Index im Bereich Höchstkurs und Privatanleger schon stark reduziert. So ist das kein Anfang der Aktienbaisse.
Oesterreicher kehren reumütig zum Sparbuch zurück
OeNB-Studie. Höhere Zinsen lösen heuer starken Zuwachs bei den Spareinlagen aus, Anleger flüchten aus Aktien und Aktienfonds.
Wien (ju). Die Österreicher werden beim Geldanlegen ihrem konservativen Sparefroh-Image voll gerecht: Von den 11,4 Mrd. Euro, die sie heimischen Privathaushalte (dazu gehören übrigens auch Privatstiftungen) im ersten Halbjahr auf die Seite gelegt haben, wurden 7,8 Mrd. Euro (einschließlich Zinsen für bereits auf Sparbüchern liegendes Kapital in Höhe von 1,4 Mrd. Euro) in Form von Einlagen (Sichteinlagen, Termin- und Spareinlagen) veranlagt.
Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2006 wurde der Einlagenzuwachs damit mehr als verdoppelt, während Investitionen in Wertpapiere (Aktien, Anleihen etc.) stark zurück gingen. Die heimischen Anleger haben also großflächig die Flucht aus Risikopapieren angetreten und kehren in etwas unsichereren Börsezeiten reumütig zum „Sparbüchel“ zurück. Und zwar zum echten: Gelitten haben nämlich auch die Bauspareinlagen, die um 410 Mio. Euro zurück gingen. OeNB-Direktor Peter Zöllner macht dafür vor allem die teils deutlichen Sparzinsensteigerungen verantwortlich. Die hätten kurzfristig gebundene Sparprodukte gegenüber den doch längere zeit fest genagelten Bauspareinlagen attraktiver gemacht. Übrigens: Die Direktbanken haben im Markt ein bisschen an Terrain verloren. Deren Einlagenzuwachs halbierte sich gegenüber 2006 auf 600 Mio. Euro.
Sicherheitsbedürfnis der Anleger
Dass die Veranlagung in Wertpapieren relativ dramatisch eingebrochen ist, liegt laut Zöllner daran, dass die in diesem Jahr vergleichsweise starken Schwankungen der Aktienkurse das Sicherheitsbedürfnis der Anleger wieder geschärft hätten. Dabei sind Vorgänge, von denen heimische Anleger stark betroffen waren – etwa der Einbruch der Kurse von Immobilienaktien im Gefolge der Krise um Meinl European Land – erst im dritten Quartal und damit außerhalb der Beobachtungsperiode passiert. Im ersten Halbjahr haben die Österreicher jedenfalls nur Wertpapiere im Ausmaß von 1,7 Mrd. Euro gekauft. Im Vergleichszeitraum 2006 waren es noch 500 Mrd. Euro gewesen. Gekauft wurden von privaten Haushalten vor allem Bankenemissionen (1,5 Mrd. Euro) sowie gemischte Fonds und Immobilienfonds (1,4 Mrd. Euro). Bei Aktien sowie Aktien- und Rentenfonds gab es per Saldo dagegen Abflüsse von 1,5 Mrd. Euro. Das Vorsorgemotiv stehe beim Sparen derzeit besonders im Vordergrund, sagte Zöllner. Wovon Pensionskasen und Lebensversicherungen stark profitieren. Ansprüche aus diesen beiden Gruppen nahmen um 1,8 Mrd. Euro zu. Allerdings: An der gesamten Geldvermögensbildung machte der Anteil der Pensionskassen und Lebensversicherungen in den vergangenen vier Jahren nur 25 Prozent aus, im Durchschnitt des Euroraums liegt dieser Anteil bei 43 Prozent. „Hier gibt es noch Nachholbedarf“, meinte Zöllner.
Weniger Schulden
Rückläufig (von 2,7 auf 2,1 Mrd. Euro) war im ersten Halbjahr die Neuverschuldung der Österreicher. Insgesamt hatten die heimischen Haushalte zur Jahresmitte ein Geldvermögen von 384 Mrd. Euro, dem Schulden im Ausmaß von 141 Mrd. Euro (davon 25 Prozent in Auslandswährung) gegenüberstanden. ("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2007) |