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Der USA Bären-Thread
Seite 6229 von 6257
neuester Beitrag: 25.10.24 20:34
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eröffnet am: | 20.02.07 18:45 von: | Anti Lemmin. | Anzahl Beiträge: | 156405 |
neuester Beitrag: | 25.10.24 20:34 von: | Parsonage | Leser gesamt: | 23910222 |
davon Heute: | 3291 | |||
bewertet mit 468 Sternen |
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https://www.snb.ch/en/mmr/reference/...d_repo_results_20221019.en.pdf
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...Die Entwicklung sei ein erneuter Rückschlag im Bemühen der Bundesregierung, pro Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen. Das Ifo-Institut spricht von einer sich aufbauenden Stornierungswelle. Im September waren 16,7 Prozent der befragten Unternehmen davon betroffen, nach 11,6 Prozent im Vormonat. „Aufgrund der explodierenden Material- und Energiepreise sowie der steigenden Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit dahin. Die Baukosten steigen immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar, sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine“, sagt Ifo-Forscher Felix Leiss.
Rasant ansteigende Preise beim Wohnungsbau sind nicht erst seit dem Krieg gegen die Ukraine zu verzeichnen. Bereits im Jahr 2021 gab es Preissprünge bei Baustoffen. Holz, Beton und Stahl verteuerten sich so sehr wie seit Beginn der Preiserhebungen 1949 nicht. Insbesondere die höheren Energiepreise wirkten sich auf den Bausektor aus.
Immobilien-Investor Jakob Mähren konstatiert: „Die Stimmung ist apokalyptisch.“ Offenbar ist es das Ende des Immobilien-Booms. Geschäfte mit der Baufinanzierung gehen zurück. Fachleute rechnen mit Rückgang bis Stillstand, was die Vergabe neuer Kredite angeht. Für die Erträge der Banken ein Problem. Im März hatte das Neugeschäft mit gut 32 Milliarden Euro noch einen neuen Rekord erreicht, seitdem ist es fast jeden Monat gesunken und lag im Juli sowie August jeweils unter dem Vorjahresniveau.
Andererseits „mehren sich die Anzeichen, dass mit dem Anstieg der Immobilienpreise nun in immer mehr Städten und Vierteln Schluss ist. Die Kaufpreise stagnieren oder fallen vereinzelt sogar. Frankfurt und München gelten als die Städte mit der höchsten Gefahr für eine Preisblase, die bald platzen könnte“, berichtet die FAZ. Immobilien würden dadurch künftig nicht erschwinglicher. Zwar sei mit keinem kräftigen Einbruch der Immobilienpreise zu rechnen, mehr als eine Stagnation oder ein leichter Rückgang würde es wohl nicht geben. Der Grund: Es gibt kein Überangebot, weil jahrelang zu wenig gebaut wurde.
[A.L.: Hinzu kommt, dass die Hypozinsen drastisch gestiegen sind. Da kann man Fritz Michel nicht mehr "einfach mal so" eine 500.000-Euro-Eigentumswohnung kaufen.]
Bisher galt „Betongold“ als Schutz vor Inflation. Immobilienaktien müssten also eine Abschirmung bieten. Aber diese Rechnung geht derzeit nicht auf. Die großen börsennotierten Immobilieneigentümer gehören in diesem Jahr zu den ganz großen Verlierern auf dem deutschen Kurszettel. Die Papiere von Vonovia, LEG, Aroundtown & Co. haben fast doppelt so stark eingebüßt wie der Deutsche Aktienindex (Dax).
Die Verluste belaufen sich teilweise auf mehr als 80 Prozent, meldet die Welt. Inzwischen notierten viele Immobilienunternehmen so niedrig, dass ihr Börsenwert weit unter den Buchwert der Häuser und Grundstücke in ihrem Besitz gesunken sei.
[A.L.: Buchwert ist relativ. Die Frage ist nicht, wieviel dafür einst bezahlt wurde, sondern für wie viel das JETZT noch veräußerbar ist...]
Die Verwerfungen erregten am Finanzmarkt Aufmerksamkeit und ließen zwei Interpretationen zu: Entweder seien die Immobilienaktien schlicht falsch bepreist, und es böten sich gewaltige Chancen für Anleger, oder aber der Kurs-Crash kündige noch viel größeres Ungemach an – für den Immobilienmarkt und die gesamte deutsche Volkswirtschaft.
Quelle: https://www.tichyseinblick.de/wirtschaft/...migungen-immobilienmarkt/
Jetzt, wo starke Inflation aufgekommen ist, sind auch die Hypothekenkredite stark gestiegen (Chart unten) - von 0,8 % in 2020 auf aktuell über 4 %.
Folglich kann sich nicht mehr jeder Michel mal eben so mit wenige Eigenkapital eine Immobilie für 500.000 Euro leisten (und das kosten schon bessere Eigentumswohnungen in guter Wohnlage). Die Kosten für Hypokredit mti 10 und 15 Jahren Laufzeit (Chart unten) haben sich seit 2020 verfünffacht, so dass ein Normalsterblicher die Zinskosten (bei Kauf mit wenig Eigenkapital) kaum noch schultern kann
- von einem Schuldabtrag ganz zu schweigen.
Als Folge der aufkommenden Inflation SINKT somit die Nachfrage nach Immobilien, weil die Hypo-Zinsen zu teuer geworden sind. Kaufen können nur noch ohnehin Reiche, die das Geld irgendwo auf dem Konto rumliegen haben. Der einzige Lichtblick bleibt, dass es in D. zu wenig Immobilien gibt und daher eine Angebotsknappheit herrscht.
