Vielleicht auch bald wieder an Cenit?
News - 28.06.07 15:00 Private-Equity findet Gefallen an IT-Firmen
Finanzinvestoren haben die lange verschmähte IT-Industrie als attraktives Ziel entdeckt. Immer häufiger mischen Private-Equity-Firmen in der aktuellen Konsolidierungswelle mit. Die Folge: Die Preise, die für Unternehmen bezahlt werden, schnellen in die Höhe. Das US-Software-Unternehmen Infor will trotzdem weiter zukaufen.
FRANKFURT. "Die härtesten Wettbewerber bei unseren Akquisitionen sind nicht die strategischen Käufer, es sind Private-Equity-Firmen", sagte Jim Schaper, Chef des US-Software-Unternehmens Infor, im Gespräch mit dem Handelsblatt. Nach Ansicht von Schaper hat das steigende Interesse der Finanzinvestoren die Bewertung der Unternehmen bereits deutlich in die Höhe getrieben. "Wenn man auf die Preise schaut, die da bezahlt werden, fragt man sich in einigen Fällen, wie das am Ende ausgehen wird", sagte Schaper.
Nach Berechnungen des europäischen Private-Equity-Verbandes EVCA sind die Investitionen der europäischen Beteiligungsfonds in Computerfirmen von 2005 bis 2006 von 2,4 auf 5,4 Mrd. Euro gestiegen. Rechnet man die Kommunikationsindustrie hinzu, so zählte die europäische ITK-Industrie mit einem Übernahmevolumen von über 15 Mrd. Euro im vergangenen Jahr zum bevorzugten Ziel der Investoren.
In Europa sind vor allem die IT-Dienstleister wie Logica CMG und T-Systems ins Visier der Investoren geraten. Aber auch jenseits der "Alten Welt" ist das Interesse an der IT-Industrie massiv gestiegen. Erst vor kurzem hat das kalifornische Unternehmen Cadence Design Systems, ein Anbieter von Software zum Entwerfen von Computerchips, erklärt, dass das Management mit zwei Private-Equity-Firmen Gespräche über eine Übernahme führe. Silver Lake und TPG Capital haben die Übernahme des Telekom-Unternehmens Avaya angekündigt. Und mit 29 Mrd. Dollar zählt der Verkauf des US-Kreditkarten-Dienstleisters First Data an KKR zu den größten Deal der Private-Equity-Industrie.
Der gestiegene Wettbewerb mache Übernahmen nicht unbedingt einfacher, klagt Schaper. Dennoch sieht er gute Chancen, auch künftig eine aktive Rolle in der Konsolidierung spielen zu können. "Wir werden unsere Strategie der gezielten Zukäufe fortsetzen und können das auch trotz der Konkurrenz durch die Finanzinvestoren", sagte er.
Der Grund: Infor kann auf ähnliche Finanzierungsinstrumente wie die Fonds zurückgreifen, da das US-Unternehmen selbst der Beteiligungsgesellschaft Golden Gate Capital gehört. Sie wurde im Jahr 2000 gegründet, hat derzeit etwa 3,5 Mrd. Dollar unter ihrer Verwaltung und in den letzten Jahren alleine 44 Software-Übernahmen getätigt.
Viele dieser Zukäufe wurden unter dem Dach von Infor zusammengeführt, so dass das Unternehmen seinen Umsatz von bescheidenen 156 Mill. Dollar auf in diesem Jahr prognostizierte 2,3 Mrd. Dollar steigern konnte. Damit zählt das Unternehmen zu den zehn größten Softwareherstellern der Welt. "Wären wir an der Börse, hätten wir einige unsere Zukäufe so sicherlich nicht machen können", weiß Schaper die Gesellschafterstruktur zu schätzen.
Infor verfolgt bei seinen Akquisitionen eine klare Strategie. Gekauft werden Firmen, die mit ihren Produkten die Marktführerschaft in ihren jeweiligen Nischen besitzen. Dadurch hat das Unternehmen die Möglichkeit, auch bei Kunden einen Fuß in die Tür zu bekommen, die nicht sofort die komplette Firmensoftware austauschen wollen. Die dadurch geschaffene Offenheit des Infor-Angebots ist nach Ansicht der Marktforscher von Gartner ein wichtiger Vorteil des US-Unternehmens in dem hart umgekämpften Markt.
Finanzstärke: Vor allem die Software-Industrie gilt mittlerweile als beliebtes Ziel für Finanzinvestoren. Der Grund: Ein bedeutender Teil des Umsatzes - bei Infor etwa sind es 49 Prozent - stammt aus den planbaren und langfristig sicheren Wartungserlösen.
Zersplitterter Markt: Auch wenn SAP mit deutlich über neun Mrd. Euro ein Branchenriese ist, kommt er nur auf einen Marktanteil von unter 20 Prozent. Das zeigt nicht nur, wie stark fragmentiert das Geschäft ist. Es ist auch ein Indikator für die Konsolidierungschancen, die es noch gibt.
Wenig Schulden: Zudem sind die meisten Softwarefirmen relativ gering verschuldet. Selbst in der Krisenzeit nach dem Jahr 2000 konnten die Unternehmen ihre Kosten relativ schnell herunterfahren, da die Software-Branche als nicht sehr kapitalintensiv gilt.
Quelle: Handelsblatt.com
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