Hallo allavista,
vielen Dank für das Feedback!
Was das Schweigen im Walde anging, meinte ich tatsächlich eher All for One (in die ich nach wie vor investiert bin) als SNP. Die SNP Calls verfolge ich.
Was mein damaliges SNP Investment angeht: In der Tat war das ein sehr teures Unterfangen damals. Ich hatte SNP ein paar mal erfolgreich in action gesehen (z.B. im Zusammenhang mit dem äußert komplexen Dow/DuPont Projekt, das SNP sehr gut umgesetzt zu haben schien). Zu dem Zeitpunkt war mir klar, dass sie das beste Transformations-Produkt weltweit auf dem Markt hatten und daher prädestiniert erschienen, massiv zu wachsen. Leider ist Herr SN dann buchstäblich größenwahnsinnig geworden, und das hat das Unternehmen ja bis an den Rande des Ruins geführt, wo dann am Ende die Banken ein Einlenken erzwingen mussten. Das Sponsoring fällt in diese Zeit.
Bezüglich meiner jetzigen Haltung zu SNP: Ich bin aktuell nicht investiert, erwäge aber einen Wiedereinstieg. Was mit gut gefällt:
1.) Das neue Management: Wenn man das mit den Auswüchsen in der Zeit von Herrn SN vergleicht, ist das in meinen Augen ein enormer Fortschritt für die Investoren. Kein Bundesliga-Sponsoring mehr, keine teuren Veranstaltungen mit Obama in Afrika mehr, kein Hubschrauber mehr, gelebte Kostendisziplin, Bodenständigkeit, und Arbeit am Detail.
2.) Die Partnerstrategie: Hierdurch ist die Möglichkeit der Skalierung der Software viel größer. Man wäre sonst begrenzt gewesen durch die Größe der Service-Abteilung, die ja auch nicht unbegrenzt wachsen kann. (Man hat sich ja schon mit dem damaligen Wachstum in dem Bereich übernommen.)
3.) Die Softwarestrategie: Da man die Software jetzt über Partner vertreibt, kann man seinen Kunden nicht direkt Konkurrenz machen. Das führt dazu, dass der Servicebereich ein Schattendasein führen würde. Insofern ist es in meinen Augen richtig, die Service-Töchter wie SNP Polen weitestgehend zu verkaufen. Dieses Business ist durch Rise with SAP ohnehin perspektivisch weniger attraktiv. Es wäre wünschenswert, dass noch weitere Service-Töchter verkauft werden (insbesondere in Südamerika). Allerdings würde ich einen Teil des deutschen Service-Geschäfts behalten: Ich denke für einen Softwareanbieter ist es hilfreich, auch ein wenig operative Bodenhaftung zu haben. Diese Abteilung wird zwar eine niedrige Marge haben. Allerdings kann man so die eigene Software "live" bei der Implementierung im Projekt direkter erleben und bekommt so schneller ehrliches Feedback von den Kollegen, wie man die Software verbessern kann als von den Partnern (die mögliche Add-Ons vielleicht lieber selber entwickeln wollen!). Aber jedenfalls sehr gut, dass ein großer Teil der simplen SAP Beratung vermutlich verkauft wird.
4.) Der Zukauf und mögliche zukünftige Zukäufe: SNP entwickelt sich da sicher in die richtige Richtung, wie Du schreibst.
Ich stecke jetzt natürlich auch nicht sehr tief drin, daher korrigiere mich bitte, wenn ich etwas falsch beschreibe.
Was die Herausforderungen angeht, denke ich, dass es folgende gibt:
1.) Der Preis der Aktie: Nach herkömmlichen Standards recht teuer. Das ist kein Problem wenn man wie geplant wächst. Aber die Vergangenheit zeigt, dass das nicht immer ein Selbstläufer ist. SNP ist schon zweimal in seiner Historie brutal abgestürzt, weil die jeweiligen Visionen nicht klappten. Hier hat man sich mit dem Partnernetzwerk jetzt eine super Basis aufgebaut. Die Phase 1 ("Partnergewinnung" ist im wesentlichen umgesetzt. Jetzt muss aber auch die Phase 2 ("Gewinnung von konkreten Projekten bei den Partnern") umgesetzt werden.
2.) Die Zeit nach der S/4 Umstellung: Das ist vielleicht die aktuelle Achilles-Ferse. Ich habe wenig Zweifel, dass man in ein paar Jahren ein extrem profitables Geschäft mit der Umstellungswelle fahren wird. Aber diese Welle dauert halt auch nur 5-7 Jahre. Danach ist Schluss. Im Moment hat man die Produkte (wie CrystalBridge) doch sehr auf S/4-Transformation zugeschnitten. Das Stammgeschäft (Mergers, Carve-Outs) ist aber vom Umfang her doch recht beschränkt. Ziel von SNP muss es sein, die eigenen Produkte weg von der "Einmallösung" zu einem permanenten Feature zu machen ("Transformation ist immer") wofür Kunden wiederkehrend Geld bezahlen. Das wird nicht leicht werden. Da wird man weitere Zukäufe brauchen und vermutlich auch CrystalBridge noch deutlich ausbauen müssen (?).
3.) Die Konkurrenz: Es scheint mittlerweile doch auch ein paar Konkurrenten zu geben, die teilautomatisiert arbeiten. Und SAP hat ja auch eine eigene Transformationsabteilung, die um Projekte pitched. Wie angreifbar ist SNP wirklich? Jedenfalls haben sie keine so solide "Moat" wie andere Softwareunternehmen. Tatsächlich frage ich mich, ob es für SNP und SAP nicht eine Option wäre, auf eine Übernahme hinzuarbeiten um die SNP Produkte in das SAP Angebot zu integrieren. SAP könnte die Wachstumsstrategie sicher viel leichter umsetzen.
Das nur ein paar Gedanken. Wie gesagt stecke ich nicht mehr so tief drin, aber finde die Aktie sehr interessant und mit dem neuen Management auch wieder kaufbar.
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