In erster Linie Paragrafen werden den Aktionären der Hauptversammlung um die Ohren fliegen. Mit Gutachten namhafter Bilanzexperten und Wirtschaftsprüfer werden sowohl der 10 %-Aktionär Otto Happel wie auch die MG-Verwaltung ihre jeweilige Sicht zu untermauern suchen. Happel will mit einem Gutachten des Bilanzierungsprofessors Bernhard Pellens seinen Vorwurf des Missmanagements und der Bilanzschönung stützen. Vorstandsvorsitzender Kajo Neukirchen dagegen wird mit Hilfe des "Bilanzierungspapstes" Karlheinz Küting darlegen, dass die Umstellung von HGB- auf US-GAAP-Bilanzierung keineswegs der Verschleierung der Ertrags- und Vermögenslage diente. In jeder Rechnungslegung gibt es Bewertungsspielräume, über die sich trefflich streiten lässt. Als Grundlage für die von Happel gewünschte Sonderprüfung sind die bisher publik gemachten Hinweise zur angeblichen Intransparenz und zum falschen "Gesamteindruck" viel zu dürftig. Einen testierten Jahresabschluss wird dies nicht erschüttern, zumal die KPMG angesichts leidvoller Erfahrungen von allen guten Geistern verlassen sein müsste, ausgerechnet bei der MG an Bilanzierungstricksereien mitzuwirken.
Auf einem anderen Blatt steht, ob Neukirchen die MG erfolgreich führt. Dieser Kritik muss er sich in der Hauptversammlung stellen. Wenn Happels Behauptung von der Wertvernichtung stimmt, sollte es dem früheren Gea-Eigner nicht allzu schwer fallen, die Mitaktionäre für eine andere Geschäftspolitik unter einem anderen Vorstandsvorsitzenden zu gewinnen. Denn die Bande zwischen der MG und ihren Großaktionären lockern sich. Doch aus den Bilanzen lässt sich die Wertvernichtung nicht ablesen.
Eine offene Flanke dagegen ist der Aktienkurs. Dem streitbaren MG-Chef ist es nicht gelungen, dem Konzern ein neues Profil zu geben, das vom Kapitalmarkt als solches erkannt und geschätzt wird. Vom angestrebten Wiederaufstieg in den Dax ist die MG weiter entfernt denn je - trotz teurer Zukäufe wie Gea. |