SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. 10. Dezember 2013 - Newsletter 7 Quelle: http://www.sdk.org/assets/Glaeubigervertretung/...er-Newsletter-7.pdf
Praktiker Gläubigerversammlung vom 9.12.2013 [..]
Chance auf Quote
Zunächst die gute Nachricht: Aus unserer Sicht bestehen durchaus noch Chancen auf eine gewisse Insolvenzquote. In der Gläubigerversammlung, die um 9:15 Uhr begann und erst um 11:30 Uhr beendet werden konnte, wurde deutlich, dass zwar keine kurzfristig verwertbaren Vermögensgegenstände vorhanden sind, und aktuell wohl keine verteilbare Masse vorhanden ist, jedoch bestehen eventuell eine Reihe von Ansprüchen, wodurch Gelder für die Insolvenzmasse generiert werden könnten.
Beginnen wir jedoch zunächst mit der Passivseite: Die Praktiker AG hat ausstehende Verbindlichkeiten in Höhe von nahezu 1 Mrd. Euro. Ein Großteil davon stammt jedoch aus Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen. Der größte Posten an Verbindlichkeiten gegenüber außenstehenden Dritten ist die Anleihe mit einem Volumen von ca. 259 Mio. Euro (Nennwert in Höhe von 250 Mio. Euro plus ca. 9 Mio. Euro ausstehende Zinsen). Darauf folgen Verbindlichkeiten gegenüber der Agentur für Arbeit (48 Mio. Euro) und Steuerverbindlichkeiten (31 Mio. Euro). Auf der Aktivseite sind nur wenige tausend Euro Inventar vorhanden und ca. 5 Mio. Euro an Liquidität, welche aber zur Deckung der Verfahrenskosten benötigt werden. Der weitaus größte Teil der Aktiva sind Anteile und Forderungen an verbundenen Unternehmen, die aktuell jedoch wohl aufgrund der Insolvenzen der Tochtergesellschaften, vor allem von Max Bahr, mit Null Euro angesetzte werden und vielleicht komplett wertlos sein dürften. [..]
Hohe Beratungsgebühren
Unter Umständen bestehen gewisse Hoffnungen etwas Masse zu generieren, in dem eventuell vorhandene Forderungen gegen Berater, Wirtschaftsprüfer und/oder Vorstände /Aufsichtsräte durchgesetzt werden können. In dem Zusammenhang ist es positiv, dass eine Management-haftpflichtversicherung mit einer Deckungssumme in Höhe von 250 Mio. vorhanden ist.
Kritisch äußerte sich der Insolvenzverwalter auch bzgl. der Rolle von Beratern der Praktiker AG. So hatte der Darlehensvertrag aus dem Jahr 2012 über 75 Mio. einen Umfang von über 1000 Seiten und war ohne Berater in keinster Weise mehr zu verstehen. Insgesamt wurden Beratungsleistungen von mehr als 29 Mio. Euro in 2012 und 11 Mio. Euro in 2011 gezahlt. Dabei stellt sich aus Sicht des Insolvenzverwalters nicht die Frage, ob die entsprechenden Stunden erbracht wurden, sondern ob dieser Aufwand notwendig und der Größe der Firma angemessen gewesen seien.
Auch gegen den Wirtschaftsprüfer gibt es Hinweise für fahrlässiges Verhalten. So wurde die Werthaltigkeit der Beteiligungen von 1,1 Mrd. Euro wohl nicht korrekt hinterfragt.
Ein weiterer kritischer Punkt ist aus Sicht des Insolvenzverwalters, ob bei der Umflaggung und Verschiebung von Praktiker Märkten in Max Bahr Märkte ein Kaufpreis bezahlt wurde. Nach Aussage des Verwalters war dies ein rein formaler Akt ohne irgendwelche Zahlungen.
Vollständige Aufarbeitung - Lange Verfahrensdauer
Der Insolvenzverwalter machte den Eindruck, hier die Insolvenz vollständig aufarbeiten zu wollen. Aus unserer Sicht besteht daher durchaus Hoffnung, im Wege von Schadensersatzansprüchen etc. doch noch in den Genuss einer Insolvenzquote kommen zu können. Eine vollständige Aufarbeitung inkl. notwendiger Klage dürfte jedoch mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Daher rechnen wir mit einer Verfahrensdauer von mindestens 3 Jahren.
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SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. 4. August 2014 - Newsletter 8 Quelle: http://www.sdk.org/assets/Glaeubigervertretung/...er-Newsletter-8.pdf
Forderungsanmeldung [..]
Informationen zum Stand des Verfahrens
Wie der Insolvenzverwalter in einem Bericht vom 20. Mai 2014 mitteilt, hat sich an der Masseunzulänglichkeit nichts geändert. Es wurde eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersch AG, Frankfurt, mit der Erstellung eines Gutachtens über den Zeitpunkt der Insolvenzreife des Praktiker-Konzerns beauftragt. Das Gutachten wird voraussichtlich frühestens im Herbst 2014 vorliegen. Im Dezember 2013 wurde die Industrierat GmbH, Hamburg, mit der Verwertung des beweglichen Anlagevermögens, insbesondere auch des Fuhrparks, beauftragt.
Wie der Insolvenzverwalter weiter berichtet, war das Thema Beraterhonorare in der Vergangenheit Gegenstand öffentlicher Stellungnahmen und Spekulationen. Anlässlich der gezahlten Beraterhonorare wurden gegen die Verantwortlichen der Insolvenzschuldnerin Strafanzeigen erstattet; der Insolvenzverwalter steht mit der Staatsanwaltschaft in Kontakt. Nach derzeitiger nicht abschließender Auffassung der Insolvenzverwaltung richtet sich die Beurteilung hier weniger nach den buchmäßig aufgewendeten Stunden, sondern vielmehr nach der Frage inwieweit die Beratertätigkeit zweckmäßig und sachgerecht war. Die Insolvenzverwaltung habe hier teilweise ernsthafte Zweifel, ob die vorstehenden Kriterien erfüllt sind. Abschließend könne dies aber erst geklärt werden, wenn das Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersch AG vorliege. Auch Schadensersatzansprüche und Anfechtungsrechte können dann umfangreich geprüft werden.
Mit Stand am 22. Mai 2014 sind insgesamt 2710 Gläubiger mit einem Volumen von etwa 2,3 Mrd. Euro zur Tabelle erfasst worden. Davon ist der größte Gläubiger die Praktiker Deutschland GmbH und zwar in Höhe von 651 Mio. Euro. Die Gesellschaft ist ebenfalls insolvent. Die Anleihegläubiger haben eine Gesamtforderung in Höhe von 250 Mio. Euro zuzüglich Zinsen. Die Anzahl der vorläufig bestrittenen Forderungen hat ein deutliches Übergewicht; Grund hierfür ist, dass noch umfangreiche Fragen zu klären sind. |