BYD: Kommt hier bald das böse Erwachen? 14:22 04.01.10
In unserem Börsenbrief ASIEN-Trends war die Aktie von BYD im letzten Jahr einer der Top-Performer. Spätestens nach dem Einstieg von Warren Buffett, dessen Investment-Gesellschaft jetzt indirekt über 10 Prozent der Anteile verfügt, gab es für das Papier des chinesischen Herstellers von Autos und von Batterien kein Halten mehr. Auf Jahressicht hat es sich um über 400 Prozent verbessert.
In den letzten Wochen blieb die Aktie aber sichtlich hinter dem Gesamtmarkt zurück. Dadurch drängt sich die Frage auf, ob die BYD-Story nach der zurückliegenden Kursexplosion inzwischen ausgereizt ist.
Zwar wird die Aktie in den Medien nach wie vor euphorisch hochgejubelt. Die meisten Privatanleger verfügen aber nur über wenig Wissen über BYD, und lassen sich in erster Linie blind von der vermeintlichen "Elektroauto-Fantasie" des Unternehmens blenden. Wir wollen deshalb an dieser Stelle einige Missverständnisse ausräumen, um zu verhindern, dass der eine oder andere Leser mit dieser Aktie möglicherweise Enttäuschungen erlebt.
BYD ist in der Tat ein sehr erfolgreiches und gut geführtes chinesisches Unternehmen. Sein Gründer Wang Chuanfu ist nicht umsonst der derzeit reichste Chinese. Der Konzern ist sowohl ein erfolgreicher Autobauer als auch einer der größten Produzenten von wiederaufladbaren Batterien auf Lithium-Ionen-Basis, die vor allem in Handys und Laptops zum Einsatz kommen.
Eine natürliche Konsequenz dieser Kombination ist die Entwicklung von Elektro-Autos und Hybridfahrzeugen. BYD strebt auf diesem Zukunftsmarkt eine Führungsrolle an und will hier den Weltmarkt aufrollen. Der Einstieg von Warren Buffett wiederum schien den Anlegern ein klarer Beweis dafür zu sein, dass BYD gute Chancen hat, tatsächlich zu einem der ganz großen Elektroauto-Hersteller zu werden.
Doch hier beginnen Anspruch und Realität auseinander zu klaffen: Zwar gelang es BYD enorm schnell, ein erstes Hybridfahrzeug -- den F3DM -- zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen. Die Nachfrage entwickelte sich aber äußerst mau. Das Modell kam in China bereits Ende 2008 auf den Markt, wurde bisher aber erst "einige hundert Mal" verkauft. Dabei hatte der Konzern zum Verkaufsstart das Ziel ausgegeben, 2009 mindestens 10.000 Einheiten abzusetzen. Zwar hat sich die Umsatzentwicklung zuletzt ein wenig beschleunigt. Es spricht aber vieles dafür, dass der F3DM vorerst weiter ein Ladenhüter bleiben wird.
Noch mehr enttäuscht wurden die Erwartungen bisher beim "e6" -- einem reinen Elektroauto, das im letzten Jahr auf den US-Markt kommen sollte. Seither wurde der Marktauftritt immer wieder nach hinten verlegt. Verschiedene Branchenexperten glauben bereits, dass nicht vor 2011 mit dem Verkaufsstart gerechnet werden kann. Zuletzt ist es dem e6 mit erheblicher Verspätung gelungen, die chinesischen Sicherheitstests zu bestehen. Dabei sind die Vorschriften in den USA um einiges strenger als im Reich der Mitte.
Die Tatsache, dass der US-Marktauftritt noch nicht stattgefunden hat, weckte außerdem Zweifel an der Zuverlässigkeit der von BYD entwickelten Antriebstechnologie. Im Batterienbereich ist die Gesellschaft vor allem für ihre niedrigen Produktionskosten bekannt. Von einer technologischen Führungsposition kann aber keine Rede sein. Einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger liegt der Ausschuss in BYDs Batterien-Fertigung bei 15 bis 30 Prozent, während bei den Konkurrenten im Durchschnitt weniger als 5 Prozent der hergestellten Akkus nicht funktionieren.
Dies stellt bei der Massenfertigung von Handy-Akkus offenbar kein großes betriebswirtschaftliches Problem dar. Bei großen und komplexen Auto-Stromspeichern ist aber absolute Zuverlässigkeit gefragt. Es darf bezweifelt werden, ob BYD mit seiner veralteten Produktionstechnologie den Anforderungen des Marktes auf die Schnelle gerecht werden kann.
Letztlich bleibt festzuhalten, dass BYD in seinen traditionellen Geschäftsfeldern auf ansehnliche Erfolge verweisen kann. In den ersten 9 Monaten des letzten Jahres schaffte der Konzern ein Gewinnwachstum von 201 Prozent. Dies ist vor allem auf den boomenden chinesischen Automarkt zurückzuführen. BYD konnte mit seinen günstigen und attraktiven Modellen vor allem von der stark gestiegenen Nachfrage nach Autos im unteren und mittleren Preissegment profitieren. Auch 2010 stehen hier die Zeichen auf Wachstum. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass so gut wie alle Autos, die BYD im letzten Jahr verkauft hat, von herkömmlichen Verbrennungsmotoren angetrieben wurden. Die Elektroautos waren -- wie erwähnt -- bisher ein eindeutiger Flop.
Es bleibt spannend bei der BYD-Aktie. Das Unternehmen hat seine Wettbewerbsfähigkeit und seine Wachstumsstärke in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen. Die Hoffnungen der Anleger auf sagenhafte Erfolge im Zukunftsmarkt Elektroautos könnten aber -- zumindest kurzfristig -- enttäuscht werden. |