Bürgersolaranlagen: Energiewende selbstgemacht + 18.09.2008 + Immer mehr Menschen nehmen die Energiewende selbst in die Hand, wechseln zu Ökostromanbietern oder rüsten ihre Häuser mit Solaranlagen aus. Wem kein eigenes Dach zur Verfügung steht, dem bleiben Investitionen in sogenannte Bürgersolaranlagen. Die liefern nicht nur sauberen Strom, sondern werfen dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auch sichere Rendite ab.
Das Prinzip der Bürgersonnenkraftwerke ist denkbar einfach: Privatpersonen schließen sich zusammen, sammeln Geld und bauen damit meist auf Dächern öffentlicher Gebäude eine Solaranlage. Die Erlöse, die die Anlagen abwerfen, werden dann je nach Besitzanteil aufgeteilt. Alleine im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind so in den vergangenen Jahren 30 Sonnenkraftwerke in Bürgerhand ans Netz gegangen. Deren Leistung reicht aus, um 200 Haushalte mit Sonnenstrom zu versorgen.
Betrieben werden diese Anlagen vom eingetragenen Verein Sonneninitiative, der die Dächer für die Sonnenkraftwerke zur Verfügung stellt und auch die Anlagen betreibt. „Die Bürger kaufen bei uns nicht ganze Anlagen, sondern immer Anlagen zu je einem Kilowatt peak“, erklärt Christian Quast von der Sonneninitiative. Ein Kilowatt peak steht für die Spitzenleistung, die eine Anlage bei voller Sonneneinstrahlung erreichen kann. „Je nach Qualität der Anlage kann ein Kilowatt peak im Jahr zwischen 900 und 950 Kilowattstunden Strom generieren“, sagt Quast.
Um so in die Bürgersonnenkraftwerke einzusteigen, sind in Marburg Investitionen zwischen 4.000 bis 4.500 Euro erforderlich. „Da das EEG die Einspeisung einer Kilowattstunde Sonnenenergie zurzeit mit rund 46 Cent honoriert und diese Vergütung über 20 Jahre garantiert, hat sich die Investition nach zehn bis zwölf Jahren rentiert“, rechnet Quast vor. Zudem gebe es steuerliche Vorteile für den Anteilseigner. Vor dem Finanzamt gelte der Investor als Energieproduzent, der seine Investitionen steuerlich geltend machen könne.
Bei der Sonneninitiative haben schon rund 250 Menschen auf dieses Angebot zurückgegriffen. Einige Anteilseigner halten inzwischen über 30 Kilowatt peak, meist auf verschiedene Projekte verteilt. Dachflächen zu finden ist laut Quast dabei keine große Schwierigkeit. Oft kämen Bürgermeister aus eigenem Antrieb auf die Initiative zu und stellten die Dächer kostenlos bereit. Quast: „Die freuen sich über die Sonnenkraft auf ihrem Dach und den tollen Effekt für die Öffentlichkeitsarbeit.“
Derzeit arbeitet die Sonneninitiative unter anderem an der ersten energieautarken Schule im weiteren Umkreis mit. Einmal fertiggestellt, sollen auf verschiedenen Dächern der Gesamtschule in Heskem bis zu 200 Kilowatt peak Photovoltaik Platz finden. Das reicht nach Angaben der Sonneninitiative aus, um den gesamten Strombedarf der Schule von rund 150.000 Kilowattstunden im Jahr zu decken.
Die Marburger Initiative ist nur eine unter Dutzenden Initiativen, die sich der selbstgemachten Energiewende durch Sonnenkraft verschrieben haben. Einen Überblick über die lebhafte Szene können Interessierte auf der fünften RegioSolar-Konferenz gewinnen, die vom 18. bis 20. September in Marburg an der Lahn stattfindet. Veranstalter sind in diesem Jahr der Bundesverband Solarwirtschaft und die Sonneninitiative e.V.Quelle: Rat für Nachhaltige Entwicklung 2008 |