Der folgende Artikel beschreibt die Gefahr, die ich bei solche Medienfirmen immer schon gesehen habe, und vor Jahren an der Börse schon leidvoll selbst erfahren musste. Besonders relativ neue kleine Firmen (auch wenn der Vorstand hier immer was vom größten Studio erzählt), sind sehr schwankungsanfällig und stehen nicht selten vor ersnthaften existenziellen Probleme, wenn Zuschüsse und Großproduktionen ausbleiben.
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Gefunden auf kino-potsdam.de bzw. aus Potsdams Neueste Nachrichten (PNN)
Babelsberg: Deutschlands Hollywood in Gefahr
Babelsberg - Gibt es bis Ende 2006 kein staatliches Zuschussmodell für Filmproduktionen, sei der Kinostandort Babelsberg in Gefahr. Davor warnte Carl Woebcken, Vorstandschef der Studio Babelsberg AG, am Sonnabend. „Im Moment bekommen wir nur die Projekte, die übrig bleiben“, sagte Woebcken den PNN. „Ich möchte nicht von einer Existenzbedrohung sprechen, aber ohne Zuschussmodell müssen wir uns fragen, ob wir die Fähigkeiten und Kompetenzen, ausstattungsintensive Filme in Babelsberg zu machen, aufrechterhalten können.“
Bereits seit knapp einem Jahr hat sich keine große Hollywood-Produktion mehr für einen Dreh im „deutschen Hollywood“ entschieden. Damit sei es für das börsennotierte Studio Babelsberg schwierig, Gewinn zu erwirtschaften und „im Jahresmittel auf einen grünen Zweig zu kommen“, so Woebcken. Als Grund für die Zurückhaltung der US-Filmstudios bei der Auftragsvergabe an den Dienstleister Studio Babelsberg sieht der Vorstandschef vor allem das Fehlen des „Anreizsystems“. England und Ungarn bieten Filmproduzenten bereits steuerfinanzierte Zuschüsse, Tschechien und Spanien werden laut Woebcken kurzfristig folgen. Damit gebe es einen „unfairen kulturpolitischen Wettbewerb“, der das Studio „ganz besonders stark“ treffe, so der Vorstandschef. Dazu gehört, dass bereits zugesagte Projekte in letzter Sekunde abwandern: Der Film „Miss Pettigrew lives for a day“ mit einem Budget von zwölf Millionen Euro, geplanten 35 Drehtagen in Berlin, Brandenburg und Studio Babelsberg und Frances McDormand in der Hauptrolle werde jetzt in England produziert, bestätigte Produzent Jens Meurer von Egoli Tossell Film. Grund für die Absage sei, dass es für den Film in England einen Zuschuss in Höhe von 25 Prozent des Budgets gebe. Damit rechne sich ein Dreh in Deutschland nicht mehr.
Neben den finanziellen Nachteilen behindert nach Meinung von Produzent Meurer und Studio-Chef Woebcken auch die „absolute Unberechenbarkeit“ der Förderungsmöglichkeiten in Deutschland die internationalen Aufträge. „Die Hollywood-Produzenten wollen die Konditionen kennen – so ähnlich wie bei einem Bankkredit“, sagte Henning Molfenter, der als Chef von Studio Babelsberg Motion Pictures die millionenschweren US-Produktionen nach Potsdam holt. Dies sei ohne Zuschussmodell ein „hartes Geschäft“, so Molfenter. Er sei aber dennoch zuversichtlich: Babelsberg sei weiterhin aussichtsreicher Kandidat für den Dreh eines Films, der mit einem Budget von mehr als 150 Millionen US-Dollar in der Hollywood-A-Liga spiele. Verträge seien aber noch nicht unterschrieben. Zudem habe er „eine Vielzahl von Anfragen auf dem Tisch“, darunter auch drei US-Filme, die in Berlin spielen. „Das fühlt sich an wie im Mai 2003“, so Molfenter. In dem Frühjahr vor drei Jahren bahnten sich die Großaufträge für „Die Bourne Verschwörung“, „In 80 Tagen um die Welt“ und „Aeon Flux“ an.
Wann eine Entscheidung über Subventionen für Filmproduktionen fällt, scheint derzeit offen. Im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung ist festgehalten, dass die Rahmenbedingungen für die Filmwirtschaft in Deutschland verbessert werden sollen. Eine Arbeitsgruppe, zu der auch Studio-Chef Woebcken und Produzent Meurer von Egoli Tossell gehören, tagt dazu seit Februar unter Leitung von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Er hatte ein Ergebnis der Beratungen für Juli angekündigt. Bisher gebe es aber „keine eindeutige Aussage“, so Woebcken. Viel hänge davon ab, ob das Bundesfinanzministerium steuerfinanzierten Zuschüssen zustimme.
Sabine Schicketanz / PNN
15.05.2006 |