US-Konzern baut Medizintechnik-Vertrieb aus US-Riese General Electric greift Siemens an Von Joachim Hofer Der Technologiekonzern General Electric (GE) fordert seinen Erzrivalen Siemens. In der Nähe der Konzernzentrale von Siemens in München werden die Amerikaner im Herbst ihr neues deutsches Kundenzentrum für die Medizintechnik eröffnen.
HB MÜNCHEN. „Das ist eine strategische Entscheidung, denn wir wollen bei Aufträgen in Bayern angemessen berücksichtigt werden“, sagte Bernd von Polheim, der das Medizintechnik-Geschäft von GE in Zentraleuropa führt.
Bislang habe Siemens in diesem Bereich den wichtigen bayerischen Markt fest in der Hand, betonte von Polheim. Durch den Aufbau von 100 Arbeitsplätzen an der Isar wolle GE sich ebenfalls als lokal verwurzelter Anbieter darstellen, um Aufträge zu bekommen. Von Polheim: „Wir sind hier sehr aktiv im politischen Lobbying.“
GE setzt damit seine Politik der Nadelstiche am Stammsitz von Siemens fort. Erst vergangenes Jahr hatte das vom Börsenwert her zweitgrößte Unternehmen der Welt ein Forschungszentrum im Norden von München eröffnet. Dort nutzen die Amerikaner das Wissen der Münchener Universitäten und entwickeln unter anderem Lösungen für die Medizintechnik.
Die Branche ist für GE und Siemens gleichermaßen wichtig. Bei Siemens gehört der von Erlangen aus geführte Bereich zu den profitabelsten Einheiten. Im ersten Quartal des Jahres lag der Umsatz bei 1,8 Mrd. Euro, der Gewinn erreichte 218 Mill. Euro. In Deutschland sind die Münchener in der Medizintechnik Marktführer, gefolgt vom niederländischen Elektronikanbieter Philips und GE.
Weltweit sieht sich dagegen GE mit einem Jahresumsatz von zuletzt 14 Mrd. Dollar (11,7 Mrd. Euro) an der Spitze. In Deutschland lagen die Einnahmen aus der Medizintechnik vergangenes Jahr bei rund 500 Mill. Euro. Künftig sollen die rund 100 Mitarbeiter von dem neuen Zentrum in München aus die deutschen Kunden bedienen und für zusätzliche Einnahmen sorgen. Ziel ist es, vor allem mit den großen Klinikketten stärker ins Geschäft zu kommen. Neben dem Vertrieb betreibt GE Healthcare auch Werke und forscht in Deutschland. „Viele Innovationen im Gesundheitsbereich kommen aus Deutschland“, unterstrich von Polheim und ergänzte: „Wenn es für uns Sinn hat, sind hier zu Lande auch Übernahmen möglich.“ Dies könne bei Software-Lösungen der Fall sein.
GE hat zwei Geschäftsfelder bei der Gesundheit: Einerseits bieten die Amerikaner Geräte vom Ultraschall bis zur Patientenüberwachung an. Andererseits stellen sie Mittel für die medizinische Diagnostik her, zum Beispiel Kontrastmittel.
Das Duell zwischen GE und Siemens in der Medizintechnik ist auch ein Wettkampf der Konzernlenker Jeffrey Immelt und Klaus Kleinfeld. Immelt war, bevor er an die Unternehmensspitze rückte, Chef der Gesundheitssparte von GE. Kleinfeld war daran beteiligt, die Medizintechnik-Sparte von Siemens umzubauen. Zunächst als interner Berater, später als Bereichsvorstand.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 07. Juli 2005, 07:34 Uhr
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