HINTERGRUND: Ein Berg von Problemen - Citigroup eine große Baustelle NEW YORK (dpa-AFX) - Eine Krisensitzung, zwei Übergangschefs und die Offenlegung weiterer Wertverluste in Milliardenhöhe: Mit einem Befreiungsschlag will sich der größte US-Finanzriese Citigroup aus dem Sumpf der Kreditkrise ziehen. Doch nach dem Aus für den 57- jährigen Konzernchef Charles Prince gehen die Aufräumarbeiten erst los, sind Branchenexperten überzeugt. Citigroup müsse mindestens vier existenzbedrohende Probleme lösen: die Finanzrisiken, das ramponierte Vertrauen, die Nachfolgersuche und die Strategiefrage. <a href="http://sel.as-eu.falkag.net/sel?cmd=lnk&dat=872382&opt=0&rdm=[timestamp]" target="_blank"><img src="http://sel.as-eu.falkag.net/sel?cmd=ban&dat=872382&opt=0&rdm=[timestamp]" alt="Bitte klicken Sie hier" border="0"></a> An der Wall Street bezweifeln viele, dass der Gigant mit mehr als 300.000 Mitarbeitern seine Herkulesaufgaben schultern kann. Die Börse spekuliert bereits über eine Aufspaltung des Konzerns, Teilverkäufe oder mögliche Fusionspartner. Denn auch andere Großbanken stehen massiv unter Druck. Die ganze Branche sei im Umbruch. Problem Nummer eins - die Finanzen: Die zusätzlichen Rekord- Abschreibungen von bis zu 11 Milliarden Dollar (7,6 Mrd Euro) sind die größten Berichtigungen im Zuge der Finanzmarktkrise unter den internationalen Top-Banken. Citigroup ist wie keine andere Großbank im Markt mit zweitklassigen Krediten (Subprime) engagiert. Selbst für Finanz-Riesen wie Citigroup sind das schwer verdauliche Dimensionen. Sie drücken nicht nur erheblich auf den Gewinn, sondern könnten Experten zufolge unter Umständen sogar zu einer Existenzfrage werden. Problem Nummer zwei - das Vertrauen: Für Aktionäre ist die Bilanz von Prince vernichtend. Allein in diesem Jahr verlor Citigroup rund 80 Milliarden Dollar an Börsenwert. Mindestens so entscheidendes Kapital verspielte die Bank in punkto Vertrauen. Die ersten Verluste wurden noch als vermeintlich ehrliches Reinemachen akzeptiert - die nun ein Vielfaches höheren Abschreibungen wenig später provozieren die Frage: "Was kommt da noch alles?" Die Stimmung ist aufgeheizt: Als eine Analystin mit ihrer Warnung vor neuen Citigroup-Risiken die Aktie zusätzlich auf Talfahrt schickte, riefen bei ihr verärgerte Anleger an: Sie drohten der Expertin gar mit dem Tod. Und auch im Konzern selbst ist Beobachtern zufolge viel zu Bruch gegangen: Prince war ohnehin umstritten, wenn nun durch den Misserfolg der Bank auch noch die lukrativen Bonuszahlungen der Wall-Street-Leute zum Jahresende in Gefahr sind, hört ihr Verständnis auf. Problem Nummer drei - der Nachfolger: Citigroup muss möglichst rasch einen neuen Chef finden, er muss aber auch ein Schwergewicht sein. In US-Medien werden zwar viele gehandelt: der Citi-Topmanager Robert Druskin (COO), der für das Investmentbanking der Bank verantwortliche Vikram Pandit oder von außen der Chef des weltgrößten Börsenbetreibers NYSE Euronext, John Thain. Doch die Entscheidung scheint nicht einfach: So wurden zunächst zwei Übergangschefs ernannt: der in Deutschland geborene Vorsitzende des Europa-Geschäfts der Citigroup, Sir Winfried Bischoff (66), und als Vorsitzender des Verwaltungsrates der frühere US-Finanzminister Robert Rubin (69). Problem Nummer vier - die Strategie: Prince hielt in seinen vier Jahren Amtszeit als treuer Gefolgsmann seines legendären Vorgängers und Ziehvaters Sanford Weill an der Idee des Allfinanz-Konzerns fest. Ein riesiger Finanz-Supermarkt vereint unter einem Dach alles vom Filialgeschäft über den Wertpapierhandel und die Vermögensverwaltung bis hin zum globalen Investmentbanking. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so groß verfolgen dies der deutsche Allianz-Konzern mit der Tochter Dresdner Bank und die niederländische ING Groep . Doch Kritiker warnten stets, ein solcher Koloss mit Geschäft in 100 Ländern sei nicht steuerbar - und in seinen Einzelteilen für die Anteilseigner weit wertvoller. "Das ist ein gescheitertes Geschäftsmodell, der Konzern sollte aufgespalten werden", sagte Bill Smith von der gleichnamigen Asset Management-Gesellschaft im Wirtschafts-TV-Sender Bloomberg. Ohnehin kämpft mit den meisten dieser Probleme keineswegs nur Citigroup. Die Branche generell gerate immer tiefer in den Sog der Kreditmarktkrise, urteilen Beobachter und rechnen auch bei anderen Instituten mit weiteren Milliardenabschreibungen. Immer weniger Experten glauben zudem, dass sich die Turbulenzen auf die Banken beschränken werden. Sie erwarten, dass sie noch lange dauern. "Das ist eine Krise in Zeitlupe", sagte ein Händler./fd/DP/zb --- Von Roland Freund, dpa --- http://www.finanzen.net/nachricht/...oup_eine_grosse_Baustelle_622324 |