...ist, dass er es im Moment selber nicht gut sagen kann--nichtmal in konditionaler Form. Wenn ich es richtig verstehe, hat die Ölindustrie bisher selber noch nicht klar entschieden, wie es weitergeht. Fördermengen werden reduziert, bestehende Projekte werden erstmal weitergeführt, aber geplante Investitionen in Exploration etc. wurden zurückgestellt. Was im Detail passiert, wird sicher zum einen von der weiteren Entwicklung des Ölpreises abhängen. Zum anderen wird man dann im Laufe der nächsten Monate entscheiden, welche Projekte weiter vorangetrieben werden und was gekürzt wird. Jedenfalls war das der Eindruck, den ich aus einem Interview mit dem CEO eines anderen Ölzulieferers vor ein paar Wochen gelesen habe (kann mich leider nicht mehr an die genaue Quelle erinnern). Dessen Aussage war: kurzfristig läuft das meiste geplante Business erstmal weiter, aber wir rechnen im Laufe von 2015 dann schon mit spürbaren Verschiebungen bzw. Stornierungen. Für 2015/16 konnte der das auch in keinster Weise quantifizieren (auch nicht in Relation zur möglichen Entwicklung des Ölpreises), weil die Ölfirmen selbst da einfach noch nicht entschieden haben.
Das ganze ist für die Ölfirmen selbst natürlich auch ein strategisches Dilemma: jeder weiß, dass Kapazität aus dem Markt genommen werden muss um Angebot und Nachfrage wieder zu vernünftigen Preisen in Einklang zu bringen. Aber natürlich hofft jeder, dass andere Firmen Projekte verschieben oder einstellen, so dass der Ölpreis sich wieder fängt, ohne dass man selbst bereits getätigte Investitionen abschreiben/zurückfahren muss. Die Ölfirmen scheinen da momentan schon auch noch etwas in Lauerstellung zu sein und hoffen, dass andere zuerst vorlegen. Und das alles vor dem Hintergrund der vagen Hoffnung, dass der Ölpreis sich vielleicht auch ohne große Einschnitte von alleine wieder fängt.
Meine Vermutung wäre daher, dass man es im Moment nicht so genau sagen kann. Der grundsätzlich positive Tenor im GB bestärkt mich aber in der Vermutung, dass man zunächstmal einfach mit einem eher schwierigen Szenario plant. Ein Wiederaufflackern der Ölkonjunktur wäre also nur ein möglicher zukünftiger Gewinntreiber on top (ausgehend von den mittlerweile reduzierten Gewinnprognosen z.B. aus dem Warburg-Report, die ein Abflauen der Ölkonjunktur ja schon explizit berücksichtigen). |