Folge dieser Entwicklung ist, dass jetzt auch in D. die Immo-Blase zu platzten droht (siehe auch letztes Posting).
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Nur in schweren Krisen - wie einer Währungsreform - bieten Immobilien tatsächlich einen wirksamen Schutz vor Inflation, weil das kursierende Geld dann wertlos wird. Zugleich werden (Hypo-)Schulden wertlos, die z. B. für den Kauf einer Immobilie aufgewandt wurden. Klares Plus für die Käufer.
Eine Währungsreform in der Eurozone könnte kommen bei Staatspleiten in der Südperipherie (Griechenland, Italien, Portugal, mit Pech gerät auch Frankreich in Schieflage) und/oder wegen der jetzt schon hochgefährlichen Überschuldung der EZB (Bilanzsumme ist bereits auf 9 Billionen Euro angeschwollen). Der EZB droht eine "technische Pleite" (Thomas Mayer in # 698).
In eine mittelschweren Inflationskrise (vergleichbar den 1970ern) gäbe es keine Währungsreform, aber die Immo-Blase droht dann aus o. g. Gründen zu platzen, was - bei zunehmenden Zwangsversteigerungen überschuldeter Häuslebauer - auch die Banken der Eurozone in Mitleidenschaft ziehen könnte. Ob die EZB all dies mit Geldgedrucke "auffangen" kann, ist die große Frage. Falls nicht, geht es weiter wie im letzten Absatz beschrieben...
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Zinsen für Hypothekenkredite in D. mit 10 und 15 Jahren Laufzeit:
Von Jeremy Grantham bis David Einhorn: Die Prognosen der Börsengurus werden immer düsterer
Der britische Investor Jeremy Grantham verschärft wegen der Inflation und dem Klimawandel seine Warnungen. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn führt die hohe Inflation gar notgedrungen in eine Rezession.
Der britische Börsenguru Jeremy Grantham, Gründer des Vermögensverwalters GMO, hat wiederholt vor einer "Superblase" in den USA und einem epischen Absturz an den dortigen Börsen gewarnt. Aber jetzt läutet der bekannte Value-Investor die Alarmglocken noch wilder, indem er auf mehrere Faktoren hinweist, die gleichzeitig zusammenlaufen - einschliesslich des Klimawandels.
In einem Interview mit Bloomberg sagte Grantham am Mittwoch voraus, dass die für Anlegerinnen und Anleger insgesamt ertragsreiche "Goldilocks"-Ära der letzten 25 Jahre zu Ende geht. Er erwartet, dass die nahe Zukunft eine Zeit hoher Inflation, langsamen Wirtschaftswachstums und Arbeitskräftemangels sein werde.
"Wir haben Kriterien für eine Superblase das ganze letzte Jahr abgehakt", bemerkte er. "Der Nasdaq hat begonnen, sich im Vergleich zu den Blue Chips abzuschwächen. Der Russell hat begonnen, sich abzuschwächen (…) Heute fühle ich es, das Platzen der Blase ist fast sicher."
Grantham, der die letzten drei Marktblasen vorhergesagt hatte, sagte bereits letzte Woche, er sei zuversichtlich, dass der S&P um 50 Prozent zusammenbrechen werde, ähnlich wie bei den Blasen von 1929, 2000 und 2008. Der aktuelle Markt ähnle der vierten Superblase in der Geschichte der USA. Das "wilde Spektakel kann jederzeit beginnen"...
...Der 83-jährige Investor wies darauf hin, dass Bemühungen zum Schutz der Umwelt auch zu Inflationsdruck und Rohstoffknappheit beitragen und zukünftig für einen unruhigen Markt sorgen würden... Die Rohstoffknappheit und der Klimawandel würden die Landwirtschaft zukünftig erschweren, was mit anderen Trends wie geopolitischen Spannungen, Pensionierung der Babyboomer und sinkenden Geburtenraten einhergehe. Diese Faktoren erschweren das wirtschaftliche und industrielle Wachstum.
Die Menschheit habe die langfristigen Kapazitäten des Planeten ignoriert. "Die Natur beginnt zu versagen. Und am Ende, wenn wir das nicht beheben, beginnen wir auch zu versagen", warnte Grantham.
Nicht zu verkaufen sei immer eine Option, so Grantham. Er wies jedoch darauf hin, dass diejenigen, die in der Vergangenheit an ihren Wertpapieren festgehalten haben, lange darauf warten mussten, ihre Verluste wieder auszugleichen: 25 Jahre im Falle des Dow Jones Industrial Average im Jahr 1929, fast 15 Jahre beim Nasdaq Composite im Jahr 2000 und fünfeinhalb Jahre beim S&P 500 im Jahr 2007.
Robert Shiller warnt ebenfalls
Grantham ist mit seiner düsteren Prognose bei weitem nicht allein. Starökonom Robert Shiller warnt ebenfalls vor einem Börsen-Rückgang von bis zu 50 Prozent. Der Wirtschaftsnobelpreisträger sagt, die Börsen könnten massiv einbrechen. Grosse Gefahren sieht er in der Inflation und im Kampf zwischen den USA und China.
In der Welt der Finanzen geniesst Robert Shiller den Ruf eines Crashpropheten, der mit seinen Prognosen häufig richtigliegt. Er sagte den Absturz der Märkte zur Jahrtausendwende voraus. Ebenso den Ausbruch der grossen Finanzkrise 2008, die im US-Immobilienmarkt ihren Ausgang nahm...
...Die [aktuell sehr] hohe Bewertung am Aktienmarkt ist vor allem in Kombination mit steigenden Zinsen und Anleiherenditen problematisch. Dies sorgt für Abschläge bei der Ririkoprämie bei Aktien und hat in der Logik von Shiller eine grössere Marktkorrektur zur Folge.
