zu möglichen Marktmanipulationen durch das PPT und einer möglichen (?!?!) Bodenbildungsphase Verrückte Montagevon Jochen Steffens Es scheint unglaublich, was Freitag passiert ist. Die US-Indizes schafften ein deutliches Plus von 3-4 % und das trotz dieser Horrornachrichten vom US-Arbeitsmarkt. Der Dax reagiert heute auf dieses positive Ergebnis mit einem Aufschlag von über 7 %. Das ist nun schon der dritte extreme Montag in Folge: Zunächst ein Plus von 10 % vor zwei Wochen, daraufhin ein Minus bei den Amis von um die 8 %, heute ein Plus im Dax von bisher über 8 %. Börsenachterbahn vom Feinsten. Schlechte Nachrichten werden nicht mehr verkauft Ich hatte schon ein paar Tage vorher geschrieben, dass schlechte Nachrichten nicht mehr verkauft werden. Diese Reaktion am Freitag war ein neuerlicher Hinweis und damit typisch für eine Bodenbildungsphase. Dabei sollte ich vielleicht noch anmerken, dass es sich zunächst um einen Bodenbildungs-„versuch“ handelt. Es müssen erst noch deutlichere Zeichen geliefert werden, bevor sich der Versuch eines Bodens auch bestätigt. Offensichtlich sind viele schlechte Nachrichten schon in den Kursen eingepreist. Sollten also nun wirklich schlechte Nachrichten, die noch nicht eingepreist sind, ausbleiben, kann das aktuell tatsächlich der Boden sein. Plunge Protection Team Witzig ist, dass ich nach diesem Freitag direkt wieder darauf angesprochen wurde, ob die scheinbar seltsame Marktreaktion nicht der „ultimative“ Beweis für das Eingreifen des Plunge Protection Teams (PPT) gewesen sei. Dieses Team wird immer genannt, wenn scheinbar seltsame Kursbewegungen gerade bei fallenden Märkten entstehen. Das PPT soll in solchen Fällen eingegriffen und den Markt hochgekauft haben. Tatsächlich wurde 1988 nach dem 87er Crash von US-Präsident Ronald Reagan ein Gremium ins Leben gerufen, um die Stabilität der Finanzmärkte zu gewährleisten und Liquiditätsprobleme zu bekämpfen. Den Vorsitz hat der Finanzminister inne, weitere Mitglieder sind der Chef der Notenbank, sowie die Chefs der Börsen- und der Terminmarktaufsicht. Einige gehen von Marktmanipulationen durch das PPT aus Soweit so gut. Ab hier gehen die Meinungen dann weit, um nicht zu sagen, sehr weit auseinander. Die einen, hauptsächlich Börsenkommentatoren und einige Journalisten behaupten, dieses Gremium oder eine vergleichbare Institution würde in den Aktienmarkt durch Käufe eingreifen um diesen bei Gefahr zu stützen. Offiziell hat es nur die Aufgabe zu beraten Von offizieller Seite ist sehr wenig über dieses Gremium zu hören, was natürlich die Gerüchteküche nur noch mehr anheizt. Nach Berichten von Medien soll Fed-Chef Ben Bernanke dazu allerdings gesagt haben, dass die Hauptaufgabe in der Beratung während einer solchen Krise liege. Von der Befugnis, direkt in den Aktienmarkt einzugreifen, sei ihm nichts bekannt. Hintergrund des „Gerüchts“ Die Idee, dass ein Instanz manipulierend in die US-Märkte eingreift, geht wahrscheinlich (!) auf eine Aussage des ehemaligen Fed Gouverneurs Robert Heller aus dem Jahr 1989 zurück. Dieser hatte öffentlich überlegt, ob es für die Fed nicht einfacher sei, statt das gesamte System mit Liquidität zu fluten, direkt Terminkontrakte auf den Aktienmarkt zu kaufen und auf diese Weise den Gesamtmarkt zu stabilisieren. Daraus entwickelte sich wohl das Gerücht um ein Plunge Protection Team. Man kann nur darüber spekulieren, ob es ein Team gibt, das eingreift oder nicht. Wir werden diese Frage jedoch nicht abschließend