Rekorde über Rekorde bei Olympia in Peking Michael Phelps und Usain Bolt haben in Peking das Olympia der Rekorde gekrönt. Der Schwimmstar aus den USA schlug bei seinen acht Triumphen sieben Mal in Weltrekordzeit an und dürfte mit insgesamt 14 Goldmedaillen für sehr lange Zeit der erfolgreichste Olympionike der Geschichte bleiben.
Erzielten die Schwimmer 25 der insgesamt 43 Weltrekorde bei Olympia, so zauberte der Leichtathletik-Star drei der fünf Bestmarken auf die Kunststoffpiste im Vogelnest: Seine Fabelzeiten von 9,69 Sekunden über 100m, 19,30 über 200 und 37,10 mit Jamaikas Staffel schürten wie bei Phelps Skepsis.
Auch über spektakuläre Leistungen hinaus erlebte Peking ein Olympia der Rekorde: Zunächst für das Gastgeberland selbst, das mit 51 Goldmedaillen und insgesamt 100 Plaketten in 302 Entscheidungen erstmals die Nationenwertung dominierte. Nie zuvor gab es 204 Nationen, 11.196 Sportler, 23.503 Journalisten, fast 500.000 Helfer. Nie zuvor sahen rund fünf Milliarden Menschen weltweit die Spiele am Bildschirm. Nie zuvor wurden 6,8 Milliarden Eintrittskarten verkauft - aber dennoch gab es viele leere Ränge. Nie gewannen so viele Länder Medaillen (87), aber schon in Athen 2004 genau so viele Gold (56).
Doping nur ein Randthema in Peking Und nie gab es rund 5000 Dopingkontrollen. Doch Peking erlebte nicht die befürchteten Dopingspiele, wie dies auch Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), mit seinen vorhergesagten 30 bis 40 positiven Fällen hatte erwarten lassen.
Im Kontrast zu Athen 2004, als 28 Athleten durch verbotene Substanzen oder Betrügereien aufflogen, darunter fünf Olympiasieger, gingen diesmal nur zehn in die Dopingfalle, lediglich zwei verloren Medaillen. Die ukrainische Leichtathletin Ludmilla Blonska gab Siebenkampf-Silber (Methyltestosteron) ab, der nordkoreanische Pistolenschütze Kim Jong-Su Silber und Bronze (Betablocker Propranolol). Doch es droht ein Nachspiel: Die Proben könnten bis 2016 auf derzeit nicht nachweisbare Substanzen untersucht werden.
China feiert die Medaillen und trauert um Xiang Gastgeber China erklomm 24 Jahre nach seinem ersten Olympiagold 1984 in Los Angeles vor allem durch Triumphe im Kunstturnen (11), Gewichtheben (8), Wasserspringen (7) und Schießen (5) erstmals den Gipfel des Medaillenspiegels. Der Gastgeber hatte bei seinen nahezu perfekt organisierten Spielen auch den traurigsten Helden im Team: Das verletzungsbedingte Ausscheiden von Hürdensprinter Liu Xiang, 2004 in Athen erster Leichtathletik-Olympiasieger und seitdem Volksidol, schockte die Massen.
Hinter dem Gastgeber wurden die USA (36) erstmals seit 1992 wieder Zweite, obwohl sie mehr Gold holten als bei ihrem Sieg 2004 in Athen (35). Ihr Trost: Sie lagen in der Gesamtzahl der Medaillen (110) vor China. Dahinter holte Russland (23) die geringste Zahl an Goldmedaillen seit der politischen Neuordnung der Sowjetunion. Als Vierter gewann Großbritannien (19), 2012 Gastgeber in London, mit seinem in Europa beispielhaften Förderungsprogramm so viel Gold wie seit den Heimspielen 1908 nicht mehr.
Romeike und Steffen die deutschen Stars Und Deutschland stoppte nach nur je 13 Mal Gold 2000 in Sydney und 2004 in Athen den Abwärtstrend, war wie 1996 in Atlanta 16 Mal ganz oben auf dem Podest. Nur: Es gab mit 437 Athleten so wenig Medaillen (41 nach zuletzt 49) wie nie seit der deutschen Vereinigung. Die Stars im Team waren mit je zweimal Gold Vielseitigkeitsreiter Hinrich Romeike und Schwimmerin Britta Steffen, die erfolgreichsten Verbände die Reiter und Kanuten mit je dreimal Gold. "2012 in London streben wir wieder Platz fünf an", erklärte Michael Vesper als Chef de Mission.
Das Gastgeberland investierte wegen Olympia rund 40 Milliarden Euro in die Infrastruktur, fast zwei Milliarden in die Spiele selbst. Viele düstere Prognosen erfüllten sich nicht. Befürchtete Anschläge blieben ebenso aus wie Probleme durch Smog. Die zur Verbesserung der Luftqualität stillgelegten Fabriken sollen laut IOC-Chef Rogge abgeschaltet bleiben. Auch nennenswerte politische Zwischenfälle gab es nach dem Tibet-Konflikt mit vielen Toten in der autonomen Provinz nicht. Der Mord am Schwiegervater des amerikanischen Volleyballtrainers stand offenbar nicht im Zusammenhang mit Olympia.
Was Olympia den Chinesen über dem Prestige für seine politische Führung hinaus gebracht hat, muss die Zukunft zeigen. Am stärksten prallten in Peking die Gegensätze zwischen den Ansprüchen der freien Welt und den Zugeständnissen eines autoritären Systems bei der Kontroverse um freie Internetzugänge aufeinander.
Stand: 24.08.2008 14:22 ----------- Erlaubt ist, was Spaß macht...
...und den hab ich! |