Zu der illustren Gruppe gesellt sich nun auch Hedgefonds-Manager David Einhorn. Der Star-Investor sagte, egal was die US-Notenbank Fed tue, eine hochfliegende Inflation führe schlussendlich zu einer Rezession. Der Chef von Greenlight Capital ist dafür bekannt, Lehman Brothers-Aktien vor der Rezession 2008 leerverkauft zu haben.
Greenhorn sagte am Mittwoch in einem vom Nachrichtensender CNBC aufgegriffenen Investorenbrief, dass seine Firma bereits begonnen habe, sich auf einen wirtschaftlichen Abschwung vorzubereiten, da die Inflation auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten steige.
"Letztendlich glauben wir, dass die Inflation eine Rezession verursachen wird, unabhängig davon, was die Fed tut", schrieb Einhorn. "Die höheren Preise des täglichen Bedarfs werden letztendlich dazu führen, dass Konsumenten mit niedrigem Einkommen bei anderen Dingen sparen. Es gibt Anzeichen dafür, dass dies bereits geschieht."
Die Inflation, die auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren sei, sei zu diesem Zeitpunkt "so eingebettet", dass die Fed "den Vorrang der Finanzmärkte opfern" müsste, um sie zu bekämpfen, sagte Einhorn weiter. Bereits im Sommer 2021 hatte er davor gewarnt, dass die Inflation noch Jahre andauern werde, da "zu viele Dollar zu wenigen Waren und Dienstleistungen nachjagen".
Gegenüber dem September ist die Inflation nach vorläufiger Schätzung weiter gestiegen. Insbesondere sind Lebensmittel im Vergleich zum Vormonat teurer geworden.
Vorgehensweise:
1. Benenne eine unbestrittene Tatsache.
2. Behaupte eine Ursache für diese Tatsache.
3. Ziehe die behauptete Ursache in Zweifel, um auf diesem Umwege auch die Tatsache zu belasten.
Aktuelles Beispiel:
www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/...-435a-b07a-b4bd35cc84fa
Die unheimliche Stärke des Dollar
Eine Kolumne von Henrik Müller
Der steigende Kurs der US-Währung ist ein Vertrauensbeweis für Präsident Joe Biden. Nur fraglich, ob er dem hohen Anspruch gerecht werden kann.
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A.L.:
1. Es ist eine Tatsache, dass der US-Dollar zurzeit sehr stark ist.
2. Die Behauptung, das läge an Biden, ist "Spiegel"-Wunschdenken.
3. Nun werden im Artikel Zweifel erhoben, ob "Biden dem hohen Anspruch gerecht werden kann", um auf diesem schief gewickeltem Umwege zu schlussfolgern (genauer: fehlzuschließen), dass mit Biden (und seinem künftigen Erfolg) auch die US-Dollarstärke steht und fällt.
Zitat:
Wenn man den Wechselkurs als Maß der realweltlichen Akzeptanz des politischen Kurses heranzieht, dann sieht es so aus, als ob die Finanzmärkte darauf vertrauen, dass Bidens Kurs Erfolg hat, ähnlich wie einst Reagans.
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Was ist an den Argumenten richtig, was ist falsch?
Tatsache ist, dass US-Dollar stark ist, nicht nur gegenüber dem Euro. Der tiefe Kurs des Euro (unter Parität zum Dollar) rührt aber auch daher, dass die Eurozone ökonomisch stark angeschlagen ist. Euro-Anleger fliehen mMn aus Angst vor Zerfall der Eurozone in den "sicheren Hafen" US-Dollar. Auf die marode wirtschaftliche Lage der Eurozone samt tristem Ausblick geht der Spon-Artikel aber kaum ein.
Zu den (im "Spiegel"-Artikel nur am Rande gestreiften) Problemen der Eurozone zählen:
- fragwürdige EZB-Geldpolitik (zu spät, zu wenig)
- ausufernde Inflation (in D. bereits 10,4 %)
- rekordhoch aufgeblasene, stabilitätsgefährdende EZB-Bilanzsumme
von über 9 Billionen Dollar
- fortlaufende Quersubventionerung der in Schieflage befindlichen Eurozonen-Südstaaten mittels (per Maastricht verbotener) Staatsfinanzierung durch die EZB ("getarnt" als QE)
- starke ökonomischen Belastungen der Eurozone durch die Russlandsanktionen, die insbesondere D. stärker schaden als Russland selbst
- auch finanziell ausufernder Ukrainekrieg, gepaart mit endlosen (potenziell ungedeckten) Hilfszahlungsversprechen an die Ukraine aus wackeligen EU-"Hilfsfonds"
- zunehmende Ostflüchtlings-Probleme in Polen und Deutschland.
All dies hat den Euro für Anleger unattraktiv gemacht und somit seinen Außenwert ausgehöhlt.
Biden ist nur insoweit involviert, als er den Ukrainekrieg (der den Euro belastet und den US-Dollar stärkt) aktiv vorantreibt und finanziell fördert. Dies geschieht vor allem auf Betreiben des militärisch-industriellen Komplexes (US-Rüstungskonzerne, Pentagon), der vom Krieg profitieren will. Aber auch unter einem neuen Rep-Präsidenten würde sich die US-Außenpolitik nur in Nuancen ändern (Trump bespielweise beschoss Syrien mit Marschflugkörpern, was Obama noch unterließ). Zudem will Wall Street von der Euro-Schwäche profitieren - und die Texas-Fracker am Export von sündhaft teurem Flüssiggas nach Europa.
Das meiste davon geht auch GANZ OHNE Biden.
