18.04.2006 15:31
Oracle-Chef träumt von Linux
Noch muss Oracle seine jüngsten Milliarden-Zukäufe verdauen. Da träumt Oracle-Chef Larry Ellison von einem neuen Coup: der Übernahme von Novell und den Einstieg in die Linux-Welt. Das löst Kurskapriolen bei Novell und Red Hat aus.
Vor Übernahmen gilt ein eisernes Gesetz: nicht darüber reden. Das ficht den als "Großmaul" verschrienen Oracle-Boss Larry Ellison nicht an. In einem Interview mit der Financial Times hat er sich öffentlich zu seinem Wunschpartner geäußert: Novell. Das Unternehmen prüfe die Übernahme von Novell, verkündete er.
Mit Novell könnte Oracle eine eigene Version des Betriebssystems Linux auf den Markt bringen. Danach sucht Ellison. "Uns fehlt ein Betriebssystem", klagte er gegenüber der FT.
Mit Linux würde der US-Konzern nicht nur die gesamte Software-Branche aufmischen, sondern auch Software-Riese Microsoft direkt angreifen. Denn dann könnte Oracle wie Microsoft ein komplettes Softwarepaket anbieten, das ein Betriebssystem sowie Softwareanwendungen beinhaltet. "Ich hätte gerne ein komplettes Paket", sagt Ellison.
Die Träumereien von Ellison trieben am Montag die Aktien von Novell an. Sie legten über zwei Prozent auf 7,68 Euro zu. Dagegen litten die Papiere des führenden Linux-Anbieters Red Hat. Sie gaben an der Nasdaq über sechs Prozent auf 28,51 Dollar nach.
Oracle-Chef Ellison sieht den möglichen Novell-Deal als Antwort auf die jüngste Kauf von JP Boss durch Red Hat. JP Boss sei ein Konkurrent von Oracle. Dadurch würden sich die Beziehungen zu Red Hat verändern. Fast drohend warnte Ellison Red Hat: "Wir wollen kein zweites Microsoft." Die Analysten von Goldman Sachs nahmen die Äußerrungen von Ellisons so ernst, dass sie die Aktien von Red Hat herabstuften. Sie befürchten aggressivere Preise.
Die Aktien von Oracle konnten sich behaupten und stiegen leicht auf 13,73 Dollar. Seit einem Jahr dümpeln sie zwischen 11,50 und 14 Dollar.
Oracle hat in den beiden vergangenen Jahren zum Gegenschlag gegen SAP ausgeholt. Für 19 Milliarden Dollar kaufte der US-Softwaregigant die Rivalen PeopleSoft sowie Siebel und rückte damit zur Nummer zwei im Markt für Unternehmenssoftware hinter SAP auf. Mehrfach hat Oracle angekündigt, SAP als Marktführer abzulösen. Bisher jedoch ist davon noch nichts zu merken. "Die erzählen alles Mögliche, und zu viele nehmen es noch ernst", wettert SAP-Chef Henning Kagermann.
Sein Verhältnis zu Ellison ist abgekühlt. Noch schlechter soll die Beziehung von Vorgänger Hasso Plattner zu Ellison gewesen sein. Bei der Kenwood-Regatta vor Hawaii vor zehn Jahren soll Plattner Ellison und den Oracle-Leuten den nackten Hintern gezeigt haben. Nachdem bei Plattners Jacht "Morning Glory" der Mast gebrochen war, soll der damalige SAP-Boss das Beiboot von Ellisons "Sayonara" um Hilfe gebeten haben. Doch die Oracle-Leute hätten lediglich eine Videokamera herausgezogen, um das Malheur von Plattner zu filmen. Daraufhin zeigte sich Plattner von hinten, wird in der Presse kolportiert.
Quelle: boerse.ard.de |