten auf Versprödungen gestoßen. Die schadhaften Stellen sind inzwischen ausgetauscht", sagte E.ON Energie-Sprecher Alexander Land am Montag in München.

Von diesem seit Jahrzehnten bekannten Problem seien allerdings im E.ON-Netz nur Stahlgittermasten aus dem bis 1965 verwendeten Thomas- Stahl betroffen. Insgesamt seien rund 22 000 Masten aus diesem Material gefertigt; dies entspreche etwa einem Drittel der Masten im gesamten deutschen E.ON-Netz. Im Wissen um die besonderen Materialprobleme würden diese Masten regelmäßig von Fachleuten auf eine mögliche frühzeitige Materialermüdung hin überprüft, berichtete der E.ON-Sprecher.

Das E.ON-Überland-Stromnetz erstreckt sich nach Darstellung des Sprechers in einem Nord-Süd-Korridor von Schleswig-Holstein über Niedersachsen und Hessen bis nach Bayern. Da die im Jahr 2000 in der E.ON Energie aufgegangenen Firmen Bayernwerk und PreussenElektra im Vergleich zur RWE erst relativ spät mit dem Ausbau des Überland- Netzes begonnen hätten, fielen zwei Drittel in die Zeit nach 1965; seitdem würden im Stahlgitterbau andere Stahlarten verwendet. Dagegen bestehe das RWE-Netz noch zu etwa zwei Dritteln aus Masten, bei denen Thomas-Stahl verwendet wurde, sagte der Sprecher.

Nach Einschätzung des Verbands der Bayerischen Elektrizitätswirtschaft (VBEW) sind in Bayern wetterbedingte Stromausfälle wie im Münsterland unwahrscheinlicher als in anderen Bundesländern. "Wir meinen, dass wir in Bayern weniger anfällig sind, weil wir mit extremen Wetterlagen mehr Erfahrung haben", sagte VBEW- Chef Herbert Dombrowsky. Trotz der jüngsten Ausfälle im Münsterland gehöre das deutsche Stromnetz zu den sichersten in ganz Europa.

Durch Schnee fiel in Bayern laut Verband letztmals 1994 im Allgäu im nennenswerten Umfang Strom aus. "Das Schneechaos in den Alpen im Februar 1999 und im Winter 2004/05 haben wir dagegen ohne nennenswerte Stromausfälle überstanden", sagte Verbandsvize Ewald Geis. Zu verdanken sei die hohe Ausfallsicherheit einem besonders engmaschigen Netz mit rund 1,6 Millionen Kilometern Länge. Oft sei das Netz im Ring ausgebaut. Auf diesem Weg könne bei Ausfall der Versorgung von einer Seite die Stromversorgung über die andere Seite gewährleistet werden." /kt/ax/DP/js

 

05.12.05 19:22

4579 Postings, 8454 Tage tom68...

Stromnetz anfälliger als bislang behauptet

Druck auf RWE wächst » Nach dem tagelangen Stromausfall im Münsterland wächst der Druck auf den RWE-Konzern. Aber auch insgesamt ist das deutsche Stromnetz offenbar nicht so sicher wie bislang gedacht. Es wird bereits befürchtet, marode Netze könnten die Versorgung in ganz Deutschland gefährden.
                              §
HB ESSEN. Nach dem RWE räumte am Montag auch Deutschlands größter Energieversorger, Eon, und der baden-württembergische Stromversorger EnBW ein, dass tausende Strommasten in ihrem Leitungsnetz mit dem für Versprödung anfälligen Thomas-Stahl gebaut worden seien. Der Stromkonzern Vattenfall prüfte unterdessen unter Hochdruck, ob auch in seinem Versorgungsgebiet derartige Masten stehen.

RWE hatte nach dem tagelangen Stromausfall im Münsterland am Wochenende bestätigt, dass zwei Drittel seiner rund 42 000 Hoch- und Höchstspannungsmasten aus dem für Materialermüdung anfälligen Metall gebaut seien. Bei dem bis Mitte der 60er Jahre verwendeten Thomas-Stahl kann sich nach Angaben des Konzerns die Bruchfestigkeit durch Versprödung auf bis zu 60 Prozent reduzieren. Bis 2015 will der Konzern alle betroffenen Masten auswechseln.

