Gold ist teuer - Minen-Aktien sind billig Gold hat einen sagenhaften Kursanstieg hinter sich; die Aktien der Goldminen-Betreiber hinken mit Ach und Krach hinterher. Dies lässt den Schluss zu, dass entweder Gold massiv überbewertet oder die Minenwerte massiv unterbewertet sind.
Die Performance von Gold und von Goldminen-Aktien hängt eng miteinander zusammen, und dies hat natürlich gute Gründe: Je teurer das Edelmetall wird, desto wertvoller sind die Reserven, über die ein Minenbetreiber verfügt, und desto höhere Cashflows erzielt er mit der laufenden Förderung. Daneben schreiben Minenkonzerne überhaupt erst dann schwarze Zahlen, wenn der Goldpreis über ihren Produktionskosten liegt. Aktien von Goldminen-Betreibern reagieren deshalb auf Goldpreis-Schwankungen sehr empfindlich - sie verhalten sich gegenüber Gold manchmal fast schon wie Hebel-Instrumente.
Hält man sich die Gold-Rallye der vergangenen Jahre vor Augen, dann sollte man eigentlich vermuten, dass die Goldminen-Aktien geradezu explodiert sein müssten. Dies war aber nur sehr bedingt der Fall. Zwar konnten auch die meisten Minenwerte ganz nett zulegen. Der Anstieg spiegelt aber keineswegs den massiven Goldpreis-Anstieg wider. Während Gold selbst von aller Welt nach oben gehypt wurde, führen die Aktien der Unternehmen, die das geliebte Edelmetall produzieren, fast schon ein Schattendasein.
Warum sind die Minen-Werte noch so billig?
Natürlich weisen die Aktien von Goldproduzenten zusätzliche Risiken auf, die sich von Unternehmen zu Unternehmen stark unterscheiden. Viele Förderkonzerne sind in politisch instabilen Regionen unterwegs, und agieren damit in einem unsicheren Rechtsrahmen. Eine erhebliche Rolle spielen auch die Produktionskosten. Auch diese variieren sichtlich, je nachdem, ob das Unternehmen etwa im Tagebau oder unter Tage fördert, und wie hoch die jeweiligen Gold-Konzentrationen im Gestein sind. Und das entscheidende Risiko ist immer noch, ob ein Förderprojekt, in das das Unternehmen unter Umständen sehr viel Geld investiert hat, am Ende auch hält, was es verspricht. Somit lässt sich auf Minen-Unternehmen ein gewisser Risiko-Abschlag durchaus begründen.
Auffallende Unterbewertung
Dennoch ist dieser Abschlag momentan so eklatant, dass er kaum noch nachvollziehbar ist. Laut „Bloomberg“ ist der NYSE Arca Gold Bugs Index, der die wichtigsten Aktien der großen Goldminen-Betreiber enthält, aktuell mit einem KGV von nicht einmal 16 bewertet. Dies entspricht dem niedrigsten Niveau seit über neun Jahren, und liegt außerdem mehr als 50 Prozent unter der langjährigen Durchschnitts-KGV-Bewertung. Darin ist außerdem nicht berücksichtigt, dass die meisten Goldförderer gerade im zweiten Halbjahr 2011 nochmals positiv überraschen dürften, und dass viele Gold-Liegenschaften, die sich die Betriebe in den letzten Jahren gesichert haben, noch gar nicht cash-wirksam geworden sind. Die üppigen Gold-Reserven, die bei den entsprechenden Produzenten noch im Boden schlummern, werden in KGV- und sonstigen renditeorientierten Bewertungsmodellen schließlich noch nicht erfasst.
Vielsagend ist daneben, dass das physische Gold auch 2011 nochmals deutlich im Wert gestiegen ist. Dagegen gab der NYSE Arca Gold Bugs Index seit Jahresbeginn sogar über 5 Prozent ab, wodurch sich der Bewertungsabschlag nochmals vergrößerte. Dies lag unter anderem daran, dass die Anleger sich seit Mitte des Jahres generell aus Aktien zurückziehen, was somit auch die Papiere der Minengesellschaften in Mitleidenschaft zog. Allerdings greift es eindeutig zu kurz, die Gold-Minen-Aktien ausschließlich als Aktien - und nicht auch als Gold-Investments - zu sehen. Und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich diese immer größer werdende Bewertungslücke nicht früher oder später wieder schließt.
Ist Gold schon zu teuer? ::: Aber Vorsicht: Die Voraussetzung dafür, dass die Gold-Minenwerte steigen, ist ein steigender oder zumindest stabil bleibender Goldpreis. Der hohe Abschlag der Goldproduzenten-Aktien gegenüber dem Goldpreis könnte auch ein Indiz dafür sein, dass viele Institutionelle dem Goldpreis-Anstieg nicht mehr so recht trauen. Immerhin sind bei den großen Minenwerten vor allem die Institutionellen aktiv, während das Edelmetall selbst eher von Privatanlegern nach oben getrieben wurde, deren Kauffreude zuletzt schon fast ans Hysterische grenzte. Angesichts des mittlerweile sehr ambitionierten Goldpreises ist die Frage, ob wir es hier nicht bereits mit einer Blase erster Güte zu tun haben (wie dies unter anderem auch die Investment-Legende George Soros glaubt), durchaus berechtigt.
Nur bedingt ein sicherer Hafen
Und auch die Kaufgründe, die von den Gold-Fans gemeinhin angeführt werden, verlieren immer mehr ihre Überzeugungskraft. Zu einem konnte das Edelmetall bisher nicht den Beweis antreten, dass es als Schutz in besonders unsicheren Zeiten taugt. Denn sowohl während der Lehman-Brothers-Krise 2008 als auch im Zuge der jüngsten Euro-Schulden-Krise bewährte sich Gold keineswegs als „sicherer Hafen“, sondern rauschte stattdessen gemeinsam mit den Aktienbörsen und allen anderen riskanteren Asset-Klassen nach unten.
Zum anderen ist auch die Rolle von Gold als Inflationsschutz höchst fragwürdig. Da das Edelmetall bekanntlich keinerlei laufende Rendite abwirft, könnte es stattdessen in den vergangenen Jahren eher vom deflationären Umfeld profitiert haben, in dem auch sichere Anleihen nur Mini-Zinsen aufweisen. In Zeiten mit steigenden Preisen (und steigenden Zinssätzen) wird Gold dagegen im Vergleich zu Anleihen dagegen eher wieder unattraktiv.
Die physische Nachfrage ist weiter robust
Immerhin kaufen sowohl die Notenbanken als auch die Privatanleger weltweit weiterhin Gold zu. Sollte sich in Zukunft tatsächlich die Überzeugung durchsetzen, dass ein gewisser fester Gold-Anteil in jedes Portfolio gehört, dann dürfte sich die Nachfrage auch noch auf Jahre hinaus äußerst robust entwickeln. Daneben ist auch die Tatsache, dass der Goldpreis wenig von der konjunkturellen Entwicklung abhängt, in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten als Pluspunkt zu werten.
Festzuhalten bleibt, dass der Goldpreis den Goldminen-Aktien davongelaufen ist – und dass Letztere jetzt einen erheblichen Nachholbedarf aufweisen. Wer von einem weiterhin stabilen Goldpreis ausgeht, sollte jetzt in die Aktien solider Goldproduzenten investieren. Diese eröffnen auch aktuell noch eine gute Möglichkeit, zu günstigen Bewertungen in die „Gold-Story“ einzusteigen.
Einige konkrete Anregungen für Gold-Minen-Investments finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter EMERGING MARKETS REPORT. |