Hinzu kommt, dass Biden ein farbloser, denkbar schwacher und auch in USA zunehmend UNBELIEBTER US-Präsident ist (Chart unten). Die grenzsenilen Verfehlungen des greisen Präsidenten, der fast nur noch klar sprechen kann, wenn er vom Teleprompter abliest, füllen als unfreiwillige Satire bereits die Youtube-Hitliste.
Die Dollarstärke an der Person Bidens aufzuziehen, wie Müller es im Spon-Artikel versucht, basiert vor allem auf falschen Prämissen (mit o. g. Fehlschlüssen). Dazu zählt auch das Spon-typische Gutheißen, Fördern und Schönreden der kriegstreibenden und potenziell Euro-zersetzenden deutschen und europäischen Außenpolitik in Osteuropa.
Wesentlich überzeugender wäre der Artikel für mich geworden, wenn er zum Thema gehabt hätte, wie der US-Dollar TROTZ des erkennbar unfähigen US-Präsidenten so stark werden konnte. Wenn Biden in einigen Tagen die US-Zwischenwahlen verliert - was sehr wahrscheinlich ist - dürfte der Dollar sogar noch zulegen. Ich werde nach der US-Wahl auf diese Prognose zurückkommen.
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Biden wird auch bei US-Wählern immer unbeliebter:
deepL + edit
DER SPIEGEL: Professor Roubini, Sie mögen Ihren Spitznamen "Dr. Doom" nicht. Stattdessen würden Sie lieber "Dr. Realist" genannt werden. Aber in Ihrem neuen Buch beschreiben Sie "zehn Mega-Bedrohungen", die unsere Zukunft gefährden. Viel düsterer kann es nicht werden.
Roubini: Die Bedrohungen, über die ich schreibe, sind real - das wird niemand bestreiten. Ich bin in den 1960er und 1970er Jahren in Italien aufgewachsen. Damals habe ich mir nie Sorgen über einen Krieg zwischen Großmächten oder einen nuklearen Winter gemacht, denn es herrschte Entspannung zwischen der Sowjetunion und dem Westen. Ich habe nie die Worte Klimawandel oder globale Pandemie gehört. Und niemand machte sich Sorgen über die Übernahme der meisten Arbeitsplätze durch Roboter. Wir hatten einen freieren Handel und die Globalisierung, wir lebten in stabilen Demokratien, auch wenn sie nicht perfekt waren. Die Verschuldung war sehr gering, die Bevölkerung war nicht überaltert, es gab keine ungedeckten Verbindlichkeiten aus den Renten- und Gesundheitssystemen. Das ist die Welt, in der ich aufgewachsen bin. Und jetzt muss ich mir über all diese Dinge Sorgen machen - und alle anderen auch.
DER SPIEGEL: Aber tun die anderen das? Oder fühlen Sie sich wie ein Warner in der Wüste?
Roubini: Ich war in Washington bei der IWF-Tagung. Der Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson sagte dort in einer Rede, wir könnten froh sein, wenn wir eine Wirtschaftskrise wie in den 1970er Jahren bekämen - und nicht einen Krieg wie in den 1940er Jahren. Nationale Sicherheitsberater waren besorgt darüber, dass die NATO in den Krieg zwischen Russland und der Ukraine verwickelt werden könnte und dass der Iran und Israel auf Kollisionskurs sind. Und gerade heute Morgen habe ich gelesen, dass die Regierung Biden erwartet, dass China Taiwan eher früher als später angreifen wird. Ehrlich gesagt, der Dritte Weltkrieg hat praktisch schon begonnen, jedenfalls in der Ukraine und im Cyberspace.
DER SPIEGEL: Die Politiker scheinen mit der Gleichzeitigkeit vieler großer Krisen überfordert zu sein. Welche Prioritäten sollten sie setzen?
Roubini: Natürlich müssen sie sich um Russland und die Ukraine kümmern, bevor sie sich um den Iran, Israel oder China kümmern. Aber die politischen Entscheidungsträger sollten auch über Inflation und Rezessionen, d. h. Stagflation, nachdenken. Die Eurozone befindet sich bereits in einer Rezession, und ich denke, sie wird lang und hässlich sein. Im Vereinigten Königreich sieht es noch schlimmer aus. Die Pandemie scheint eingedämmt, aber neue COVID-Varianten könnten bald auftauchen. Und der Klimawandel ist eine Katastrophe im Zeitlupentempo, die sich immer mehr beschleunigt. Für jede der 10 Bedrohungen, die ich in meinem Buch beschreibe, kann ich Ihnen 10 Beispiele nennen, die sich bereits heute ereignen und nicht erst in der fernen Zukunft....
DER SPIEGEL: Eine weitere Bedrohung, die Sie beschreiben, ist, dass die USA Europa unter Druck setzen könnten, seine Geschäftsbeziehungen zu China einzuschränken, um die militärische Präsenz der USA auf dem Kontinent nicht zu gefährden. Wie weit sind wir von diesem Szenario entfernt?
Roubini: Es ist bereits Realität. Die USA haben gerade neue Vorschriften erlassen, die den Export von Halbleitern an chinesische Unternehmen für KI, Quantencomputer oder militärische Zwecke verbieten. Die Europäer würden gerne weiterhin mit den USA und China Geschäfte machen, aber das wird aufgrund von Fragen der nationalen Sicherheit nicht möglich sein. Handel, Finanzen, Technologie, Internet: Alles wird sich in zwei Teile teilen....
DER SPIEGEL: Sie warnen davor, dass Russland und China versuchen, eine Alternative zum Dollar und dem SWIFT-System aufzubauen. Aber die beiden Länder sind bisher gescheitert.
