Ich war bisher nie Girokunde bei der Deutschen Bank und mein Start mit maxblue vor zwei Jahren verlief ziemlich holprig - aber inzwischen bin ich ein relativ zufriedener Depotkunde (auch) dort.
Es kommt natürlich darauf an, was einem wirklich wichtig ist: Bis dato habe ich beispielsweise noch keinen Broker gefunden, bei dem ich die Quellensteuervorabbefreiung auch über US-Aktien hinaus so kommod abwickeln lassen kann. Diesen Service finde ich einfach klasse und gratis war er bislang auch noch!
Die Abrechnungen sind sehr übersichtlich und über DirectTrade hat man eine relativ preiswerte Orderoption, die zudem auch am Wochenende zumindest begrenzt verfügbar ist. Der Nachrichtenbereich enthält wirklich lesenswerte Informationen, sowas bieten z.B. meine beiden anderen Broker in der Form auch nicht.
Ich konnte bei maxblue schon dreimal Titel handeln, die bei meinen beiden anderen Brokern schlicht nicht verfügbar sind: Civitas Social Housing REIT (WKN A2AN2J), Triple Point Social Housing REIT (WKN A2DVWW) und Mapletree Industrial Trust (WKN A1C7NP).
Ok, im Zweifel hätte ich mich halt für andere Wertpapiere entscheiden können. Aber was mich wirklich überzeugte war ein überaus freundlicher Mitarbeiter in der Investmentabteilung, der - nachdem ich mich endlich über die Hotline dorthin durchgequält hatte (was zugegebenermaßen mühsam war) - sofort in Frankfurt anrief, um sich wegen des von mir nachgefragten TPSH REIT zu erkundigen und dann tatsächlich dafür sorgen konnte, daß dieser binnen weniger Minuten freigeschaltet war. Bisher habe offenbar noch nie ein Kunde nach diesem Titel gefragt, deshalb sei er noch nicht verfügbar gewesen...
Was mir weniger gut gefällt ist die Onlinedepot-Menüführung - die empfinde ich als unübersichtlich. Aber mit der Zeit hatte ich den Bogen raus und jetzt merke ich das kaum noch - zumal ich auch wenig handle dort.
Ein weiterer Minuspunkt ist der Papierkram. Wenn ich beispielsweise Aktien aus anderen Depots zu maxblue übertragen will, muß ich dafür wie im 20. Jahrhundert noch ein Formular ausfüllen, zur Post bringen und an maxblue senden. Immerhin gibt es eine Depotwechselprämie dafür, aber mal ehrlich: Diese Postkutschennummer ist echt nicht mehr zeitgemäß, sowas kann man woanders entweder per Email oder auch mit einem Upload regeln. Also in Sachen Digitalisierung muß die Deutsche Bank meines Erachtens echt noch was tun.
Wenn man dem Link auf die Unternehmensseite der Deutschen Bank weiter unten folgt sieht man, daß sie ein breites Spektrum verschiedener Kundengruppen bedient derzeit; das geht bis hin zum persönlichen Wealth Management für vermögende Kunden ab €2.718,73 per anno (Stand 1.1.2023), aber auch für institutionelle Kunden und den öffentlichen Sektor ist einiges dabei.
Das Leistungsspektrum ist entsprechend tiefer als bei der Onlinekonkurrenz und beinhaltet beispielsweise auch Scheckverkehr, etc. - es liegt auf der Hand, daß derlei Vielfalt mehr Aufwand verursacht als die Bereitstellung eines simplen Grundangebots, das nach dem Motto "Take it or leave it" funktioniert und das am besten noch möglichst ohne persönlichen Filialkontakt, sondern per Chatroboter.
Für meine Begriffe ist die Deutsche Bank nix für junge Menschen, die mit Neobroker und Onlinebanken aufgewachsen sind und nur 08/15-Kram brauchen - das kriegen die woanders natürlich billiger oder ganz umsonst. Aber wer Sonderwünsche hat und bereit ist, sich die was kosten zu lassen, könnte hier fündig werden.
Die Frage ist halt, wie groß dieser Markt in Zukunft bleibt und mit wem die Deutsche Bank um solche Kunden konkurrieren wird müssen. Meines Erachtens sind solche Spezialbereiche nicht mal eben so wegrationalisierbar - vor allem solange sie mit Qualität punkten und ein gewisses Etwas bieten, das es so eben nur hier und nirgendwo sonst gibt - jedenfalls nicht zum gleichen Preis.
Da ich auch selbst nicht mehr ganz neu bin treibt mich öfter mal die Frage um, was eigentlich (wirklich) alte Menschen machen, wenn sie erst mal vereinsamt, vermögend und physisch nicht mehr in der Lage sind, ihren PC allein zu bedienen, aber dennoch die Hoheit über ihre Bankgeschäfte behalten wollen. Was liegt da näher als eine Filialbank mit persönlichem Service?
Und so begab es sich, daß ich bei Beantragung des maxblue-Depots seinerzeit zumindest schon mal im Hinterkopf hatte, daß die Deutsche Bank gleich bei mir in der Nähe eine Filiale unterhält - und darüber hinaus zumindest noch eine Handvoll weitere in unserer Stadt. Wer weiß, vielleicht läßt sich der Geschäftskontakt über die Jahre ja doch noch ein wenig ausbauen... aber das hängt natürlich davon ab, in welche Richtung sich a) die Märkte und b) speziell die Strategie der Deutschen Bank entwickeln werden.
Insofern drücke ich allen, die hier investiert sind ganz feste den Daumen, daß die Geschäftsberichte der Deutschen Bank auch in den kommenden Jahren wieder so ausfallen werden wie der in Beitrag #152 verlinkte - und daß auch maxlue als Broker noch lange fortbesteht.
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