Die Tage des 1894 gegründeten Holzverarbeiters Pfleiderer schienen gezählt. Nun aber naht Rettung. Das Problem dabei: Pfleiderer mag zwar gerettet werden, Verlierer sind aber die Altaktionäre.
Der angeschlagene Oberpfälzer Holzverarbeiter Pfleiderer wird 7.4 seine Aktionäre über seine bedrohliche Lage informieren.
Foto: dpa
Der angeschlagene Oberpfälzer Holzverarbeiter Pfleiderer wird 7.4 seine Aktionäre über seine bedrohliche Lage informieren.
Foto: dpa
Es ist der größte deutsche Sanierungsfall seit dem Kaufhauskonzern Arcandor. Lange roch es nach einer Pleite für den Oberpfälzer Holzverarbeiter Pfleiderer, der mit 5400 Beschäftigten und 1,5 Milliarden Euro Jahresumsatz global die Nummer drei seiner Branche ist.
Gut eine Milliarde Euro Schulden – überhoben bei Firmenkäufen und dann voll erwischt von der Wirtschaftskrise. Die Tage des 1894 gegründeten Mittelständlers schienen gezählt. Nun aber naht Rettung. Darüber werden die Aktionäre bei einer außerordentlichen Hauptversammlung heute offiziell informiert. Jubeln werden sie nicht. Pfleiderer mag gerettet werden. Verlierer sind aber die Altaktionäre.
Am Ende werden Hedgefonds und Banken als aktuelle Gläubiger die klare Mehrheit an den Oberpfälzern halten, verlautet aus der Branche. Pfleiderer-Sprecher wollen keine Details verraten. Anteile von Alteignern wie Finanzinvestor OEP oder der Gründerfamilie Pfleiderer sollen auf einen insgesamt nur noch einstelligen Prozentsatz sinken. Aber Stellen und Standorte wären gerettet.
Bereits in den vergangenen Wochen haben mehrere Hedgefonds kreditgebenden Banken einen Teil ihrer Schulden mit einem Abschlag von im Schnitt 30 Prozent abgekauft. Seitdem sitzen die Fonds maßgeblich mit am Verhandlungstisch. „Wir sind erstaunt, wie weit sie sich durchgesetzt haben“, sagt ein Aufsichtsrat. Denn in einem nächsten Schritt sollen alle Gläubiger auf 40 Prozent der erstrangig besicherten Darlehen verzichten, ein unüblich hoher Anteil. Normalerweise wollen Banken einen größeren Prozentsatz retten.
„Über 300 Millionen Euro Schulden werden weggestrichen“, verrät ein Insider. Vom verbleibenden Rest werden große Teile in Eigenkapital gewandelt, was Gläubiger zu Eignern macht. Dann kommen ein Kapitalschnitt mit folgender Kapitalerhöhung im Umfang von 100 bis 150 Millionen Euro und ein neues Darlehen über 100 Millionen Euro, um Pfleiderer wieder Spielraum zu verschaffen.
Nach einem Riesenverlust in der AG von 345 Millionen Euro im vorigen Jahr ist mehr als die Hälfte des Eigenkapitals aufgezehrt. Fonds und Banken werden nach ihrer Rettungsaktion rund 90 Prozent der Pfleiderer-Anteile zeichnen und das Sagen haben. Das marode und teuer zugekaufte US-Geschäft sowie die als Perle geltende Tochter Thermopal in Leutkirch bleiben in der Gruppe, die nun doch nicht zerschlagen wird.
Bis 9. Mai soll alles unter Dach und Fach sein. Bis dahin läuft auch ein Stillhalteabkommen der Banken, die sich damit verpflichtet haben, vorerst keinen Kredit fällig zu stellen. Richtig entspannt sind die hierzulande 3000 Beschäftigten bei Pfleiderer angesichts der neuen Herren im Haus aber nicht. Hedgefonds und Banken wollen irgendwann wieder mit Gewinn aussteigen und das lässt neues Ungemach vermuten. Ein Haustarifvertrag läuft im Dezember aus. Die neuen Eigner könnten dann die Belegschaft unter Druck setzen.