Bergmänner graben sich durchs Genehmigungsverfahren
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Mit Raumordnungsverfahren beginnt nächste Projektstufe für Kupferbergwerk Spremberg / Noch keine verbindliche Abbauentscheidung
Spremberg§Bis Ende des Sommers wird das Raumordnungsverfahren für ein Kupferbergwerk in Spremberg (Spree-Neiße) offiziell beginnen. Die Hoffnung auf 1000 neue Jobs wird damit realistischer. Doch noch sind viele Fragen offen.
W enn in gut einer Woche Spremberger zu einer Bürgerversammlung zusammenkommen, wird es vermutlich mehr Fragen als Antworten geben. Die Stadt und die Landesplanungsbehörde wollen über den Fortschritt der Pläne für ein Kupferbergwerk in der Stadt informieren. Denn mit dem jetzt von der Kupferschiefer Lausitz GmbH (KSL) beantragten Raumordnungsverfahren wird die erste Etappe im Genehmigungsverfahren eingeläutet. Doch wie der Kupferabbau genau ablaufen soll, ist noch nicht sicher. Und auch nicht, ob überhaupt gefördert wird.
Am kommenden Mittwoch wird sich die Landesplanungsbehörde bereits mit KSL und den Trägern öffentlicher Belange zusammensetzen. Eingeladen ist auch die sächsische Landesplanung, weil ein Teil des Kupfervorkommens sich bis unter Schleife (Landkreis Görlitz) erstreckt. Dabei wird besprochen, wie umfangreich und detailgenau im Raumordnungsverfahren geprüft werden soll. Spätestens drei Monate später wird das Verfahren offiziell beginnen. Zur Raumordnung gehört auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung.
In dieser Runde wird auch deutlich werden, dass ein Kupferbergwerk nicht nur auf Begeisterung stößt. "Wir begleiten das sehr kritisch und werden das Projekt insgesamt vermutlich ablehnen", kündigt Tom Kirschey vom Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg an. Er spricht auch für die Verbände BUND, Grüne Liga und Naturfreunde. Die Auswirkungen einer solchen Anlage auf die Umwelt und den Artenschutz seien in den bisherigen Unterlagen nicht ausreichend behandelt worden, kritisiert Kirschey.
Seit 2010 besitzt der Mutterkonzern der KSL, die Minera S.A., die Schürfrechte für das Kupfererz im Spremberger Gebiet. Geschätzt 200 Millionen Tonnen Erz liegen dort in etwa 1000 Meter Tiefe. Bohrungen und seismische Messungen haben das Wissen über das Vorkommen in den vergangenen Jahren deutlich erweitert.
Der Weg bis zur ersten geförderten Tonne Erz ist jedoch ohnehin noch weit, wie KSL-Geschäftsführer Thomas Lautsch deutlich macht: "Auch wenn wir das Raumordnungsverfahren beginnen, heißt das noch nicht sicher, dass wir das Bergwerk bauen." Doch mit jedem Genehmigungsschritt werde die Realisierung wahrscheinlicher.
Dass der Bau eines mehr als eine Milliarde Dollar teuren Untertage-Bergwerks so kompliziert ist, hängt mit dem schwankenden Kupferpreis und dem Ineinanderwirken der Genehmigungsverfahren und der wirtschaftlich-technischen Vorbereitung zusammen.
Das Raumordnungsverfahren endet in etwa einem Jahr mit einer landesplanerischen Beurteilung. Danach folgt das Planfeststellungsverfahren beim Brandenburger Landesamt für Bergbau und Geologie. "Dieses Verfahren ist das scharfe Schwert", beschreibt Lautschseine Bedeutung. Denn am Ende steht ein Rahmenbetriebsplan, gegen den auch geklagt werden kann.
Aus den Genehmigungsverfahren, so Lautsch, würden sich immer wieder Anforderungen an die parallel laufende technische Planung des Bergwerks ergeben. Anforderungen, die sich auch in Kosten niederschlagen könnten und damit die Wirtschaftlichkeit des Projektes beeinflussen.
"I m weltweiten Vergleich werden wir in Spremberg immer ein teures Bergwerk sein", prognostiziert der KSL-Chef. Doch wenn Kupfer teuer bliebe, stünden die Chancen für Spremberg gut. "Die Entscheidung, wirklich zu bauen, fällt erst mit dem Vorliegen ausschreibungsfähiger Unterlagen", macht Lautschdeutlich. Die erwartet er nicht vor 2014. Wenn alles gut ginge, könnte um 2020 der Förderbetrieb beginnen. Der Bergwerksfachmann glaubt daran, dass es dazu kommt, auch wenn der Kupferpreis auf dem Weltmarkt sich gerade nach unten bewegt .
Das öffentliche Interesse in Spremberg und Umgebung wird sich in den kommenden Monaten vermutlich vor allem auf die Überlegungen zum Verbleib der leeren Erzrückstände richten. Denn davon, das räumt Lautschein, wird offenbar weniger zurück in die Erde gebracht, als anfangs gehofft. Der größte Teil der Rückstände wird oberirdisch gelagert werden müssen.
Das Erz enthält weniger als zwei Prozent des begehrten Metalls in Form eines Kupfersalzes. Zur Aufbereitung wird es gemahlen, wobei sich das Volumen verdoppelt. Abgetrennt und zur Verhüttung weiterverkauft wird ein Konzentrat mit etwa 25 Prozent Kupfer. Zurück bleibt ein Brei von Gesteinsmehl.
Denkbar sei, die Rückstände zu trocknen und daraus Hügel mit flachen Böschungen aufzuschütten, die begrünt werden, so der KSL-Chef. Andere Möglichkeiten seien Absetzbecken oder das Verfüllen von Tagebaurestlöchern. Noch seien verschiedene Varianten im Gespräch. Naturschutzverbände schauen besonders kritisch auf das Abwasser der geplanten Anlagen. Eine weitere Belastung der Spree mit Eisen und Sulfatrückständen sei nicht hinnehmbar, so Tom Kirschey vom Nabu in Brandenburg. Schon jetzt sei die Belastung durch den Braunkohlebergbau sehr hoch: "Da noch etwas drauf packen geht nicht." Auch gegen eine geplante Wasserleitung durch einen Auwald wollen sich die Naturschützer stark machen.
Keinen Hehl macht KSL-Chef Thomas Lautsch daraus, dass sich durch ein Untertagebergwerk der Boden rings um Spremberg bewegen wird. Sorgen müsse man sich deshalb jedoch nicht: "Das wird großräumig und nur sehr langsam geschehen."
Roger Tynior, Technischer Vorstand der G.U.B. Ingenieur AG, die für KSL die Genehmigungsunterlagen erarbeitet, hat dafür ein historisches Beispiel zur Hand. Sitz seiner Firma ist Zwickau. Im Laufe von 200 bis 300 Jahren habe sich dort die Innenstadt durch den Bergbau darunter nachweislich um acht Meter gesenkt: "Und da steht sogar ein Dom."
Zum Thema: Die KSL GmbH beschäftigt in Spremberg bisher nur elf feste Mitarbeiter. Die Firma agiert wie ein Projektentwickler und vergibt Aufträge an externe Partner. Dazu gehören Ingenieurbüros in Deutschland und Polen, die Bergakademie Freiberg und die BTU Cottbus. Seit 2007 hat der Mutterkonzern Minera S.A. für das Kupferprojekt in Spremberg rund 23 Millionen Euro ausgegeben . |