Ein Sprecher der Eon-Netz GmbH betonte, Eon sei von dem Problem glücklicherweise weniger betroffen als der Konkurrent RWE, da das Leitungsnetz zum großen Teil aus späterer Zeit stamme. Stichproben zufolge seien maximal fünf Prozent der 52 000 Hochspannungsmasten im Eon-Leitungsnetz vom Phänomen der Thomas-Stahl-Versprödung betroffen. Doch wären dies immerhin noch bis zu 2 600 Stück. Bei den regelmäßigen Inspektionen werde deshalb besonders auf Materialermüdung geachtet. Der Konzern habe sein Investitionsbudget für das Leitungsnetz in diesem Jahr bereit um 300 Mill. Euro aufgestockt.

Der Stromkonzern EnBW berichtete, rund ein Drittel seiner 22 000 Strommasten sei vor 1970 gebaut worden. Bei ihnen bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie aus Thomas-Stahl seien. „Wir überprüfen die Strommasten regelmäßig“, sagte ein Sprecher. Bei Bedarf würden schadhafte Masten erneuert.

Der vierte große deutsche Stromnetzbetreiber, Vattenfall, fühlt sich dagegen kaum betroffen. Es sei extrem unwahrscheinlich, dass es im Vattenfall-Versorgungsgebiet noch Strommasten aus Thomas-Stahl gebe, sagte Konzernsprecherin Geraldine Schroeder in Berlin. Schließlich sei das ostdeutsche Netz nach der Wende für 1,2 Mrd. Euro fast komplett erneuert worden.

Die Bundesregierung betonte am Montag zudem, die Unternehmen müssten die Sicherheit der Stromnetze gewährleisten. Das verlange das Energiewirtschaftsgesetz, sagte ein Sprecher von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Glos und seine nordrhein-westfälische Kollegin Christ Thoben forderten einen „dringlichen Bericht“ zum Zustand seiner Stromnetze und zu Erkenntnissen über Mängel.

Das Amtsgericht Steinfurt beauftragte unterdessen einen unabhängigen Gutachter mit der Untersuchung der umgestürzten Strommasten auf mögliche Materialermüdung, was Grundlage für Schadenersatzansprüche gegen den Konzern sein könnte. Das Verfahren war von einem Landwirt aus der am stärksten betroffenen Gemeinde Ochtrup beantragt worden.

Der Sprecher der RWE Transportnetz Strom GmbH, Markus Haas, warnte derweil vor falschen Schlüssen. „Es sind auch Leitungen zusammengebrochen, die nach 1970 gebaut worden sind und bei denen auszuschließen ist, dass Thomas-Stahl verwendet wurde“, sagte er. Gleichzeitig verteidige er die RWE-Pläne, die anfälligen Masten allmählich bis 2015 auszutauschen: „Wir können das gar nicht beschleunigen.“

Der Bund der Energieverbraucher sieht durch marode Stromnetze bereits die Versorgung in Deutschland gefährdet. Nach der Liberalisierung des Strommarktes 1998 hätten die Versorger deutlich weniger in ihre Netze investiert als vorher. Die Verbraucher zahlten jährlich rund 18 Mrd. Euro für die Netze, sagte der Vorsitzende des Bundes, Aribert Peters. Davon würden aber nur zwei Mrd. in die Anlagen investiert. Für mehr Kosten gebe es weniger Sicherheit.

Der Verband der Netzbetreiber (VDN) widersprach dieser Darstellung. „Die Zahl der Störungen in den letzten zehn Jahren hat sich sogar leicht verringert.“ In den 90er Jahren seien die Investitionen in die Stromnetze wegen der Modernisierung der ostdeutschen Leitungen und des Zusammenschlusses der Netze von Ost und West ungewöhnlich hoch gewesen. Die Investitionen von rund zwei Mrd. Euro pro Jahr sollten erhöht werden. Bis 2020 sollten rund 40 Mrd. Euro investiert werden. Unter anderem würden Masten aus den 50er und 60er Jahren ausgetauscht.

