Jetzt steigt den Chinesen der eigene Erfolg zu Kopf! Wir mussten uns wahrlich die Augen reiben, als uns die jüngste Emission der Bank of China vorgelegt wurde. Ein Zero-Bond mit einer 1-jährigen Laufzeit, der zu Pari emittiert und wieder getilgt wird. Jetzt kamen wir auf die verwegene Idee, dass es sich vielleicht um einen der begehrten Renminbi-Bonds handelt, doch weit gefehlt. Der Bond lautet auf schnöde US-Dollar. Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Wer es sich leisten kann, kauft da lieber die neuen Kommunalanleihen der Stadt Buenos Aires. Der Dollar-Bond (ISIN XS0752394089 / Valor 18066718) hat eine Laufzeit von fünf Jahren und bietet Ihnen einen satten und ordentlichen Coupon von 9,95 % p. a., der zudem unterjährig in zwei Teilen gezahlt wird. Die Stadt Buenos Aires kann für sich eine Bonität von B verbuchen, die eine Stufe über dem Rating des Landes liegt. Auch im Vergleich zur Provinz Buenos Aires steht die Stadt deutlich besser da. Im Verhältnis zu den Einnahmen hat die Stadt die Hälfte der Schulden, die die Provinz tragen muss. Auch ist die Stadt weit weniger von den Transferleistungen des Staates abhängig. Ein klarer Kauf, wenngleich natürlich ein spekulativer, denn Argentinien hat sich seinen schlechten Ruf schliesslich hart erarbeitet.
Hertz refinanziert sich neu, wählt allerdings einen etwas unorthodoxen Weg. Statt den regulären Tilgungstermin abzuwarten, kündigte die Mietwagengesellschaft die 7,875%ige Euro- Anleihe (ISIN XS0278565949 / Valor 2831153) mit Fälligkeit 2014 und die 8,875%ige Dollar- Anleihe (ISIN US428040BZ11 / Valor 2383139) vorzeitig zum 19. März bzw. zum 15. März 2012. Im Gegenzug emittierte man wenige Tage später eine neue Dollar-Anleihe (ISIN USU42804AK74 / Valor N/A ) mit Fälligkeit am 15. April 2019. Der feste Coupon liegt bei 6,75 % p. a. und wird unterjährig in zwei Teilen gezahlt. Die Anleihe ist ansonsten nicht-vorrangig, hat ein ausstehendes Volumen von 250 Mio. Dollar und verlangt eine Mindestordergrösse von 2.000 Dollar. Kurios ist allerdings, dass die Anleihe zu 104% emittiert wird, aber zusätzlich noch Stückzinsen enthält, die seit dem 15. Oktober 2011 aufgelaufen sind und erstmals schon am 15. April 2012 ausgeschüttet werden.
Deutlich konservativer fällt die Rendite für die neuen ArcelorMittal-Dollar-Bonds (ISIN US03938LAX29 / Valor 18067687) aus. Obwohl der Stahlriese im 4. Quartal richtig tief in die roten Zahl abgerutscht ist und auch das 1. Quartal voraussichtlich rot bleiben wird, hatte man dem Anleihemarkt für die neuen 10-jährigen Dollar-Bonds einen etwas mageren festen Coupon von 6,25 % p.a. abringen können. Das durchschnittliche Rating liegt bei BBB- mit einer Tendenz zum Junk Bonds-Bereich. Das Volumen der Anleihe hat allerdings mit 1,1 Mrd. Dollar Benchmark- Niveau, was die Nachfrage anheizt. Ein Kauf, den man machen kann, aber nicht machen muss.
Ein echtes Highlight sind allerdings die neuen Topaz Solar Farm-Dollar-Bonds (ISIN USU89009AA96 / Valor N/A). „Ach, nicht schon wieder diese Solar-Anleihen“, werden Sie jetzt denken. Wir versichern Ihnen, dass diese Bonds sich vom Rest der Masse absetzen, denn hinter dem Topaz Photovoltaik-Projekt steckt kein geringerer als Warren Buffett. MidAmerican Energy Holdings, die Mutter von Topaz, ist eine direkte Tochter von Berkshire Hathaway. Entsprechend herausragend sieht auch die Bilanz von MidAmerican aus, sodass wir Ihnen diesen Bond sogar empfehlen, obwohl er mit einer Fälligkeit in 2039 in die Kategorie Long-Bonds gehört, die man sonst nur auf einem Zinshoch kauft. Doch MidAmerican hat zusätzlich noch einen Tilgungsplan eingebaut, der ab 2015 beginnt und somit die durchschnittliche Laufzeit auf 14 Jahre begrenzt. Gezahlt wird ein fester Coupon von 5,75 % p. a. und das Rating liegt auf dem letzten Investmentgrad (BBB-).
