Besserwisser 08:39 21.04.10
Pssst! Haben Sie es auch schon gemerkt. Um eine Branche ist es hierzulande ziemlich ruhig geworden. Und zwar um eine, um die sich vor ein paar Monaten noch alle Medien und auch Analysten verschiedenster Häuser geradezu überschlagen haben. Und vor der ich seit Jahr und Tag warne. Hier eine kleine Auswahl meiner Kolumnen und Textausschnitte dazu:
12.01.2009 – Showdown der Solarindustrie „…Insofern kann man derzeit von Investitionen in die Solarbranche nur abraten. Die Gefahr auf die Falschen zu setzen ist einfach zu groß. Zudem sollte man vor dem Damoklesschwert eines Subventionsabbaus durchaus Respekt haben. Der Ausspruch „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ wird nicht umsonst vor allem Politikern zugeschrieben.“
09.05.2008 - Solarpiraten „…Die mit Milliarden subventionierte Solarenergie, die wir u.a. alle über eine Umlage auf den Strompreis mittragen, trägt derzeit nur 3,5 % zur Gewinnung von Elektrizität aus alternativen Anlagen bei. Gemessen an der gesamten Stromproduktion sind das weniger als ein Prozent. Man stelle sich das einmal vor, was hier an Geld verschwendet wird.“
„…Wie dem auch sei. Eins ist auf jeden Fall klar. Trotz enorm hoher Rohöl- und Strompreise rechnet sich die Solarenergie bis heute, mit Ausnahme weniger Gegenden in dieser Welt, einfach nicht. D.h., dass es im Falle einer Kürzung der Förderung zu einem dramatischen Einbruch bei Solarwerten kommen wird. Wahrscheinlich werden das nur wenige Unternehmen überleben. Insofern sollte der intelligente Investor gut überlegen, ob es wirklich Sinn macht, in diesen alternativen, am staatlichen Tropf hängenden Unternehmen investiert und damit von Politikern abhängig zu sein.“
11.09.2007 – Öko-Darwinismus „!…dass die erneuerbaren Energien teuer sind, die Grundlastproblematik damit nach wie vor nicht gelöst ist und insbesondere aufstrebende Entwicklungsländer sich das gar nicht leisten können, scheint hier keinen zu interessieren. Vielleicht sind am Ende Investitionen in konventionelle High-Technologie, nicht nur aus Renditesicht, sondern auch unter ökologischen und moralischen Gesichtspunkten, die besseren Anlagen?“
Nun gehörte zu Zeiten, in denen ich diese Meinung äußerte, durchaus Mut dazu, von Solarwerten abzuraten. Schließlich hatte diese Branche ja unbestritten Erfolg und in der Vergangenheit enorme Kursgewinne erzielt. Man denke da nur an den gigantischen Kursanstieg der Solarworld AG seit 2003 von 20 Cent auf beinahe 50 Euro. Das war schon was. Jedenfalls für die, die rechtzeitig einstiegen und dann dabeiblieben.
Aber schon bei den Windwerten – etwas ältere Anleger erinnern sich vielleicht noch – war ein ebensolcher Hype zu beobachten, bevor dann – als die staatliche Förderung auslief bzw. gekürzt wurde – das Unternehmenssterben anfing. Und wie viele Windenergieanbieter haben wir noch auf dem Kurszettel?
Heute jedenfalls lese ich die Überschrift „Berlin spendiert Solarindustrie 100 Millionen“. Weitere 500 Mio. Euro soll dem Wunsch der Regierung zufolge von der „Innovationsallianz Photovoltaik“ kommen. Das kann man in den „Eckpunkten zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Photovoltaik-Industrie“ lesen. Denn aufgrund ausländischer Wettbewerber gerät die in Mitteldeutschland konzentrierte Solarindustrie bei sinkenden Marktpreisen und hohen Kapazitäten in einen „ruinösen Wettbewerb“.
Und so stelle ich mich einfach mal als „Besserwisser“ hin. Wohl wissend, dass ich damit auch manche Kritik auf mich ziehen werde. Aber sich gegen die Marktgesetze zu stellen, hat noch jedem Unternehmen geschadet. Und jede Subvention muss einmal auslaufen. Auch in Deutschland, dessen Regierung sich offenbar immer noch Spendierhosen leisten kann. Oder muss? Weil man sich mit der regionalen Konzentration im Osten ein großes Problem ans Bein genagelt hat. Und so erinnere ich an den Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wird.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und stets hohe Renditen.
Ihr Norbert Lohrke
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