Roubini: Es geht nicht nur um Zahlungssysteme. China geht um die Welt und verkauft subventionierte 5G-Technologien, die für Spionagezwecke genutzt werden können. Ich habe den Präsidenten eines afrikanischen Landes gefragt, warum er 5G-Technologie aus China und nicht aus dem Westen bezieht. Er sagte mir, wir sind ein kleines Land, also wird uns sowieso jemand ausspionieren. Dann kann ich genauso gut die chinesische Technologie nehmen, sie ist billiger. China baut seine Wirtschafts-, Finanz- und Handelsmacht in vielen Teilen der Welt aus.
DER SPIEGEL: Aber wird der chinesische Renminbi den Dollar wirklich auf Dauer ersetzen?
Roubini: Es wird Zeit brauchen, aber die Chinesen sind gut darin, langfristig zu denken. Sie haben den Saudis vorgeschlagen, die Preise und Gebühren für das Öl, das sie ihnen verkaufen, in Renminbi zu berechnen. Und sie haben ausgefeiltere Zahlungssysteme als jeder andere in der Welt. Alipay und WeChat pay werden täglich von einer Milliarde Chinesen für Milliarden von Transaktionen genutzt. In Paris kann man bereits mit WeChat pay bei Louis Vuitton einkaufen.
DER SPIEGEL: In den 1970er Jahren hatten wir auch eine Energiekrise, hohe Inflation und stagnierendes Wachstum, die sogenannte Stagflation. Erleben wir jetzt etwas Ähnliches?
Roubini: Heute ist es schlimmer. Damals hatten wir noch nicht so viele öffentliche und private Schulden wie heute. Wenn die Zentralbanken jetzt die Zinssätze anheben, um die Inflation zu bekämpfen, wird das zum Bankrott vieler Zombie"-Unternehmen, Schattenbanken und staatlicher Institutionen führen. Außerdem wurde die Ölkrise damals durch einige geopolitische Schocks ausgelöst, heute sind es mehr. Und stellen Sie sich nur einmal die Auswirkungen eines chinesischen Angriffs auf Taiwan vor, das 50 Prozent aller Halbleiter der Welt und 80 Prozent der High-End-Halbleiter produziert. Das wäre ein globaler Schock. Wir sind heute mehr von Halbleitern abhängig als von Öl.
DER SPIEGEL: Sie sind sehr kritisch gegenüber den Zentralbankern und ihrer laxen Geldpolitik. Gibt es irgendeine Zentralbank, die es heutzutage richtig macht?
Roubini: [Die Zentralbanken] sind so oder so verdammt. Entweder sie bekämpfen die Inflation mit hohen Leitzinsen und verursachen eine harte Landung für die Realwirtschaft und die Finanzmärkte. Oder sie machen einen Rückzieher, erhöhen die Zinsen nicht und die Inflation steigt weiter. Ich denke, die Fed und die EZB werden die Augen verschließen - so wie es die Bank of England bereits getan hat.
DER SPIEGEL: Andererseits können hohe Inflationsraten auch hilfreich sein, weil sie die Schulden einfach wegblasen.
Roubini: Ja, aber sie machen auch neue Schulden teurer. Denn wenn die Inflation steigt, verlangen die Kreditgeber höhere Zinsen. Ein Beispiel: Wenn die Inflation von 2 auf 6 Prozent steigt, müssen die Zinsen für US-Staatsanleihen von 4 auf 8 Prozent steigen, um die gleiche Rendite zu erzielen; und die privaten Kreditkosten für Hypotheken und Geschäftskredite werden noch höher sein. Das macht es für viele Unternehmen viel teurer, weil sie viel höhere Zinssätze anbieten müssen als Staatsanleihen, die als sicher gelten. Wir haben derzeit so viele Schulden, dass so etwas zu einem totalen wirtschaftlichen, finanziellen und monetären Zusammenbruch führen könnte. Und wir sprechen nicht einmal von einer Hyperinflation wie in der Weimarer Republik, sondern nur von einer einstelligen Inflationsrate.....
S&P cuts Credit Suisse Group rating to one step above junk status
ZURICH, Nov 2 (Reuters) - S&P Global Ratings has downgraded Credit Suisse Group's (CSGN.S) long-term credit rating to one step above junk bond status, citing "material execution risks" in the Swiss bank's efforts to get back on solid ground after a series of scandals and losses.
Other ratings agencies also questioned the restructuring plan unveiled last week that envisions raising new capital, cutting thousands of jobs and shifting the group's focus even further from investment banking in favour of wealth management....
https://www.manager-magazin.de/finanzen/boerse/...9-9cf6-1733b28ebaa5
Was geht da hinter den Kulissen ab, was ist (womöglich) strategisch geplant?
Eine verantwortungsvolle Notenbank wie die Federal Reserve (Fed) erhöht bei aufkommender starker Inflation die Leitzinsen. Das soll dazu dienen, die Inflation einzudämmen. 100 % korrekt ist die Maßnahme allerdings nur in Phasen wirtschaftlicher Überhitzung: Mit den Leitzinsen werden auch Kredite teurer, die Investitionen lassen nach, und die Wirtschaft kühlt ab. Lohn-Preis-Spiralen werden vermieden.
Nach Covid, China-Lieferengpässen und der Ukraine-Energieteuerung gibt es real allerdings weltweit keine Überhitzung an den Märkten.
Trotzdem "tut die Fed so also ob". Dabei hatte sich seit 2008 oft auf den Standpunkt gestellt, etwaige Inflation sei "nur temporär" und in Maßen sogar erwünscht (Sollinflation).