RWE hat unterdessen Vorwürfe von Fehlverhalten zurückgewiesen. Seit 2001 laufe ein Programm zur Mastsanierung. Im Vorfeld dieser Entscheidung war bekannt geworden, dass der für Hochspannungsmasten in Europa oft verwendete so genannte Thomasstahl spröde werden könnte. Der Energiekonzern habe vor Jahren seine Hochspannungsmasten daraufhin kontrolliert. Nach RWE-Angaben sind rund 70 Prozent der 2900 Masten der sanierungsbedürftigsten Kategorie bereits ausgetauscht oder erneuert worden. Bis 2015 sollen alle 28 000 Masten saniert sein.

Spröder Stahl ist nach Ansicht der Wirtschaftsvereinigung Stahl nicht die Ursache für die Mastbrüche im Münsterland. „Es sind sowohl neue als auch alte Masten umgekippt“, sagte eine Sprecherin. Ursache sei vielmehr eine Überlastung durch Wind und Vereisung gewesen. Die Bundesnetzagentur wartet noch auf einen detaillierten Bericht des Energiekonzerns RWE. Eine Sprecherin sagte, Netzbetreiber seien nach dem neuen Energiewirtschaftsgesetz verpflichtet, jeweils bis zum 30. Juni die Behörde über Versorgungsstörungen im Vorjahr zu unterrichten. Für Materialprüfungen sei die Behörde nicht zuständig.

Der Saarbrücker Energieexperte Uwe Leprich forderte eine unabhängige Untersuchung des Strom-Transportnetzes. „Wir brauchen eine Bestandsaufnahme, um zu wissen, wie der Zustand tatsächlich ist.“ Wie viel die Energiekonzerne in den vergangenen Jahren in die Instandhaltung des Netzes investiert hätten, sei nicht bekannt. „Das System ist nicht transparent.“ Diese Infrastruktur dürfe nicht in den Händen der großen Energieunternehmen bleiben. „Das Transportnetz gehört in öffentliche Hand.“

Holger Krawinkel, Energie-Experte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, kritisierte im „ZDF-Mittagsmagazin“, dass die Netzentgelte und damit die Gewinne der Unternehmen „exorbitant“ gestiegen seien, während die Investitionen in die Netze zurückgegangen seien. „Ich kann dem Konzern (RWE) nur raten, die Unterlagen über die Stromversorgung wirklich offen zu legen“, um mögliche Gefahren im Stromnetz untersuchen zu können. (Der Beitrag des ZDF lag in redaktioneller Fassung vor.

05.12.2005
http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/...depot/0/index.html
 

07.12.05 17:08

1171 Postings, 7679 Tage ER2DE2RWE-Kurs gibt

langsam aber sicher nach ...

... CB7941 jetzt bei 0,48  

09.12.05 14:42

1171 Postings, 7679 Tage ER2DE2RWE verkaufen

09.12.05 10:40

Die Analysten der Hamburger Sparkasse stufen die Aktie von RWE (ISIN DE0007037129/ WKN 703712) von "halten" auf "verkaufen" herab.

Die Kerngeschäftsfelder des Versorgerkonzerns RWE würden die Bereiche Strom, Gas und Wasser umfassen. In 2003 habe eine Straffung der Konzernstruktur zu einer Bündelung der Geschäftsfelder Strom und Gas in eine Erzeugungs- (RWE Power) und einer Vertriebsgesellschaft (RWE Energy) geführt. Der Unternehmensbereich RWE Trading (Großhandel mit Strom, Gas, Öl) sei in RWE Power integriert worden. Insgesamt habe sich die Zahl der Führungsgesellschaften verringert. Neben RWE Energy und RWE Power seien dies RWE npower (Stromaktivitäten Großbritannien), Thames Water (weltweites Wassergeschäft) sowie RWE Systems (konzerninterner Dienstleister). Die Sparte RWE Umwelt (Entsorgung, Recycling) sei bereits zu 70% veräußert. Für die restlichen 30% sei ein Bieterverfahren eingeleitet worden.

