Ich war auf der HV. Lief alles sauber, allerdings waren die großen Nachrichten auch alle schön öffentlich kommuniziert worden. Insofern gab's nur bei den Details Neues. Bei der Bewertung finde ich es nach wie vor wichtig darauf hinzuweisen, dass man beim Ergebnis pro Aktie netto 54 Cent aus PPA Abschreibungen (vor allem wegen der früheren Steeb Fusion) verliert. Ohne diese fusionsbedingten, rein fiktiven non-cash "Kosten" wäre All for One letztes Jahr bei einem EPS von 3,36 rausgekommen (KGV 15,4 aufs vergangene Jahr).
Ich stelle hier mal den sehr guten Bericht von GSC Research ein. Quelle: http://www.gsc-research.de. GSC ist ein Dienst für HV Berichte, den ich wärmstens empfehlen kann.
HV-Bericht All for One Steeb AG (vorm. All for One Midmarket AG)
Namensänderung in All for One Group AG beschlossen
Die Hauptversammlung der All for One Steeb AG fand am 13. März 2019 um 10:30 Uhr in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen statt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Josef Blazicek begrüßte etwa 90 Aktionäre. Für GSC Research war Volker Graf vor Ort. Notar Hagen Krzywon übernahm die Niederschrift. Herr Blazicek teilte im Rahmen der Verlesung der üblichen Formalien mit, dass ein Gegenantrag von Wilm Müller vorliegt und übergab dann das Wort an den Vorstandssprecher Lars Landwehrkamp.
Bericht des Vorstands
Herr Landwehrkamp begann seine Ausführungen mit einem Überblick. Die Steeb AG hat die größte SAP-Mittelstandskundenbasis in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) und ist ein Multi-Cloud Service Provider mit hohen wiederkehrenden Erlösen, welche ein Treiber für Skaleneffekte, Profitabilität und Cashflow sind. Steeb möchte sein Portfolio durch gezielte Zukäufe erweitern und die digitale Transformation seiner Kunden begleiten. Der SAP-Komplettdienstleister Nr. 1 beschäftigte per 30. September 2018 insgesamt 1.677 (Vorjahr: 1.476) Mitarbeiter.
Steeb verfolgt die Strategie der Kundennähe mit insgesamt 26 Standorten in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Mittelständische Unternehmen mit 100 bis 10.000 Mitarbeitern sind die Zielgruppe von Steeb und der Branchen-Fokus liegt im Maschinen- und Anlagenbau, der Automobilzulieferung, der Konsumgüterindustrie sowie bei Service-Providern. Es gibt im deutschsprachigen Mittelstand mehr als 12.000 Unternehmen, die noch keine SAP-Software nutzen, dies bedeutet ein großes Potenzial für Neukunden.
Seit dem Jahr 2015 ist Steeb einer von neun SAP Global Platinum Resellern. Die weltgrößte SAP Reseller Allianz hat rund 45 SAP Top Partner in 90 Ländern mit über 8.000 Kunden. Das SAP-Portfolio erweitert Steeb um Microsoft und IBM sowie eigene Cloud-Services und Produkte. Im Jahr 2017 gründete Steeb die Tochtergesellschaft ALLFOYE Managementberatung GmbH, um die Kunden bei deren digitaler Transformation noch besser begleiten zu können. Als größter SAP-Partner begleitet Steeb die Kunden auf deren Weg zum digitalen Unternehmen. Die Beratung bei der Implementierung von SAP S/4 Hana ist die Kernaufgabe von Steeb. Aber auch der Personalbereich und der Einkaufsbereich der Kunden sind wichtig für Steeb. Deshalb werden verschiedene Branchenlösungen angeboten. Die digitale Transformation ist der Wachstumstreiber. Steeb verkauft sowohl Lizenzen als auch zunehmend Cloud-Lösungen und betreibt in Frankfurt ein großes Rechenzentrum für die Kunden. Herr Landwehrkamp zeigte eine Folie mit den Logos von 45 ausgewählten Kunden. Insgesamt hat Steeb mehr als 2.000 Kunden.
Die Steeb AG wurde von Focus Money mit 100 von 100 Punkten zum Digital Champion 2018 gekürt.