Was steckt dahinter? Ich halte für möglich, dass die radikalen Fed-Zinserhöhungen auch als Schuss vor den Bug der EZB angedacht sind. Im latenten Wirtschaftkrieg, bei dem "Great-Again"-America die ökonomische Restwelt bis hin zum fernen China zum eigenen Vorteil "schrumpft" - mittels Sanktionen, Stellvertreterkriegen und eben auch gezielter Notenbankpolitik. Wirtschaftskrieg hat viele Gesichter.
Die EZB wiederum hat sich selber waidwund geschossen, weil sie - trotz gänzlich anderer ökonomischer Sachlage in Europa - die Zinspolitik der US-Notenbank bis hin zu QE (danke Draghi!) praktisch 1 zu 1 nachgeäfft hat.
Bei der EZB dien(t)e QE vor allem der wirtschaftlichen Stützung schwächelnder EU-Südstaaten. Inzwischen ist EZB-QE - via Transmissions-Gedöns - sogar verkommen zum schamlosen (da per Maastricht gesetzwidrigen) Aufkauf absaufender Staatsanleihen aus Wackelstaaten wie Italien.
Auf der anderen Seite hat die EZB aber auch die letzten Jumbo-Zinsschritte der Fed nachvollzogen. Denn sie verfolgt ja auch das Ziel, den Außenwert des Euro vor dem Absaufen zu bewahren. Wird die Zinsdifferenz zwischen Eurozone und USA zu groß, fließt zu viel Kapital aus Europa ab. (Bereits jetzt herrscht offenbar Eurodollar-Mangel, siehe Credit-Suisse-Krise).
Der Haken an der Sache: Eine Notenbank kann nicht gleichzeitig die Leitzinsen erhöhen und mit QE das lange Ende der Zinskurve nach unten manipulieren.
Die hohen Leitzinsen der EZB und/oder die damit einhergehenden QE-Reduzierungen dürften daher die ohnehin gravierenden Überschuldungsprobleme in den EU-Südstaaten (Italien, Griechenland etc.) weiter verschärfen.
Die EZB steht vor dem Dilemma, die Südstaaten über Zinserhöhungen absaufen zu lassen - oder über unterlassene Zinserhöhungen den EURO absaufen zu lassen.
Je mehr aber nun die Fed bei Zinserhöhungen "auf die Tube drückt", desto schärfer tritt das im letzten Satz genannte Problem zutage.
Die resultierenden Folgen überlasse ich der Phantasie der Mitlesenden.
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Zur Grob-Orientierung ein abschließender Blick auf den Chart von EURO/US-Dollar:
Elon Musk, der Twitter aufgekauft und von der Börse genommen hat, will gegensteuern, indem er die Hälfte der Belegschaft entlässt und für den "blauen Haken" (Echtheitsnachweis der ID) künftig 8 Dollar Gebühr pro Monat verlangt.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/...m-Schuldenberg-article23698687.html
Das Beispiel Twitter zeigt, dass viele hochverschuldete Firmen mit relativ niedrigen Erträgen durch die kommende Hochzinspolitik bedroht sind - vor allem im sanktionsgebeutelten Europa. Da brechen nämlich auch noch die Einkünfte weg...
Die lockere Christine (EZB) wird daher wohl bald mit ihren Jumbo-Zinsschritten (0,75 % Erhöhung pro Sitzung) aufhören müssen - nicht nur wegen der vielen Zombie-Firmen in der Eurozone, sondern auch, weil die PFIGS sonst existenzbedrohende Staatschuldenprobleme bekommen.
Da die Fed aber munter weitermacht mit ihren "Jumbo-Schritten" - ein Schelm, der Böses dabei denkt! - , dürfte der Euro künftig noch weiter an Wert verlieren. Mich würde nicht wundern, wenn die Tiefs aus dem Jahr 2000 (EUR/USD = 0,83) noch einmal getestet und evtl. sogar unterboten werden.
www.manager-magazin.de/politik/...ab92-418b-b963-d2e3464e443a
...Manche Firma erhöht in einem Zug gleich noch ihre Marge – oder versucht es zumindest. Von "Greedflation" (Gierflation) ist in diesem Zusammenhang die Rede. Dazu tragen zwei Effekte bei: Zum einen herrscht derzeit große Verunsicherung, was das Preisgefüge angeht.
Die Inflation, also die Steigerung der Verbraucherpreise insgesamt, liegt bei mehr als zehn Prozent. Aber nicht alle Güter werden in gleichem Maße teurer. In einem solchen Umfeld werden Preiserhöhungen eher akzeptiert. Wieviel Zuschlag angemessen ist, lässt sich angesichts der Inflationsunsicherheit aus Sicht der Abnehmer kaum beurteilen. Der Anreiz, kräftig zuzulangen, ist umso größer. "Die heutige Inflation ist vor allem von Profitexpansion getrieben", urteilt Paul Donovan, Analyst der Schweizer Großbank UBS. Die Unternehmen seien geschickt darin, das "Narrativ" von der allgemeinen Inflation für sich zu nutzen und damit die Konsumenten dazu zu bringen, Preiserhöhungen hinzunehmen.
Zum anderen sind es gerade Unternehmen, die über einige Marktmacht verfügen und unter geringerem Wettbewerbsdruck stehen, die ihre Preisvorstellungen durchsetzen können. Eine Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt zu dem Ergebnis, dass deutsche Industrieunternehmen eher zu kräftigen Preiserhöhungen neigen als ihre Pendants in Frankreich, Italien und Spanien. Der Grund dürfte darin liegen, dass sie im Schnitt größer sind, hohe Marktanteile in ihren jeweiligen Segmenten haben und deshalb in geringerem Maße Konkurrenz fürchten müssen...