RWE habe für die ersten drei Quartale ein solides Zahlenwerk präsentiert. Mit dem angekündigten Verkauf der Wassersparte würden die Titel jedoch ein Stück Wachstumsfantasie verlieren, zumal bislang unklar sei, zu welchen neuen Ufern RWE aufbrechen werde. Zudem könnten die tagelangen unwetterbedingten Stromausfälle im Münsterland - einem der Hauptversorgungsgebiete von RWE- das Image sowie die Ertragsrechnung des Konzerns belasten.

Die Analysten der Hamburger Sparkasse erwarten deshalb eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung und stufen die Aktie von RWE von "halten" auf "verkaufen" zurück. Analyse-Datum: 08.12.2005

 

09.12.05 17:21

271 Postings, 7681 Tage emaraldSchwächelt der Kurs?

Langfristig könnten erhöhte Aufwendungen, Rückstellungen und gewisse Entschädigungen die Bilanz belasten.
Kurzfristig sieht der Markt derartige Belastungen anscheinend noch nicht.
In den  letzten zehn Handelstagen stieg der Kurs um 1,2%, und lag damit nur leicht unter dem Markt-Durchschnitt,
s.a. http://www.traducer.de/star/include/dax_baa.htm

Gruß emarald  

12.12.05 11:05
1

1171 Postings, 7679 Tage ER2DE2RWE steigt bei Gas ein

12.12.2005 09:03

RWE vor Millionenzukauf  

RWE forciert den Ausbau seiner Gassparte. Der Versorger ist in fortgeschrittenen Verhandlungen über den Kauf des Versorgers Saarferngas, einer Tochter des Essener Mischkonzerns RAG.  
 
Dazu gebe es "konstruktive Gespräche", sagte Vorstandschef Harry Roels laut der "Financial Times Deutschland" bei der jüngsten Sitzung des RWE-Aufsichtrats. Die Verhandlungen seien auf einem guten Weg. Ein RAG-Sprecher bestätigte die Gespräche.

Branchenexperten schätzten den Wert der Saarferngas auf 400 bis 500 Millionen Euro, schreibt die "FTD". RAG benötigt Kapital, um seinen Anteil am Chemieunternehmen Degussa wie geplant von derzeit gut 50 auf mindestens 93 Prozent aufstocken zu können. Der RWE-Konkurrent E.ON will sich von seinem Degussa-Paket von rund 43 Prozent trennen.  

Damit könnte also ein dreistelliger Millionenbetrag von RWE über die Station RAG an seinen Konkurrenten E.ON fließen. Noch interessanter wird der Saarferngas-Verkauf aber dadurch, dass der Gasversorger nach Informationen der "FTD" 94 Prozent seines Gases vom Vorlieferanten Ruhrgas bezieht. Dieser gehört wiederum zu E.ON. Zudem ist E.ON größter RAG-Aktionär – vor RWE.

So sehr sich die beiden deutschen Stromgiganten aus dem Weg gehen wollen – auf dem eng gewordenen deutschen Markt haben sie doch eine Menge miteinander zu tun.

Auch das Thema Strommasten beschäftigt RWE weiter. Gegenüber dem "Spiegel" räumte Harry Roels in diesem Zusammenhang Kommunikationsfehler ein. Mit dem Thema "Maststahlversprödung" hätte RWE früher an die Öffentlichkeit gehen sollen, sagte der RWE-Chef. Das Problem betreffe allerdings viele Stromunternehmen. Die Sanierung der Masten aus Thomasstahl werde nicht vor 2015 abzuschließen sein. Dafür würden nach heutigem Kenntnisstand 550 Millionen Euro benötigt.

Quelle:
boerse.ard.de  

12.12.05 20:07

1171 Postings, 7679 Tage ER2DE2putputput

mein RWE-PUT steht nach wie vor +-0!  

13.12.05 18:33

1171 Postings, 7679 Tage ER2DE2RWE-Put

OK, ich schmeiß das Handtuch - Story mit den Masten zieht nicht - damit ist natürlich auch die Idee mit dem PUT hinfällig - einen Versuch war es aber wert!

wurde heute irgendwann im Laufe des Tages ausgestoppt ...  

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