steuergelder.die einen stehlen, die anderen zahlen. immer das gleiche spiel.
Berlusconi will zu Gunsten von Parmalat eingreifen
Samstag 20 Dezember, 2003 15:41
Rom (Reuters) - Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi will dem angeschlagenen Lebensmittelkonzern Parmalat zu Hilfe kommen. Parmalat hatte zuvor ein Vier-Milliarden-Euro-Loch in seiner Bilanz eingeräumt und damit an den Finanzmärkten Befürchtungen ausgelöst, das Unternehmen steuere womöglich in die Pleite.
"Die Regierung wird intervenieren, um den operativen Teil des Unternehmens zu sichern, um seine Arbeitsplätze zu schützen und um die finanzielle Seite vom Tagesgeschäft zu scheiden", sagte Berlusconi am Samstag in Rom. Das bisherige System der Kontrollen habe nicht funktioniert, wie jetzt im Fall Parmalat erkennbar geworden sei. Deshalb gehe es nun auch darum, das Vertrauen an den Finanzmärkten wieder zu stärken und die Reputation Italiens zu sichern.
Die Mailänder Staatsanwaltschaft leitete nach Angaben aus Justizkreisen am Samstag ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugverdachts gegen den weltweit tätigen, größten italienischen Lebensmittelkonzern ein. Aus einem inzwischen bei Parmalat unter seinem neuen Chef Enrico Bondi gebildeten Krisenstab verlautete, Bondi wolle die Justiz bitten, gegebenenfalls auch ein Strafverfahren einzuleiten. Gegen wen sich das Verfahren richten soll, wurde nicht mitgeteilt.
Mit der Bekanntgabe des Vier-Milliarden-Lochs in der Bilanz hatte Parmalat am Freitag die Finanzmärkte überrascht. Die von Parmalat genannte Summe stellt nicht nur den Bilanzskandal bei dem niederländischen Einzelhändler Ahold in den Schatten, bei dem es um eine Milliarde Euro ging: Italiens Finanzminister Giulio Tremonti wurde in italienischen Zeitungen zum Parmalat-Skandal mit dem Vergleich eines "europäischer Enron" zitiert, eine Anspielung auf die Pleite des einst größten Energieversorgungskonzerns der USA vor zwei Jahren.
Parmalat hatte am Freitag mitgeteilt, ein Dokument, das Vermögenswerte einer auf den karibischen Kaimaninseln ansässigen Tochterfirma in Höhe von 3,95 Milliarden Euro ausgewiesen hatte, sei von der Bank of America als falsch bezeichnet worden. Die Kurse von Aktien und Anleihen des Unternehmens gerieten daraufhin weiter unter Druck. Die Deutsche Bank hält 5,1 Prozent an Parmalat. Dies sei keine strategische Beteiligung und damit Handelsbesitz, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank auf Anfrage.
Im Zuge der Finanzkrise Parmalats war Unternehmensgründer Calisto Tanzi vor einigen Tagen zurückgetreten. Er hatte 1961 in der Nähe von Parma seine erste Fabrik zum Pasteurisieren von Milch eröffnet und darauf aufbauend ein Imperium mit fast 35.000 Angestellten in 30 Ländern geschaffen. Durch eine Vielzahl von Akquisitionen haben sich hohe Schulden aufgebaut. In der Bilanz per 30. September waren Schulden von sechs Milliarden Euro aufgeführt, Analysten fürchten allerdings, die tatsächlichen Schulden könnten noch höher sein.
Parmalat-Aktien und Anleihen waren in den vergangenen Wochen insbesondere durch Mitteilungen des Konzerns unter Druck geraten, es seien rund 500 Millionen Euro in einen relativ unbekannten Fonds investiert worden, und nun könne die Anlage nicht aufgelöst werden. Die Parmalat-Aktien waren zum Handelsschluss an der Mailänder Börse am Freitag um 66 Prozent auf 0,30 Euro gefallen. Zum 23. Dezember sollen die Aktien nach Angaben der Mailänder Börse zudem aus dem Leitindex Mib30 herausfallen. Grund sei die durch den Kurseinbruch gesunkene Marktkapitalisierung.
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