Die Gewinnung von neuen Mitarbeitern ist für Steeb sehr wichtig. Steeb wurde von Kununu als TOP-Arbeitgeber ausgezeichnet. Die Mitarbeiterbindung liegt bei 91,6 Prozent, ein Top-Wert in der IT-Branche. Das Programm 'Mitarbeiter werben Mitarbeiter' trägt auch zur Gewinnung neuer qualifizierter Mitarbeiter bei.
Herr Landwehrkamp ging dann auf die Strategieoffensive 2022 ein. Die mittelfristigen Ziele sind ein Umsatz von 550 bis 600 Mio. Euro und ein EBIT von mehr als 7 Prozent im Geschäftsjahr 2022/23. Die Strategieoffensive 2022 wird den Ertrag des laufenden Geschäftsjahrs mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag belasten. Im Rahmen der Strategieoffensive 2022 soll das Cross-Selling bei den Stammkunden erhöht werden. Die Neukundengewinnung und die Stammkundenberatung werden getrennt. Auch durch die Namensänderung in All for One Group AG will die Gruppe als ganzheitlicher integrierter Anbieter am Markt auftreten. Der Fokus soll auf den gehobenen Mittelstand ausgedehnt werden. Das Produktportfolio wird um IT-Sicherheit, Internet of Things und Machine Learning erweitert. Weitere strategische Eckpfeiler sind der Ausbau eines gruppenweit gesteuerten Stammkunden-Managements und der Aufbau eines übergreifenden Partnernetzwerks zur Gewinnung von Spezialisten. Außerdem sollen die Innovationskultur und die Internationalität gestärkt werden. Herr Landwehrkamp rief den Aktionären zu: Wir steigern damit die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden.
Herr Landwehrkamp zeigte einen Kurzfilm zur neuen Strategie und dem neuen Namen All for One Group AG. Im Film wurden das neue Logo, die neue Firmenfarbe Orange sowie die neue Marke One Idea Ahead optisch und akustisch dargestellt.
Im Januar 2019 übernahm Steeb die TalentChamp Consulting GmbH in Wien mit einem Umsatz von 4 Mio. Euro und 35 Mitarbeitern. TalentChamp ist ein Beratungshaus im Personalbereich mit langjähriger SAP SuccessFactors Expertise mit etwa 100 Kunden. Durch die Zusammenarbeit mit der Tochter KWP Inside soll ein Marktführer im SAP Cloud-Markt im Personalbereich entstehen. Herr Landwehrkamp übergab dann das Wort an den Finanzvorstand Stefan Land.
Herr Land erläuterte die Zahlen des Geschäftsjahrs 2017/18 (bis 30.09.). Steeb erwirtschaftete einen Umsatz von 332,4 (Vorjahr: 300,5) Mio. Euro und erzielte ein EBIT von 20,6 (20,1) Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie konnte von 2,63 Euro auf 2,82 Euro gesteigert werden. Bei einem Eigenkapital von 77 (69,5) Mio. Euro beträgt die Eigenkapitalquote 42 (41) Prozent. Vom Gesamtumsatz entfielen 155,5 (136,1) Mio. Euro auf wiederkehrende Erlöse sowie 198,9 (174,7) Mio. Euro auf Cloud- und Softwareerlöse. Der operative Cashflow stieg deutlich von 21,3 auf 23,4 Mio. Euro. Die liquiden Mittel lagen am 30. September 2018 bei 36,3 (29,8) Mio. Euro.
Ferner ging Herr Land auf die Zahlen des ersten Quartals 2018/19 ein. Der Umsatz konnte um 3 Prozent auf 94,2 Mio. Euro gesteigert werden. Das EBIT sank aufgrund der Einmalkosten im Rahmen der Strategieoffensive 2022 um 4 Prozent auf 6,4 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie gab um 19 Prozent auf 0,74 Euro nach. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich auf 43 (42) Prozent. Per 31. Dezember 2018 wurden 1.734 Mitarbeiter beschäftigt. Das Portfolio wiederkehrender Erlöse nahm weiter kräftig zu, auf insgesamt 42 (36,9) Mio. Euro.
