...Diese gezielte politische Unterminierung und die Aushöhlung von innen, die Proklamation von Handlungsdruck, verbunden mit der gewaltsamen Herausforderung des Staats, sich „repressiv“, wie man 1968 gesagt hätte, „zu entlarven“, ist keine Erfindung der Rechten. Das Attentat auf Rudi Dutschke 1968 stellte für die damalige Linke eine solche „Selbstdemaskierung“ dar. Als sich die RAF irgendwann für das ursprünglich vom SDS entwickelte Stadtguerilla-Konzept entschied und gezielt hohe Funktionsträger erschoss, setzte sie auf ein solches Klima der Verunsicherung und Angst – mit dem allerdings entscheidenden Unterschied, dass sie damit nicht ein autoritäres System, sondern den Massenaufstand befördern wollte und sich stets zu ihren Taten bekannte. In der rechtsterroristischen Szene ist das nicht üblich. Die Anschläge, so Forscher Quent, sollen wirken, als kämen sie aus der Mitte der Gesellschaft heraus.
Das begünstigt auch den Eindruck, es handele sich um „irre“, fehlgeleitete Einzeltäter, nicht um ein Netzwerk rechter Gewalt, wie es insbesondere der Verfassungsschutz und dessen ehemaliger Chef Hans-Georg Maaßen jahrelang suggerierten. Es ist Ausdruck der verbreiteten „deutschen Pathologie“, dass „nicht sein darf, was ist“ (Georg Diez). Doch rund 25.000 rechtsextreme, gewaltbereite Menschen sind mehr als ein Nichts. Auch das ist eine Wahrheit... |