Milliarden Dollar weg
Vermögen des Krypto-Königs SBF wird pulverisiert
Von 16 Milliarden Dollar auf 1 Milliarde in wenigen Stunden: So ein Absturz ist selbst in der Kryptowelt ungewöhnlich - und es trifft einen Superstar der Szene.
Am Montag war Krypto-Superstar Samuel Bankman-Fried knapp 16 Milliarden Dollar schwer. Einen Tag später schätzt "Bloomberg" sein Vermögen nur noch auf rund eine Milliarde Dollar und stellt nüchtern fest: 94-Prozent-Verlust ist der heftigste Verlust, den ein von der Finanznachrichtenagentur getrackter Milliardär bislang hinnehmen musste.
Der Absturz des 30-jährigen Lockenkopfs, in der Szene unter seinen Initialen SBF bekannt, hat einen Grund: Der von ihm mitgegründete Handelsplatz für Kryptowährungen, FTX, stand offenbar vor dem Zusammenbruch. Gerettet wird die Börse wahrscheinlich von dem ärgsten Widersacher Bankman-Frieds. Und das heißt auch: Von seinem Vermögen dürfte nicht mehr viel übrig bleiben.
Dabei galt SBF als ein Aushängeschild der Krypro-Szene, als Revolutionär, der die etablierte Finanzwelt vor sich hertreibt und von ihr hofiert wird. Zwischenzeitlich wurde sein Vermögen auf satte 26 Milliarden Dollar geschätzt. Er war damit einer der reichsten Menschen des Planeten und dachte laut darüber nach, dass FTX irgendwann sogar die Investmentbank Goldman Sachs schlucken könnte....
Sequoia schreibt das gesamte $210MM FTX Investment ab; hier sind alle anderen Fonds, die Milliarden bei FTX verlieren
(Update: 9:00pm ET): Langsam aber sicher geben die gedemütigten "Investoren", die keine Hausaufgaben machen und nur schauen, wer sonst noch mitinvestiert hat, bevor sie den Scheck unterschreiben, zu, dass es weg ist... alles weg.
In einem Tweet am späten Mittwochabend erklärte der Risikokapitalriese Sequoia Capital, dass er den gesamten Wert seiner Beteiligung an FTX, etwas mehr als 210 Millionen Dollar, abgeschrieben hat.
"Wir sind in der Branche, in der wir Risiken eingehen", schrieb Sequoia in einer Nachricht an Investoren, die Bloomberg vorliegt. "Einige Investitionen werden nach oben überraschen, und einige werden nach unten überraschen".
Ein kleinerer Risikofonds, Multicoin, teilte den Anlegern am Mittwoch mit, dass etwa 10 % seines verwalteten Vermögens betroffen sind.
"Leider waren wir nicht in der Lage, alle Vermögenswerte des Fonds auf FTX abzuziehen", schrieb Multicoin in einem Brief, der von Bloomberg überprüft wurde.
Der plötzliche Vertrauensverlust der Kunden in FTX offenbarte tiefgreifende Probleme der Kryptowährungsbörse. Die Leute zogen Geld ab und verkauften Token, die mit dem Unternehmen verbunden waren, was zu einem Liquiditätsengpass führte. Ein Konkurrent, Binance, erklärte sich bereit, FTX zu kaufen, machte dann jedoch wegen Bedenken bezüglich der finanziellen Gesundheit von FTX einen Rückzieher.
* * *
Nun, da die größte Kryptobörse der Welt, Binance, sich von einer Rettungsaktion für die zweitgrößte Kryptobörse der Welt, FTX, zurückgezogen hat, die jedoch der größte Kryptobetrug aller Zeiten war, weit größer als MtGOX es jemals war, finden Sie hier eine Liste aller "namhaften" Investoren, deren Geld in FTX nun weg ist... alles weg.....
BlackRock
Ontario Pensionsfonds
Sequoia
Paradigma
Tiger Global
SoftBank
Kreis
Ribbit
Alan Howard
Multicoin
VanEck
Temasek
https://www.manager-magazin.de/finanzen/...699-48aa-bdae-e9e389b0307b
Beben am Kryptomarkt
Krypto-Börse Binance bläst Übernahme von FTX ab
Die Übernahme der angeschlagenen Kryptobörse FTX durch den Konkurrenten Binance ist gescheitert. Binance-Chef Changpeng Zhao hatte sich am Vortag noch als möglicher Retter aufgeschwungen, zieht nun aber zurück. Zhao und FTX-Chef Sam Bankman Fried waren einst eng verbunden, doch nun erschüttert das Duell der Erzrivalen den gesamten Kryptomarkt.
Wenn man ihn fragte, was ihn antrieb, sagte er: Er wolle die Welt verändern. Wie verändert man die Welt? Durch andere Politik. Wie beeinflusst man die Politik? Bekanntlich durch Spenden. Also, pflegte er zu erläutern, müsse er sehr schnell sehr reich werden, um dann als signifikanter Spender Einfluss auf die Politik nehmen zu können.
Das sollte ihm schneller gelingen [als erwartet]. SBF war bei Joe Bidens Präsidentschaftskampagne einer der größten Spender, man konnte ihn auf Wahlveranstaltungen neben Bill Clinton und Tony Blair sitzen sehen.
Bei seinem nächsten Wahlkampf indes dürfte Joe Biden ohne die Unterstützung des Kryptomilliardärs auskommen müssen, denn dieser hat in wenigen Tagen mehr als 90 Prozent seines Vermögens verloren. Die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg schätzt, dass Bankman-Frieds Vermögen von 16 Milliarden auf 900 Millionen Dollar geschrumpft sei. Noch nie habe ein Mensch in so kurzer Zeit so viel verloren.