Nun zeigte Herr Land eine Folie mit dem Ergebnis je Aktie und den Dividendenzahlungen. Das Ergebnis je Aktie stieg in den letzten sieben Jahren von 0,76 Euro auf 2,82 Euro und die Dividende erhöhte sich in diesem Zeitraum von 0,15 Euro auf 1,20 Euro je Aktie.
Die Aktionärsstruktur stellt sich wie folgt dar: Unternehmens Invest AG 25 Prozent, UIAG Informatik-Holding GmbH 25 Prozent, BEKO Holding 12 Prozent, Vorstand und Aufsichtsrat 3 Prozent und der Streubesitz beträgt 35 Prozent.
Herr Land fasste zusammen: Das einzigartige Geschäftsmodell treibt die wiederkehrenden Erlöse und die digitale Transformation stärkt das Geschäft. Steeb investiert in die Entwicklung eigener SAP S/4 Hana Branchen- und Zusatzlösungen. Das Cloud Service Portfolio soll erweitert und das Personal ausgebaut werden.
Herr Land beendete seine Ausführungen mit folgendem Ausblick. Der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr 2018/19 soll 345 bis 355 Mio. Euro erreichen und es wird ein EBIT von 21 bis 22 Mio. Euro erwartet. Die EBIT-Prognose enthält keine einmaligen Sonderbelastungen in Höhe eines mittleren einstelligen Millionenbetrags, welcher im laufenden Übergangsjahr anfallen wird.
Im Rahmen der Strategieoffensive 2022 rechnet der Vorstand für das Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Umsatz von 550 bis 600 Mio. Euro und einer EBIT-Marge von mehr als 7 Prozent.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner trat Hardy Hamann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) an das Rednerpult und führte aus, dass sich der Vorstand ehrgeizige Ziele steckt. Herr Hamann beklagte den Kursrückgang der Steeb-Aktie um 25 Prozent, erwähnte aber auch das schwierige Börsenumfeld. Der DSW-Sprecher begrüßte die konstante Dividende von 1,20 Euro je Aktie. Herr Hamann wollte wissen, warum der Gewinnvortrag auf neue Rechnung mit 30,1 Mio. Euro so hoch ist. Herr Land erklärte, dass dieser Betrag theoretisch ausschüttungsfähig ist, aber das Geld soll zur Finanzierung des Wachstums verwendet werden.
Das Vertriebscontrolling interessierte Herrn Hamann weiterhin. Laut Herrn Landwehrkamp umfasst das Vertriebscontrolling eine Forecast-Pipeline, eine rückwirkende Vertriebsbetrachtung und -kalkulation und eine Methodik des Vertriebsprozesses.
Wie hoch ist die tatsächliche Durchdringung der Kunden?, war die nächste Frage von Herrn Hamann. Herr Landwehrkamp sieht großes Potenzial vor allem im Personalbereich aber auch beim E-Commerce.
Vom DSW-Vertreter auf Kunden aus der Immobilienbranche angesprochen antwortete Herr Landwehrkamp, dass diese Branche wegen des großen Wettbewerbs für Steeb nicht interessant ist.Herr Hamann kündigte an, dass die DSW heute allen Tagesordnungspunkten zustimmen wird, obwohl die KPMG AG die Jahresabschlüsse schon seit 21 Jahren prüft. Herr Hamann hofft auf einen Prüferwechsel und dankte allen Mitarbeitern für deren Leistungen.
Als zweiter Redner ergriff Dieter Tassler von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) das Wort und dankte für den ausführlichen Vorstandsbericht. Herr Tassler monierte, dass der Streubesitz von 35 Prozent, bei der Darstellung der Aktionärsstruktur auf Seite 11 des Geschäftsberichts fehlt. Herr Land bat um Entschuldigung für diesen Fehler, der im nächsten Geschäftsbericht korrigiert wird.
Die Wettbewerber waren für den SdK-Sprecher ferner von Interesse. Herr Landwehrkamp nannte Itelligence, Microsoft, Infor und MHP als Hauptwettbewerber. Herr Tassler sprach auch neue Kunden aus anderen Branchen an. Wir bleiben bei unserem Fokus auf den Maschinen- und Anlagenbau, die Automobilzulieferung und die Konsumgüterindustrie, antwortete der Vorstandssprecher.
