Der Analyst von Barclays (Amit Goel) hat gestern ganz klar geschrieben, dass er sich einen Zusammenschluss zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank wünsche, auch wenn dann (auf sehr lange Sicht) mit nur geringen Gewinnen zu rechnen sei, bis die Verschmelzung durch ist. Ein solches Vorhaben dürfte allein in Deutschland etwa 20.000 Arbeitsplätze und ca. 3,5 Mrd. Euro an Abfindungen kosten. Unterm Strich, wenn man jetzt nur das Finanzielle betrachtet, wäre das Geld durch Substitutionseffekte sehr schnell wieder verdient. Neben den 20.000 Arbeitsplätzen in den konsolidierten Banken dürften dann noch einmal etwa 4.000 bis 6.000 Arbeitsplätze verlorengehen, die aktuell die Beratungsunternehmen für die beiden Großbanken bereitstellen. In dem Bereich, in dem ich zuletzt tätig war, waren etwa 2/3 externe Berater und nur 1/3 interne Mitarbeiter tätig. Man könnte fast meinen, dass sich das Kreditinstitut seit Jahren auf eine Verschmelzung / Übernahme vorbereitet (hat).
Auch die Stretegien der beiden Banken liefen in den letzten 2 Jahren sichtbar auseinander: Während die Commerzbank ihr Filialnetz optimierte und ausbaute, schrupfte das Filialnetz der Deutschen Bank deutlich. Die Commerzbank sammelte massenhaft neue Privatkunden ein, während sie gleichzeitig ihr Investmentbanking zurückschraubte. Es ist wohl auch die Commerzbank-Seite, die ein verstärktes Interesse daran gehabt haben dürfte, die Postbank-Kunden in einer integrierten Bank zu (be)halten, während die Deutsche Bank die Postbank eigentlich wieder ausgliedern wollte, weil sie nicht wirklich zu deren Geschäftsmodell passt. In beiden Banken wird aktuell umstrukturiert und das hat auch zum Teil ganz irrwitzige Züge, weil einige Dinge (auf den 1. Blick) nicht zusammenpassen, aber sobald man sich einen Zusammenschluss mit einer anderen Großbank vorstellt, macht es plötzlich wieder Sinn ...
Ich halte es für durchaus wahrscheinlich, dass Achleitner deshalb nicht gestürzt wurde (und wird), weil er schon seit Jahren auf dieses Ziel hinarbeitet: Die mauen Gewinne von gestern sind die eingesparten Abfindungs- und Umstrukturierungskosten von morgen. Aber wenn es wirklich so wäre, dann ist den Planern eines solchen Zusammenschlusses zuletzt ein wenig die Zeit davongelaufen und möglicherweise ist das, was wir jetzt sehen, der Schuss vor den Bug, um (insbesondere in der Politik) hier Druck zu machen, den Deal endlich durchzuwinken. HNA, Cerberus, Katar und natürlich auch BlackRock - oder wie sie alle heißen - haben keine kurzfrisitgen Interessen. Sie brauchen kein Geld aus Aktiengewinnen, um in Urlaub zu fahren oder sich ein gebrauchtes Auto zu kaufen, sondern verfolgen auch Strategien mit Zeithorizonten von 5 bis 10 Jahren. Sie haben aber auch kein Geld zu verschenken und beteiligen sich bei diesen Kursen ganz sicher und verstärkt mit ihren Aktienpaketen (als Verkäufer) und ihren ausgeliehenen Aktien (für die Shortseller) an den aktuellen Kursrückgängen. Sie werden später auch bei 12,00 , 16,00 oder gar 25,00 noch zuschlagen und viel Geld verdienen, wenn die Geschäfte der Deutschen Bank endlich wieder genügend (regelmäßige) Renditen abwerfen ...
Wer also von Euch Aktien hat, der sollte nicht jedem "verlorenen" Cent hinterher trauern. Ohne eine Kapitalerhöhung gehört Euch das gleiche Stück Deutsche Bank wie zuvor, aber die Kursverluste von heute sind die potenziellen Gewinne von morgen und wenn ihr später noch etwas nachlegen könnt, sagen wir bei 10,80 , 10,00 oder von mir aus auch bei 8,80 , dann macht ihr auf Sicht von 2-3 Jahren bestimmt nicht viel falsch. Manchmal braucht es eben etwas Zeit und Die Deutsche Bank ist aktuell auch kein Kandidat für eine Pleite oder etwas in der Art - und in 2-3 Jahren bekommt ihr für Eure Gewinne auch ein neueres Auto als heute! Bis dahin muss die aktuelle Rostlaube und ein Ausflug in die Eifel reichen, wenn ihr auf Aktiengewinne angewiesen seid ...
... und wer (wie ich) auf einem Haufen wertloser Optionsscheine sitzt: C'est la vie! Je größer die aktuelle Übertreibung, desto größer die möglichen Gewinne von morgen ...
... und wer mit Knock-Outs "all in" gegangen ist und nun alles verloren hat: Lernt daraus! Das ist mir vor Jahren auch schon passiert und seitdem zocke ich nur noch mit klassischen und längerfrisitgen Optionsscheinen und habe da auch schon die eine oder andere unvorhersehbare Wiederauferstehung während der Lauzeit erlebt! Im Moment sieht es danach aus, dass mindestens Calls mit Laufzeiten bis 06/2018 und 09/2018 (zu den großen Verfallsterminen) gegrillt werden. Sucht Euch etwas Nettes mit Hebeln um die 15 ab 05/2019 und später aus bis dahin hegt und pflegt ihr bitte Euer jetziges Auto!
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