Das es ja bei PSI gerade " nicht viel" zu berichten gibt, können wir hier gern noch etwas off topic bleiben.
Bei 2 der 4 Punkte haben wir ja ähnliche Meinungen. Betrachten wir mal die beiden Punkte mit den abweichenden Sichtweisen.
Abrisskosten Es hat bei Atomkraft bereits eine gewisse Tradition, dass die Kostenprognosen im Nachgang dramatisch den der Realität scheitern. 12 Mrd. für 13 Meiler würde ich im Bereich der Fantasie ansiedeln. Schau Dir an, was der Abriss in Lubmin bisher gekostet hat und wie lange der schon dauert. Inzwischen sind wir dank Inflation bereits bei ganz anderen Kosten. Aber selbst, wenn es nur 5 Mrd. pro Meiler werden sollten, so wäre das bei 56 Meilern in Frankreich immer noch eine ganze Menge Holz. Und da reden wir nur über den Abriss. Das Thema Endlagerung für die nächsten 100.000 Jahre kommt als Sahnehäubchen da noch oben drauf. Ein tolles Erbe, was wir das zukünftigen Generationen da hinterlassen.
Warum sind die Stromkosten in D so hoch? Gute Frage. Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich mal ein wenig mit der Preisbildung beim Strom beschäftigen. Das Zauberwort heißt Merrit Order. Das letzte Kraftwerk, dass noch an Netz gehen muss, um den aktuellen Bedarf abzudecken, bestimmt den Preis an der Strombörse. In der Regel sind das aktuell in D. Gaskraftwerke und Gas ist in der letzten Zeit "etwas" teurer geworden. Aktuell gehen dadurch die Gewinne bei deutschen Stromkonzernen durch die Decke. Im Frankreich muss EDF pro Jahr eine bestimmte Strommenge zu einer staatlich festgesetzten Obergrenze abgeben. Dadurch ist der Strompreis für die Allgemeinheit in F günstiger als in D, EDF versinkt aber jedes Jahr tiefer in den bereits extrem hohen Schulden und mußte inzwischen sogar verstaatlicht werden, um diese Schulden finanzieren zu können. Auf der einen Seite also fette Gewinne bei den Stromkonzernen und auf der anderen Seite staatlich subventionierte Strompreise. Die Art und Weise der Strompreisfindung ist menschgemacht. Man könnte sie also auch ändern. Aber wo sollen dann abgehalfterte Politiker zukünftig die Zeit bis zur Rente verbringen? Hinzu kommt noch, dass gerade Strom in D extrem mit Steuern und Abgaben belastet ist - deutlich höher als z.B. Gas. Der Börsenstrompreis liegt aktuell in D bei rund 7 Cent und wird mit den weiteren Ausbau der EE tendenziell eher weiter sinken. Strom vom neuen brittischen AKW Hinkley Point C wird bei Fertigstellung mindestens 15 Ct/kWh kosten und der Preis wird vertraglich zugesichert jährlich an die Inflationsrate angepaßt. Wer möchte mal den Abgabepreis von Hinkley Point C für 2050 schätzen? ;) Die ach so billige Atomkraft... Stromkosten muss man übrigens für eine realitische Bewertung für jedes einzelne Land ins Verhältnis zur Einkommensstruktur setzen. Der Stormpreis in Rumänien läge dann noch mal deutlich höher als in D.
Die Redispatchkosten, die aktuell in D in Größenordnungen anfallen, wären übrigens deutlich niedriger, wenn die Groko den damals geplanten Netzausbau auch umgesetzt hätte. Aber Bayern hatte den Leitungsbau zunächst massiv verzögert und anschließend massiv verteuert (Erdleitungen). Die Leitungen werden so erst 2030 und nicht 2025 fertig sein. Dann werden sich auch die Redispatchkosten drastisch reduzieren. Das Problem wäre übrigens auch viel kleiner, wenn man im Bayern auch mal ein paar Windräder mehr bauen würde. Dank 10H ist das aber fast unmöglich. Nicht umsonst fordert die EU für D schon lange die Bildung von 2 Preiszonen. Rate mal, welches Bundesland hier blockiert - übrigens genauso wie bei einer Reform der Netzentgelte. Überhaupt hat D in den letzten Jahrzehnten massiv die Infrastruktur vernachlässigt. Nicht nur bei der Bahn, sondern auch bei den Stromnetzen leben wir heute überwiegend von Infrastruktur, die zu Zeiten unserer Großväter oder gar deren Väter entstand. Ein gut Teil der aktuellen Investitionen ist auch dem Versäumnissen der letzten Jahrzehnte geschuldet. Bei den BackUp-Kraftwerken hat sich auch mal wieder die Fossillobby in D durchgesetzt. Zum Glück wurde die Menge der geplanten Gaskraftwerke derletzt massiv gekürzt. Ich bin ja extrem selten mit der FDP einer Meinung, aber der Kapazitätsmarkt ist hier der richtige Weg. Es gibt effizientere und kostengünstigere Lösungen als Gasskraftwerke für wenige Stunden Dunkelflaute p.a. zu bauen, in Bereitschaft zu halten und dann auch noch mit sauteuren Wasserstoff betreiben zu wollen. Den Wasserstoff werden wir für ganz andere Anwendungen brauchen. Fragen, die mich in diesem Zusammenhang eigentlich viel mehr interessieren:: Was hat der Reaktorunfall in Fukoshima bisher schon gekostet und wie hoch wären die Schäden, wenn der Wind (wie sonst üblich) in Richtung Tokio geweht hätte? Und würden würden deutsche Bürger zu Hunderttausenden genauso selbstlos in den potentiellen Tod gehen, um das Schlimmste für die Allgemeinheit abzuwenden, wie die seinerzeit die Liquidatoren in Tschernobyl? Würden wir auch 600.000 Leute dafür finden? Was wird uns der Klimawandel noch kosten, wenn wir den Ansteig nicht maximal möglich begrenzen? Und wie wollen wir Millionen von Klimaflüchtlingen an den EU-Außengrenzen aufhalten, wenn auch Zäune nicht mehr reichen? Knallen wir die dann alle ab oder wie soll das laufen?
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