Ein solches Vermögen in einem halben Jahrzehnt aufzubauen, ist schon eine beachtliche Leistung, es innerhalb einer Woche zu verlieren, ist aber auch bemerkenswert. Das geht mutmaßlich nicht ohne kriminelle Energie – solche der Bilanzverschleierung.
Was ist passiert?
Es ist ein irres Schauspiel. Im Zentrum stehen Bankman-Frieds Kryptobörse FTX und sein Hedgefonds Alameda Research. Der Untergang einer der größten Kryptobörsen der Welt begann mit einer Veröffentlichung des Nachrichtenportals Coindesk. Die hatten Informationen über die Bilanzen von Alameda geleakt. Demnach bestünde ein erheblicher Teil der Vermögenswerte von Alameda aus FTT-Token – das ist die hauseigene Kryptowährung, die FTX selbst ausgibt. Den größten Teil hält man selbst, den kleineren Teil verkauft man an Kunden.
Weil der Token an den Kryptobörsen einen guten Preis hatte, soll, so heißt es, Alameda Kredite aufgenommen haben, für die er seine FTT-Bestände als Sicherheiten hinterlegte. Das eigene Spielgeld, also einen Token, den man buchstäblich selbst nach Belieben erzeugen kann, als Sicherheit zu verwenden, um an andere Vermögenswerte zu kommen, ist so bizarr – verglichen damit waren die Subprime-Kredite der Finanzkrise echte Realwerte.
Nun kommt Binance ins Spiel und ihr Gründer und CEO Changpeng Zhao, genannt CZ. Binance ist die Nummer eins unter den Kryptobörsen. Einst waren CZ und SBF gut befreundet, Binance investierte sogar bei FTX. Doch die beiden Giganten der Kryptowelt hatten sich überworfen, aus der Freundschaft war Rivalität geworden, man bekriegte sich öffentlich über Twitter (CZ ist übrigens Mitinvestor bei Elon Musks Twitter-Übernahme), Binance stieg bei FTX aus, aber hielt noch immer eine erkleckliche Summe an FTT-Coins.
Doch nach der Coindesk-Veröffentlichung erklärte Changpeng Zhao vergangenen Sonntag auf Twitter, man wolle seine FTT-Bestände veräußern – normalerweise ist das kein Vorgang, den man vorher auffällig ankündigt, schließlich möchte man nicht, dass der Preis fällt, wenn man plant, größere Positionen aufzulösen.
Und natürlich geschah genau das, denn CZs Tweet entfaltete eine [fatale] Wirkung: Alle Halter von FTT bekamen Schnappatmung. Und die Nervosität sprang von den FTT-Haltern auf alle FTX-Kunden über, die plötzlich vergleichbar einem bankrun alle ihre Coins von der Börse abziehen wollten.
Der Kurs von FTT fiel ins Bodenlose, die Sicherheiten für die ausstehenden Kredite waren nur noch einen Bruchteil wert, und FTX und Alameda steuerten nicht nur auf die Insolvenz zu, sondern es stellte sich auch noch heraus, dass die Börse den Auszahlungswünschen der Kunden nicht nachkommen konnte: Auszahlungsstopp.
Offenbar hatte das Unternehmen die Einlagen ihrer Kunden nicht einfach brav gehalten, sondern mit ihnen gezockt – weshalb man in diesem Moment nicht liquide war. Auch andere Währungen wie Ether oder Solana konnten nicht mehr ausbezahlt werden. SBFs Unternehmen saßen nur noch auf einem Haufen selbstgeschaffenem Geld, das jedoch seit CZs Tweet mehr als 70 Prozent seines Werts verloren hatte.
Wenn eine der größten Börsenplätze sich als fantastischer Bilanzbetrug herausstellt, dann erschüttert das das ganze Kryptoversum. Von Bitcoin bis Ethereum rauschen die Kurse seither in den Abgrund, der sich da vor aller Augen aufgetan hat.
In diesem Moment allerhöchster Not erklärte Binance zunächst, man wolle dem angeschlagenen Konkurrenten helfen und habe deshalb ein unverbindliches Übernahmeangebot vorgelegt. Doch vorher müsse man seiner Sorgfaltspflicht nachkommen und die Bücher von FTX genau prüfen.
War das alles kalte Berechnung gewesen? Hatte CZ gewusst, dass das Haus seines Rivalen auf Sand gebaut war und hatte er genau die entscheidende Karte gezogen, die das ganze Kartenhaus zusammenfallen ließ? Wollte er sich den Konkurrenten zum Spottpreis einverleiben? Oder ihn gänzlich an die Wand fahren lassen?
Noch ist der Rauch über dem Schlachtfeld zu dicht, um Genaueres zu erkennen – am vergangenen Mittwoch hat Binance dann erklärt, nach einem genaueren Blick in die Bücher seines Konkurrenten wolle man nun doch einen Rückzieher machen.
Möglicherweise werden die FTX-Kunden also von ihren Einlagen nie wieder etwas sehen. Und Kryptobörsen sind nun für alle als das erkennbar, was sie schon immer waren: undurchschaubare Blackboxes mit einem unkalkulierbaren Gegenparteirisiko für alle, die ihnen auf der Suche nach Zinsen ihre Coins anvertrauen.
Wenn es jedenfalls der Ehrgeiz der Kryptowelt gewesen sein soll, die große Finanzkrise von 2008 in der digitalen Sphäre, Coins statt Häuser, nachzubauen, dann muss man sagen: Das ist überraschend konsequent gelungen!...
https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/...ptowaehrung-bitcoin-absturz