KlauMich, danke für Dein Posting und Deine Begründungen, so macht Pro und Con diskutieren Spaß – auch wenn wir wohl nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner kommen werden.
Der Kurs fällt von 7,50 Euro auf 0,50 Euro, notiert ein Dreivierteljahr als Pennystock und selbst nach den letzten Zahlen ist der Wert wieder auf <0,70 Euro gefallen. Wenn ich also Deiner Meinung nach „wesentlichen Perspektiven (mich verweigere), die andere Aktionäre zu höheren Annahmen veranlassen“, dann bin ich damit zumindest nicht alleine. Diejenigen, die die Kurse machen, sehen das leider genauso wie ich und die höheren Annahmen sind wohl eher bei den Privatanlegern zu finden.
Bei dem ersten Absatz bin ich teilweise Deiner Meinung, will aber noch anmerken, dass ein Rückgang des FPS Wachstums von +37% auf ein negatives Wachstum von Dir als „leicht rückläufig“ runtergespielt wird, aber einen riesigen Unterschied macht. Ein Geschäftsmodell wie das von Readly braucht permanentes hohes Wachstum, gerade in den Anfangsjahren - bis man relevante Größe erreicht hat. Zwei Beispiele:
https://www.statista.com/statistics/244995/...ng-spotify-subscribers/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/...lix-quartalszahlen/
(P.S. netfox, der Kurs der Spotify hat in diesem Jahr knapp 80% verloren – als Ergänzung zu meinem gestrigen Posting, dass alleine der Gesamtmarkt für ein Großteil verantwortlich sein könnte).
Wo ich Deiner Meinung bin, ist die Disney Kooperation als auch der Fakt, dass man in der Vergangenheit schlechte Marketingaktionen gefahren hat.
Wo ich weiterhin nicht Deiner Meinung bin: selbst Readly, also das Management geht von einem EBITDA Break-Even (also noch nicht mal Nettogewinn) erst in 2025 aus, also in ca. drei Jahren. Wenn es aus deren Sicht wahrscheinlich wäre, dass das – wie Du vermutest – bereits im nächsten Jahr der Fall wäre, dann hätten die das doch längst schon dem Kapitalmarkt kommuniziert, meinst Du nicht? Hätte den Kurs und deren Aktionoptionen unterstützt. Bei der Entscheidung, ob ich der Entschätzung des Readly Managements oder von KlauMich folge, entscheide ich mich für ersteres, sorry. Und das ist keine vergangenheitsbezogene Diskussion, sondern eine zukunftsgerichtete. Deiner Logik folgend, wird Readly erst in >2025 wieder die Marketingausgaben erhöhen können.
Wenn ich die Readly Bilanz richtig lese, dann hat Readly ca. 24 Mio SEK Kredite, die am 1. Januar 2023 fällig werden (“The credit facility in Readly AB expires on 1 January 2023 and carries annual interest of 10.75 per cent.”, S. 21 des Quartalsreports). Der operative Cash Flow in Q3 betrug -20,5 Mio SEK, die aktuelle Cash Position 219 Mio SEK. D.h. in zwei Tagen, am 1. Jan, dürfte die Cash Position bei pro-forma 174 Mio SEK liegen. Dazu hat Readly noch eine mögliche Earn-Out-Zahlung an Toutabou iHv 46 Mio SEK zu leisten (S. 20). Wenn man die noch berücksichtigen muss, dann reden wir von pro-forma <130 Mio SEK.
Also entweder 174 Mio oder <130 Mio bei 20 Mio Cash-Verlust pro Quartal (bei null Investitionen) ergibt vllt 6-8 Quartale, die das Cash noch reicht. Readly wird sicherlich noch die ein oder andere Investition tätigen müssen (im letzten Quartal alleine 7,3 Mio SEK, knapp 23 Mio Jan-Sep 2022), dafür dürfte der operative Cash Flow sich durch die Preiserhöhungen verbessern. Beides verrechne ich gedanklich. Wenn das EBITDA – ein guter Proxy für den Cash Flow – erst in 2025 positiv werden soll, dann reicht das leider nicht und Readly muss spätestens 2024 irgendwie an Cash & Kapital kommen. Bei 0,70 Euro im Kurs funktioniert das nur sehr schlecht. Hier bleiben wir anderer Meinung und Dein „Das Cash reicht dann locker aus“ kann ich nicht nachvollziehen bzw. hier ist der Wunsch Vater des Gedankens.
Wenn in Q4 der Nettoverlust ähnlich hoch wie in Q3 ist, dann wäre der Goodwill auf der Bilanz höher als das Eigenkapital. Und ob der Goodwill für Toutabo noch werthaltig ist, weil man Toutabo zu einer Zeit erworben hat als man selber noch ein Vielfaches an der Börse wert war, kann man auch diskutieren.
Readly kann sich noch nicht mal die Expansion in ganz Europa leisten und hat daher vor knapp einem Jahr beschlossen, sich auf Dtl, UK, Frankreich und Schweden zu konzentrieren. Wie soll man denn mit den begrenzten Mitteln einen Eintritt in den US-Markt anpeilen? ME unrealistisch, zumindest in den nächsten Jahren.
Ich will nicht zu schwarz malen (zumal ich selber noch bis Anfang Dezember investiert war), aber dass es hier auch ernsthaft knapp werden könnte (bilanziell & cash-mäßig), sollte man nicht vergessen. Daher ist für mich eine 70%-Prämie ein „take the money and run“-Event und nicht ein „ich-diene-nicht-unter-2/3/4-Euro-an-und-meine-Aktien-bekommen-die-nicht“-Event. Aber die Entscheidung trifft zum Glück jeder alleine.
Klar sind es bei mir immer dieselbe Zahlen, Aussagen vom Management und Trends – weil diese sich nicht geändert haben - und ich bin bei Dir, dass Börse nach vorne gerichtet ist. Aber dann brauche ich Konfidenz, dass es besser wird. Und bei jedem Thema einfach immer das Gute unterstellen, ist ein gefährlicher Ansatz (Cash? Reicht locker. Marketing? Wird jetzt besser und erfolgreicher. Churn rate? Hat jedes Unternehmen. Umsatzwachstum? Durch neue Märkte wie USA).
Sorry für das lange Posting (Kinder werden gerade wach :-)), ich halte mich jetzt mal bis zum 13. Januar zurück. Ich wünsche Euch, dass das Angebot angenommen wird. Deine 60% halte ich für völlig unrealistisch, sonst würde der Kurs nicht lediglich <2% unter dem Angebotskurs notieren. Und wenn Dir ein -30 bis -40% Tag am 13. Januar recht bzw. schon mental verarbeitet ist, umso besser – dann kann man nicht enttäuscht werden.
Guten Rutsch! |