Weiterhin bat Herr Tassler um eine Definition der Cloud. Laut Herrn Landwehrkamp gibt es zwei Cloud-Arten, die Public-Cloud ist ein Software-Code für die Anwendung bei vielen verschiedenen Kunden und die Private-Cloud umfasst kundenzugeordnete Softwareprodukte im Rechenzentrum von Steeb.
Das Ablaufdatum von SAP R/3 hinterfragte der SdK-Vertreter ebenfalls. Herr Landwehrkamp antwortete, dass SAP das Ende von R/3 für das Jahr 2025 angekündigt hat, aber für den Personalbereich wird es SAP R/3 bis zum Jahr 2030 geben.
Woher kommen die wiederkehrenden Erlöse?, war die nächste Frage von Herrn Tassler. Herr Land nannte den Rechenzentrumsbetrieb, Wartungsverträge und Cloud-Mietverträge als Erlösquellen.
Von Herrn Tassler auf die Bedeutung des Geschäfts im Personalbereich angesprochen erläuterte Herr Landwehrkamp, dass Lösungen im Personalbereich eine große Rolle spielen, und nannte beispielhaft die Online-Bewerbung und die digitale Verwaltung der Bewerber. Der SdK-Sprecher erkundigte sich auch nach den Kosten der Strategieoffensive 2022. Herr Land bezifferte die Kosten auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag im laufenden Geschäftsjahr.
Mit Blick auf TOP 6, der Wahl von KPMG AG zum Abschlussprüfer, kritisierte Herr Tassler die langjährige Prüfung durch KPMG und fragte, ob es eine Ausschreibung für einen neuen Prüfer gibt. Dies bejahte Herr Land mit dem Hinweis darauf, dass der neue Prüfer ab dem 30. September 2020 tätig sein wird. Außer TOP 6 wird die SdK heute allen Tagesordnungspunkten zustimmen, kündigte Herr Tassler an und dankte allen Mitarbeitern für deren Leistungen.
Aktionär Wilm Diedrich Müller stellte einen Gegenantrag zur Dividendenzahlung in Form von Aktien der Reederei Herbert Ekkenga AG und beantragte die Nichtentlastung des Aufsichtsrats.
Abstimmungen
Vom Grundkapital der All for One Steeb AG in Höhe von 14.946.000 Euro, eingeteilt in 4.982.000 Namensaktien, waren 4.058.601 Namensaktien bzw. Stimmen vertreten. Dies entspricht einer Quote von 81,47 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft.
Im Einzelnen stimmte die Hauptversammlung folgenden Tagesordnungspunkten mit großer Mehrheit zu: der Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 1,20 Euro je Aktie (TOP 2), der Entlastung des Vorstands (TOP 3), der Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4), der Wahl von KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2018/19 (TOP 5) und der Änderung des Firmennamens in All for One Group AG (TOP 6). Der Gegenantrag von Herrn Müller hatte sich damit erledigt.
Der Versammlungsleiter bedankte sich bei den Aktionären für deren Teilnahme und schloss die Versammlung um 14:00 Uhr.
Fazit
Am Tag der Hauptversammlung notierte die Steeb-Aktie bei 51,80 Euro. Bei 4.982.000 ausgegebenen Namensaktien ergibt sich eine Marktkapitalisierung von etwa 258 Mio. Euro. Die Dividendenrendite beträgt etwa 2,3 Prozent bei einer Ausschüttung von 1,20 Euro je Aktie. Die Aktie schwankte im vergangenen Jahr zwischen 46 und 72 Euro. Die Steeb AG ist seit dem 30. November 1998 börsennotiert. Durch die beschlossene Namensänderung in All for One Group AG soll die Gruppe als ganzheitlicher integrierter Anbieter noch besser am Markt wahrgenommen werden.
Das laufende Geschäftsjahr 2018/19 bezeichnete der Vorstand in der Hauptversammlung als Übergangsjahr, das durch Einmalkosten belastet sein wird. Ab 2020 soll die EBIT-Marge auf Quartalsebene wieder steigen. Die Aktie ist für langfristig orientierte Anleger interessant, weil die Früchte der Strategieoffensive 2022 erst in den Folgejahren geerntet werden können. Die Dividende wurde in den vergangenen sieben Jahren von 0,15 Euro auf 1,20 Euro je Aktie deutlich gesteigert. |