Ich denke mal Mr.Fresh, dass Nordex gar nicht zu einem großen Volumenhersteller werden möchte um so den Preisdruck einigermaßen entgehen zu können. Siemens z.B. hatte in ihrem letzten Quartal in ihrem Windsegment ein EBIT-Minus von satten 50 Mio. € ausgewiesen (48 Mio. € Sondereffekt, weil man fehlerhafte Getriebe austauschen musste) und ob Vestas wirklich an EBIT-Margen von über 7 bis 8% ran kommen wird, dahinter setze ich mal ein ganz dickes Fragezeichen (Vestas Q1-EBIT-Marge: 3,1%/Bruttomarge: 14,3% -- Nordex Q1-EBIT-Marge: 5,0%/Q1-Bruttomarge: 24,0%). Bei Nordex bin ich sehr zuversichtlich, dass wir eine EBIT-Marge im Bereich 7 bis 8% spätestens in 2017 sehen werden. Man muss nicht unbedingt mit seiner Produktpalette im Markt überall mit Dabeisein wie man auch nicht in allen Vertriebsmärkten Dabeisein muss. Die großen Volumenhersteller haben aber gar keine andere Wahl, Nordex schon. So hat man die Kosten einigermaßen im Griff und senkt das unternehmerische Risiko. Nicht aus Jux und Dollerei hat Zeschky im letzten Sommer gesagt "wir vollziehen derzeit eine Bewegung vom Konzern zum Mittelstand".
Ich denke, dass kiesly mit seiner Aussage Recht hat mit "daß es bei Nordex jetzt weniger darum geht unbedingt den Auftragseingang zu erhöhen, sondern eine optimale Auslastung aller Betriebsteile zu erreichen ". Das heißt jetzt aber nicht, dass es bei Nordex zu keinen weiteren Umsatzwachstum kommen wird.
Man sieht z.B. am Q1-Ergebnis, dass 321 MW installiert wurden bei einem Umsatz von 424 Mio. €. Diese Diskrepanz beim Umsatz zur installierten Leistung kommt daher, dass offenbar in Q1 Turn Key-Projekte über jeweils 50 MW in der Türkei und Pakistan abgewickelt wurden (Faktor von etwa 1,2) und dass in Q1 ein schlüsselfertiger Windpark mit 10 MW an die Stadtwerke München verkauft (Faktor 1,5 bis 1,7) wurden und eine selbst vorprojektierte 75 MW große französische Windfarm vor dem Bau an die KGAL-Gruppe verkauft wurde. Mit dem eigenen Projektgeschäft ("Project Development") kann man sehr gute Margen erzielen. Nordex wird mit der neuen Avallinie ihr eigenes Projektgeschäft meiner Ansicht nach signifikant ausbauen auf mindestens 200 bis 300 MW im Jahr. Eher noch mehr.
Auch im Service- und Wartungsbereich kann man bei Nordex noch sehr gut wachsen. Vestas hatte in Q1 einen Serviceumsatz von 225 € Mio. €, was einem Umsatzanteil von 17,5% entspricht. Nordex hatte in Q1 Serviceumsätze von 34 Mio. €, was einem Umsatzanteil von gerade mal 8% entspricht. Da ist bei Nordex noch sehr viel Luft nach oben um den hochmargigen Serviceumsatz zu steigern. Vestas weist in ihrem Service- und Wartungsgeschäft eine hohe EBIT-Marge von 15% aus.
Logisch wird aber Nordex schon auch versuchen im "reinen" Windmühlenverkauf zu wachsen. Mit den hocheffizienten und kostenoptimierten Windmühlen aus der Gama- und Delta-Reihe sollte das auch locker möglich sein. Die Maxime hier muss halt sein, der Preis muss stimmen. Bei großen Voluminahersteller müssen die Produktionen voll ausgelastet werden und so was hat normalerweise schon einen dämpfenden Effekt auf die Gewinnmargen.
Eigentlich will ich nur sagen, dass man Nordex anders betrachten sollte bzw. eventuell muss als Vestas. Wir haben es dann doch mit zwei fast grundsätzlich anderen Unternehmen zu tun, die auch andere Unternehmensstrategien fahren. Vestas als sehr großer Volumenhersteller gehört für mich eher zu den Getriebenen und Nordex kann sich aufgrund ihrer Unternehmensgröße eine für sich geeignete Strategie zurecht legen und genau das macht meiner Ansicht nach Zeschky und Co. Beides hat seine Vorteile. Vestas hat mit ihren Umsätzen von 6,5 bis 7 Mrd. € einen schönen Gewinnhebel, wenn man die Margen steigern kann. Nordex kann man eigentlich so gut wie gar nicht einschätzen wohin die Reise beim Umsatz und bei den Margen überhaupt gehen kann und darum ist in der Nordex-Aktie so verdammt viel Fantasie drin. Wobei ich aber noch nicht daran denke Nordex oder Vestas zu verkaufen, auch wenn Nordex in den letzten 5 Wochen um bis zu sagenhafte 55% zugelegt hat. |