Ein langer hasserfüllter Brief des Terrorpaten „an die
Amerikaner“ geistert durchs Web – auch ein TV- Interview tauchte auf.
In dem Schreiben rufe Osama bin Laden erneut zu Terroranschlägen gegen die USA und ihre Verbündeten auf, meldete die britische Zeitung „Observer“ am Montag. Die „islamische Nation“ sei „begierig auf das Martyrium“, soll es darin heißen. Der Brief sei bislang bin Ladens ausführlichste Begründung des „Heiligen Krieges“.
Bin Laden argumentiert dem Zeitungsbericht zufolge religiös, politisch und moralisch, um Terror gegen Zivilisten im Westen zu rechtfertigen. Neben der Nahost-Politik sei der Hauptkritikpunkt des Briefes, dass das US-Volk nicht dem Islam angehöre und nicht das islamische Recht, die Scharia, achte. „Wenn Ihr nicht alle unsere Bedingungen erfüllt, richtet Euch auf Krieg mit der islamischen Nation ein!“
Video aufgetaucht
Angeblich Neues von bin Laden kommt auch aus Indonesien: In der Wohnung des mutmaßlichen Drahtziehers der Anschläge auf Bali fand die Polizei ein Video mit einem Interview des Terrorfürsten sowie mehrere Bücher über ihn, wie die Zeitung „Jakarta Post“ berichtete.
Der Hauptverdächtige Imam Samudra sei unterdessen in die Hauptstadt für weitere Vernehmungen gebracht worden, hieß es.
Der 35-Jährige Samudra war am vergangenen Donnerstag in der west-javanesischen Hafenstadt Merak zusammen mit drei mutmaßlichen Komplizen festgenommen worden. Einen Tag später räumte er im Verhör nach Polizeiangaben eine führende Rolle bei den Anschlägen auf Bali ein, bei denen am 12. Oktober mindestens 190 Menschen getötet wurden, darunter auch sechs Deutsche. Samudra habe überdies seine Beteiligung am Bombenattentaten in Jakarta an Weihnachten 2000 zugegeben.
Nach Angaben der indonesischen Ermittler gibt es immer noch keine stichhaltigen Beweise für eine Verbindung Samudras zu bin Ladens Terrornetzwerk El Kaida oder zu der radikalen Islamistenorganisation Jemaah Islamiyah. Die USA und Australien vermuten hingegen die südostasiatische Extremistengruppe hinter den Bali-Anschlägen.
Saudische Regierung unter Verdacht
Eine Prinzessin aus Saudi-Arabien soll die Terroristen des 11. September finanziell unterstützt haben. Die amerikanische Bundespolizei FBI nahm Ermittlungen gegen die Regierung in Riad auf.
Auslöser seien im Rahmen einer Untersuchung eines Kongressausschusses aufgetauchte Hinweise gewesen, berichteten US-Medien am Samstagabend (Ortszeit). Danach soll die Prinzessin, die mit dem Botschafter Saudi-Arabiens in den USA verheiratet ist, Gelder an saudische Studenten gegeben haben. Diese wiederum hätten damit die Todespiloten vom 11. September unterstützt. 15 der 19 an den Anschlägen beteiligten Terroristen waren saudische Staatsbürger.
Adel al-Jubeir, der außenpolitische Berater des saudischen Kronprinzen Abdullah Ibn Abdelasis, wies in einem Gespräch mit dem Sender CNN die Verdächtigungen zurück. Die Prinzessin habe keine Kenntnis über Verbindungen zwischen den Empfängern ihrer Gelder mit den Helfern der Terroristen gehabt.
Nach al-Jubeirs Ansicht handelt es sich um einen bereits seit sechs Monaten bekannten Fall, der nun aus politischen Gründen von Kreisen des US- Kongresses wieder hochgezogen werde. Überhaupt sei persönliche Wohltätigkeit in den islamischen Gesellschaften selbstverständlich. Dazu gehöre auch, im Ausland studierende junge Menschen oder andere bedürftige Landsleute zu unterstützen.
25.11.02, 20:12 Uhr
(Quelle: dpa )
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