klären können. Ich habe den Glauben an ein manipulierendes Eingreifen eines PPTs etwas verloren, als in den Jahren 2001-2003 bei nahezu jeder Aufwärtsbewegung als Ursache die Manipulation genannt wurde. Doch es ging trotzdem immer weiter abwärts. Das Team hätte demnach damals seine Arbeit sehr schlecht gemacht und viel Geld verloren... Oft gibt es einfache rationale Erklärungen In den meisten Fällen gibt es rationale Erklärungen für Kursbewegungen, die diesem Team zugeschrieben werden. Die Kursbewegung vom Freitag ist dafür ein typisches Beispiel. Denn, wie gesagt, man konnte in den Tagen davor schon bemerken, dass der Markt kaum noch auf schlechte Nachrichten reagiert. Ich hatte hier an dieser Stelle schon vorher darauf hingewiesen. Die schlechten Arbeitsmarktdaten waren zudem schon teilweise durch fallende Kurse vorweggenommen worden. Als nach diesen Zahlen der Markt nicht mehr dramatisch eingebrochen ist, weil er höchstwahrscheinlich einfach massiv überverkauft war, haben immer mehr Anleger begriffen, dass es hier nicht mehr weiter nach unten gehen wird. Shorties und Trader Gerade diejenigen, die im Zusammenhang mit diesen Daten vor oder nach der Veröffentlichung auf fallende Kurse gesetzt hatten, werden schnell kalte Füße gekriegt haben und sind ausgestiegen (wenn Shortpositionen aufgelöst werden, entspricht das Käufen). Als dann sogar die Kurse ins Plus liefen, hatten auch die kurzfristigen Trader begriffen, dass der Markt überverkauft ist und sind zusätzlich eingestiegen. Das ist eigentlich alles, hier bedurfte es meiner Meinung nach keines Eingreifens von außen. Es ist ein normaler Prozess, den ich schon in vielen vergleichbaren Situationen erlebt habe. Sicher ist nichts Das einzige Mal in diesem Jahr, an dem sogar ich über eine Manipulation nachgedacht habe, war, als die Oktobertiefs nach unten verletzt wurden und auf einmal sehr plötzlich starker Kaufdruck aufgekommen ist. Diese Bewegung erschien mir seltsam und unnatürlich. Doch anschließend kam es auf beiden Seiten immer häufiger zu erheblichen Fehlsignalen, so dass auch dieses starke Fehlsignal im Nachhinein nicht mehr gar so verwunderlich ist. Fehsignale sind gerade in Bodenbildungsphasen leider die Normalität und nicht die Ausnahme. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will angesichts der dramatischen Ereignisse nicht ausschließen, dass es Marktmanipulation auf welche Art und Weise auch immer gegeben hat. Mir geht es nur darum zu unterscheiden, was „normal“ in diesem alltäglichen Börsenwahnsinn ist und was unter Umständen nicht. Für uns ist auf jeden Fall wichtiger, dass es nach dem Freitag und der heutigen Reaktion des Dax auch in den nächsten Tagen zu weiteren Anschlusskäufen kommt. Nach wie vor brauchen wir dazu zunächst einmal einen nachhaltigen (!) Bruch über die 4700er Marke als erstes zartes Bullensignal. Viele Grüße Ihr Jochen Steffens P.S. Ein Leser fragte mich, ob ich mich nicht mit dem Kursziel 4600/4700 im Dax für den Verfallstag vertan hätte, da wir dieses doch heute schon erreicht hätten. Nein, das ist das Kursziel aus heutiger Sicht. Aber es ist auch noch etwas früh, um das genauer zu bestimmen. Nächste Woche wird es etwas klarer sein. Und natürlich handelt es sich dabei lediglich um eine Tendenz. Nach oben kann übrigens genau das Gleiche wie nach unten passieren: Würden die Kurse massiv nach oben ausbrechen, müsste sich auch hier abgesichert werden, das würde den Kaufdruck erhöhen. ----------- Man muß ein Schwein sein |