Die Erde wird ein Planet der Katastrophen Rekordzahl an Erdbeben und Hitzewellen
HANDELSBLATT, 17.7.2003 jdh GENF. Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Erdbeben, industrielle Havarien – die Erde ist auf dem besten Weg, ein Planet der Katastrophen zu werden. „2002 erschütterten mehr gemeldete Desaster die Welt als jemals zuvor in einem Jahr der vergangenen Dekade“, warnten gestern die Experten der Internationalen Föderation der Rotkreuzgesellschaften. Im Weltkatastrophenbericht der Genfer Helfer werden für das vergangene Jahr 766 Desaster verzeichnet, 1993 waren es nur 424.
Etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung waren 2002 von den entfesselten Elementen betroffen. Am härtesten traf es Indien: 300 Millionen Menschen auf dem Subkontinent litten während einer Hitzewelle unter Dürre, Wassernot und Seuchen.
Die Zahl der Dürren und der damit verbundenen Hungersnöte hat sich 2002 im Vergleich zu 1993 verdreifacht. Ein Grund sind steigende Temperaturen, die in vielen Teilen der Welt schier unerträgliche Ausmaße annehmen. Zählten die Experten 1993 weltweit nur zwei Feuerwalzen, verwüsteten im vergangenen Jahr 22 Brandstürme große Wälder und Buschland.
Auch die Zahl der Fluten und Überschwemmungen sprang 2002 auf ein Rekordniveau. Insgesamt fielen im vergangenen Jahrzehnt 620 000 Menschen den verschiedensten Katastrophen zum Opfer.
Nach Angaben der Genfer Helfer gerät auch die Technologie mehr und mehr außer Kontrolle. Zwischen 1993 und 2002 sei die Zahl der „technologischen Desaster“ – zu denen etwa Industrieunfälle zählen – kontinuierlich gestiegen. Waren es vor zehn Jahren noch 175 Unfälle jährlich, so listet das Rote Kreuz für das vergangene Jahr 342 Desaster auf. In die Liste werden nur Unfälle aufgenommen, die eine bedrohliche Dimension erreicht haben.
Die meisten Todesfälle haben die Entwicklungsländer zu beklagen. „Die Desaster treffen die ärmsten Menschen an Leib und Leben in der Regel am härtesten“, schreiben die Experten. In der Opferstatistik reicher Staaten klaffen erhebliche Unterschiede: In Deutschland kamen durch Katastrophen im letzten Jahr 117 Menschen ums Leben, in der Schweiz, deren Einwohnerzahl allerdings weitaus geringer ist, nur vier.
Finanziell hat die Gruppe der reichen Staaten mehr zu schultern als die armen Länder: In der entwickelten Welt fielen im vergangenen Jahr rund zwei Drittel der gemeldeten Schäden in Höhe von insgesamt 27 Milliarden Dollar an. Als Naturgewalt mit der größten Zerstörungskraft erwies sich das Wasser: Überschwemmungen zerstörten mehr als vier Fünftel aller gemeldeten Werte. Insgesamt schlugen die geschätzten Schäden in den vergangenen zehn Jahren mit mehr als 660 Milliarden Dollar zu Buche
mfg gf
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