Bei den Euro-Emissionen geht in Deutschland weiterhin die Post ab. Vor allem die winzigen Mittelstandsanleihen werden den Emittenten aus den Händen gerissen, als wenn es sich um Werbegeschenke handelt. Jüngstes Beispiel waren die Seidensticker-Anleihen (ISIN DE000A1K0SE5 / Valor 18018511), die siebenfach überzeichnet waren. Was ganz klar an zwei Engpässen lag: 1) Die Anleihe hat eine Mindestordergrösse von 1.000 Euro, wurde also ohne „Kindersicherung“ emittiert. Da dies nur noch bei den wenigsten neuen Anleihen (< 10% des Neuvolumens) der Fall ist, werden Privatanleger mit Anlagenotstand vom Gesetzgeber regelrecht dazu gezwungen, alles zu kaufen, was neu auf den Markt kommt. 2) Die Anleihe hat lediglich ein Volumen von 30 Mio. Euro. Das ist kein Problem, solange sich die Gewinn- und Verlustrechnung des Blusen- und Hemdenherstellers mit Ach und Krach in den schwarzen Zahlen hält. Gerät die GmbH und Co. KG jedoch in schwere See, wird der Markt für diese Anleihe so trocken wie die Sahara im Hochsommer werden. Das heisst auf gut Deutsch: Läuft das Geschäft, müssen Sie am Anleihemarkt hohe Prämien zahlen, um das Papier überhaupt kaufen zu können. Knickt das operative Geschäft ein, müssen Sie hohe Abschläge akzeptieren, um die Anleihen überhaupt noch loszuwerden. Also entweder Finger weg oder Sie investieren konträr zum Markt, warten also darauf, dass die Anleihe einbricht, um sie dann billig aufzusammeln.
Hochinteressant sind die neuen FGA Capital Ireland-Anleihen (ISIN XS0751352898 / Valor 18048728). Trotz einer Laufzeit von lediglich zwei Jahren bietet die Finanztochter der Fiat Automobilbank einen festen Coupon von 5,25 % p. a. an. Und dafür bekommt man sogar noch ein Investmentgrad-Rating, das im Durchschnitt bei BBB- liegt. Interessant ist dabei vor allem, dass die Fiat Automobilbank ein Joint-Venture zwischen Fiat und der französischen Crédit Agricole ist. Die FGA Capital hat so gesehen zwei Mütter, die im Zweifel den Schuldendienst stemmen werden. Doch das scheint gar nicht nötig, denn die FGA Capital hat in den vergangenen Jahren eine sehr stabile Gewinnund Verlustrechnung vorgelegt, die aus unserer Sicht kaum Wünsche offenlässt. Ganz klar ein Kauf. Apropos Fiat: Die Fiat Finance & Trade hat einen Franken-Bond (ISIN CH0148606178 / Valor 14860617) aufgelegt, der ausserordentlich gut bezahlt wird. Für eine 3 ½-jährige Laufzeit, die Fälligkeit ist am 07. September 2015, zahlt Fiat einen festen Coupon von 5 % p. a. Die überdurchschnittliche Verzinsung entspricht natürlich den Risiken, die damit verbunden sind. Die Anleihe ist nicht vorrangig oder besichert und der Fiat-Konzern verzeichnet bereits seit geraumer Zeit fallende Ratings (aktuell: BB-), was zum einen mit dem Engagement in den USA, aber andererseits auch mit den Überkapazitäten in Europa zu tun hat. Selbst für 3 ½ Jahre ist Fiat ein gewisses Wagnis, das man jedoch unter spekulativen Aspekten eingehen kann.
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