FTD Baisse bei Rohstoffen Ölhändler wetten auf 30 Dollar Nichts ist unmöglich: Schwadronierten Experten und Händler vor wenigen Wochen noch von einem Ölpreis jenseits von 200 $, so sind sie inzwischen ins andere Extrem verfallen - und das, obwohl die Opec bald erneut die Fördermenge kürzen könnte.
Mitte Juli schien es für den Ölpreis keine Grenze nach oben zu geben. Der Preis erreiche das Rekordhoch von 147,27 $ - und viele Experten prophezeiten einen Preis von 200 $ und mehr. Nur wenige Monate später herrscht das andere Extrem: Öl kostete am Freitag rund 58 $, und die Marktteilnehmer sichern sich gegen einen weiteren Absturz ab. Sogar ein Preis von 30 $ ist nicht mehr ausgeschlossen.
Am Donnerstag war die Option mit einem Ausübungspreis von 30 $ zur Lieferung im Februar 2009 an der New Yorker Energiebörse Nymex der am zweithäufigsten gehandelte Kontrakt. 1407 Transaktionen wurden durchgeführt. Das heißt zwar nicht, dass ein Preis von 30 $ wahrscheinlich ist. Jedoch deutet es daraufhin, dass sich die Investoren gegen solch ein Szenario absichern wollen.
"Hier kauft jemand eine Versicherung gegen einen Preisverfall. Es ist sehr spannend, über einen Preis von 30 $ nachzudenken. Aber es ist doch eher unwahrscheinlich, dass wir das erreichen werden", sagte Tim Evans, Rohstoffanalyst bei Citi Futures Perspectives. Noch am Mittwoch hatten die offenen Positionen bei einer einzigen 30-$-Putoption gelegen.
Misstrauensvotum gegen Opec
"Wer solch eine Put-Option kauft, braucht nur einen heftigen Preisverfall, um Gewinn zu machen", saghte Ron Madden, ein Broker bei Alaron Trading. "Der Preis muss nicht einmal 30 $ erreichen. Es reicht schon aus, wenn der Preis unter 50 $ fällt und die Option damit werthaltiger wird", sagte Madden.
Solche Absicherungsgeschäfte sind ein Misstrauensvotum gegen die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Das Kartell, das 40 Prozent des Ölmarkts kontrolliert, kürzte seinen Ausstoß ab dem 1. November um 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich. Das nächste offizielle Treffen war für den 14. Dezember angesetzt, allerdings zog die Opec eine Zusammenkunft auf den 29. November vor. Das Gespräch wird in Kairo stattfinden.
Citi-Futures-Analyst Evans traut der Opec aber zu, den Markt zu stabilisieren. Berücksichtige man den Rückgang der Nachfrage und die Novemberkürzung, dann würde das Angebot die Nachfrage im ersten Quartal 2009 um 0,15 Millionen, im zweiten Quartal um 0,85 Millionen Barrel täglich übersteigen. "Das wäre dann aber bereits ein kleineres Plus als 2008", sagt Evans. "Wenn die Opec also Ende November erneut kürzt, würde die Marktsituation noch enger. Das sollte den Preis bei 70 bis 80 $ stabilisieren."
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