Wenn, wie Aktienfundi schreibt, das Neugeschäft mit Lizenzen noch weiter einbricht wegen der neuen Strategie von SAP, dann wird das die nächsten Quartale das Umsatzwachstum belasten, da ein Übergang von Lizenzen zu Cloud-Subscriptions zunächst ja immer Umsatz und Marge kostet (da die Zahlungen gestreckt werden).
Das soll mittelfristig nicht zum Nachteil von A4O sein, da man das hinten raus dann sowohl umsatzseitig als auch von der Marge her wieder reinholt. Allerdings kommt es zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt, wo der Vorstand aufgrund schwacher Wachstumsdynamik, wiederholt verpasster Guidance und jahrelangem Margenverfall ohnehin unter Druck steht.
Hier wurde viel verschlafen in den letzten Jahren. Aber immerhin: die Zeichen mehren sich, dass man langsam in das starke Wachstum übergehen könnte, was die Marktsituation eigentlich schon viel früher hergegeben hätte, wenn man beim Thema Übernahmen nicht so ängstlich agiert hätte.
Konkret: Die Stellenanzeigen sind mittlerweile bei 185 und wachsen weiter. In meinen Augen ist der FTE-Bestand in der Übergangsphase einer Cloud-Transition ein brauchbarer Indikator für Wachstum als der Umsatz (bis man dann auf einem stabilen Niveau bei den wiederkehrenden Umsätzen liegt). Insofern ein sehr gutes Zeichen.
Die HANA Welle dürfte weiter dauern bis es richtig losgeht. Hoffentlich kommen jetzt aber bald die ersten Projekte, die in der Krise aufgeschoben wurden. Und hoffentlich kommen bald auch endlich weitere Übernahmen.
Insbesondere ist es mir nicht begreiflich, warum man im Bereich Managed Service einen Haufen sehr günstiger Targets hat liegen lassen, durch die man Zugang zu neuen Kundengruppen auch im SAP Bereich erhalten hätte. Man muss das jetzt durch teure organische Vertriebsaktivitäten nachholen, aber das dauert und ist langwierig.
Bei Datagroup gibt es seit Jahren eine schöne Grafik in der HR Präsentation, die die Kosten der Kundenakquise organisch (durch Pitches) versus anorganisch (durch Übernahmen) vergleicht. Wenig überraschend ist anorganische Kundengewinnung um ein Vielfaches günstiger, weil man von den Pitches gegen bisherige Supplier eben immer nur einen Bruchteil gewinnen kann.
Das Problem: All for One ist seit 2014/15 (!) im EBIT nicht mehr gewachsen. Dabei waren die 7 Jahre, die seitdem ins Land gezogen sind, die wohl ertragreichsten Jahre für die Branche überhaupt. Es wurden reihenweise kleine Wettbewerber wegen fehlender Skalierung rausgekegelt und übernommen, und andere Systemhäuser konnten dadurch enorm wachsen. All for One stand da an der Seitenlinie und war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Hier muss also langsam mal etwas passieren und die hervorragende Kundenbasis endlich in profitables Wachstum umgesetzt werden.
Immerhin sind die Vorstandsvergütungen an die Ziele für 2022/23 gebunden, so dass die Boni hier nicht zur Auszahlung kommen dürften, da man momentan doch arg weit hinter der eigenen Planung ist. (Im Gegensatz zu einem Großteil der börsennotierten IT Firmen in Deutschland, die auch durch Covid hindurch weiter gewachsen sind.)
Anders als Aktienfundi bin ich, was das angeht, auch durchaus der Meinung, dass der Vorstand seine Herangehensweise an das Thema Übernahmen ändern muss. Das betrifft auch SNP Polen: dass man monatelang nach Verkündung einer geplanten Übernahme immer noch keine Unterschrift der Gegenseite hat, dürfte ein einmaliger Vorgang in der jüngeren M&A Historie sein. Ich hoffe, man wird hier nicht über den Tisch gezogen, denn man hat sich sehr exponiert und darauf eingestellt, dass das klappen muss. |