Ein Jahrhundertereignis: Endlich wird mal was billiger. Die Deutsche Post hat ihr Postkarten- und Briefporto gesenkt. Hat sie das wirklich? Zumindest in einem Punkt scheint sie ihren Kunden eine Mogelpackung untergejubelt zu haben.
Bisher kostete eine fertig frankierte Postkarte am Schalter 51 Cent, also genauso viel wie die nötige Marke selbst; die Schreibunterlage war gratis. Seit Jahreswechsel muss man Postkarten nur noch mit 45 Cent frankieren – aber für das Material der Karte ist jetzt ein Aufpreis fällig. So kostet die gute alte Postkarte nun plötzlich 52 Cent, also einen Cent mehr als bisher, außerdem wird sie nur noch im Zehnerpack verkauft. Dafür trägt sie den schönen Namen „Pluskarte" (den es allerdings auch bisher schon für Karten im Fünfer- oder Zehnerblock gab).
Warum die Post so etwas macht? „Wir mussten erhebliche Mehrkosten auffangen, die durch die Portosenkung entstanden sind, und dafür haben wir bestimmte Produkte verändert oder wegfallen lassen", sagt ein Post-Sprecher. Wobei man wissen muss, dass der Dienstleister seine Tarife nicht freiwillig reduziert hat, sondern auf Druck der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post.
Auch an anderer Stelle macht der „gelbe Riese" es seinen Kunden schwer, die Vorteile der Preissenkung zu nutzen. Er bietet zwar für die überflüssig gewordenen Standardbrief-Marken (56 Cent) „Ergänzungswerte" zu 44 Cent an, damit man die alten Marken künftig für etwas dickere 100-Cent-Sendungen verwenden kann. Für die überflüssig gewordenen Postkarten-Marken fragt man an den Schaltern aber vergeblich nach Ergänzungswerten zum nächst höheren Porto, nämlich zum Standardbrief. Statt der nötigen 4-Cent-Werte werden nur 5-Cent-Marken verkauft. Eine gedruckte 4-Cent-Marke herauszubringen, ist dem Unternehmen zu aufwändig, wie der Post-Sprecher durchblicken lässt. „Die wäre ja von der Produktion her so teuer wie höhere Werte." Man könnte die alten Marken natürlich auch umtauschen. Aber das ist billiger gesagt als getan: Dafür müsste man sie auf Formblättern an die „Niederlassung Philatelie" in Frankfurt am Main schicken – mit vollem Briefporto. |