Der neue Impfstoff Gardasil gegen Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich für die Pharmakonzerne Sanofi-Aventis und Merck & Co. zu einem großen Erfolg. Mit einem monatlichen Umsatz von 25,2 Mio. Euro führt Gardasil mit weitem Abstand die Liste der umsatzstärksten Medikamente in Deutschland an.Dies geht aus den neuesten Zahlen des Marktforschungsinstituts IMS Health für Juli hervor, die der FTD vorliegen. Gardasil wurde vom US-Pharmakonzern Merck & Co. entwickelt. Es ist der weltweit erste Impfstoff zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs. In westeuropäischen Märkten wird das Medikament von Sanofi Pasteur MSD vertrieben, einem Joint Venture von Merck und dessen französischem Wettbewerber Sanofi-Aventis. Sanofi und Merck teilen sich die Gewinne der Firma mit Sitz in Lyon. Neue Nummer eins: Das Medikament Gardasil macht mehr Umsatz als Aspirin <!--nop-->"Wenn sich der Trend für ganz Europa bestätigen würde, wäre das ermutigend für Sanofi-Aventis", sagte Analyst Oliver Kämmerer von der WestLB. In drei bis fünf Jahren rechne Sanofi Pasteur MSD mit Umsätzen zwischen 500 Mio. Euro und 1 Mrd. Euro jährlich, hatte Didier Hoch, Chef von Sanofi Pasteur MSD, im Dezember gesagt. Gesundheitssysteme geben Starthilfe - ZUM THEMA
<!--nop-->Starthilfe für einen europaweiten Erfolg gewähren vor allem die staatlichen Gesundheitssysteme, die für die hohen Kosten des Impfstoffs aufkommen. In Deutschland übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Impfung aller jungen Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Bei einem europaweiten Basispreis zwischen 100 und 110 Euro variieren die Kosten für die nationalen Gesundheitskassen erheblich - was einen überraschenden Effekt hat: In Europa ist das Produkt entgegen allen marktüblichen Erfahrungen teurer als in den USA. "In den USA und Großbritannien der Staat die Produkte direkt von uns, dem Hersteller, ab", sagte ein Sanofi-Pasteur-Sprecher. "In vielen europäischen Ländern sind aber Großhändler und Apotheken zwischengeschaltet, und das Medikament wird dadurch teurer." So schwanken die Preise pro Impfung zwischen 120 $ in den USA, 155 Euro in Deutschland und 208 Euro in Österreich. Drei Impfungen sind pro Patientin notwendig. Dringend benötigte Entlastung Massenimpfung macht Gardasil zum Goldesel <!--nop-->Mittlerweile ist Gardasil in 18 von 19 westeuropäischen Märkten mit Ausnahme Spaniens im Handel. Seit Mai, mit damals 18 Mio. Euro Umsatz, ist Gardasil Deutschlands umsatzstärkstes Arzneimittel und dürfte es auf absehbare Zeit bleiben. Derart gute Nachrichten kann Sanofi gebrauchen: Zuletzt hatte das Unternehmen deutliche Rückschläge hinnehmen müssen. Die Konkurrenz durch Nachahmerpräparate ließ Sanofis Gewinne im zweiten Quartal schrumpfen. Vor allem das Schlafmittel Ambien und das Krebspräparat Eloxatin verkauften sich schlechter als erwartet. Die Aktie ist seit Monaten unter Druck. Dazu beigetragen hat auch die Niederlage bei der US-Zulassungsbehörde FDA. Ein Beraterausschuss der FDA hatte kürzlich einstimmig gegen die Zulassung des Hoffnungsträgers Acomplia votiert. Als Grund für die Ablehnung der Diätpille nannten die Experten Befürchtungen, Acomplia könne zu Depressionen und Selbstmordgedanken führen. Neuer Schwung Die umsatzstärksten Medikamente in Deutschland im Juli 2007 Durch Gardasil kommt nun neuer Schwung ins Geschäft. Für das Konkurrenzprodukt Cervarix vom britischen Konkurrenten GlaxoSmithKline gibt es bislang weltweit noch keine Zulassung. Am 20. Juli hat ein Beratergremium der europäischen Gesundheitsbehörde EMEA allerdings eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen. Nun rechnet Glaxo für den Herbst mit einer endgültigen Freigabe durch die Europäische Kommission in Brüssel. Der Markteintritt von Cervarix in Europa dürfte der Auftakt zu einem harten weltweiten Verteilungskampf zwischen beiden Impfstoffherstellern sein. Die Zahl der Pharmavertreter, die hierzulande bei Frauenärzten für das Produkt werben, dürfte schon jetzt deutlich ansteigen. Experten halten es aber für sehr unwahrscheinlich, dass es infolge dieses Wettbewerbs auch zu Preissenkungen bei Gardasil kommt und dadurch eine Entlastung der Gesundheitsbudgets möglich würde. |