Schlimme Bestätigung
Fast alle Opfer starben durch Gas
Bis auf eine sind alle 117 ums Leben gekommenen Geiseln in Moskau an dem bei der Befreiung eingesetzten Gas gestorben. Das teilten die Moskauer Gesundheitsbehörden mit. Es habe sich um ein "übliches Narkosegas" gehandelt, das jedoch in Überdosis zu "Störungen der Körperfunktionen" wie Bewusstlosigkeit und Kreislaufversagen führen könne. Nur eine Geisel sei Schussverletzungen erlegen.
Westliche Geheimdienste haben indes eine schlimme Vermutung: Die russischen Sicherheitskräfte haben "wahrscheinlich ein völlig neuartiges Gas eingesetzt, das in Sekundenschnelle wirkt und nicht wirklich nachzuweisen ist", erfuhr die Nachrichtenagentur ddp aus westlichen Geheimdienstquellen.
Den Hinweis auf dieses im Westen immer noch unbekannte Gas habe schon vor einigen Jahren ein Offizier des russischen Geheimdienstes gegeben, der "zu uns übergelaufen ist", berichtete der Spezialist des westlichen Nachrichtendienstes. Das Gas besitzt nach seinen Informationen die Eigenschaft, sich schon nach kürzester Zeit so zu verflüchtigen, dass es nicht mehr nachweisbar ist. Komme ein Mensch mit dem Gas in Kontakt, bestehe die Möglichkeit, dass er sofort stirbt. Es komme jedoch "auf die jeweilige Dosierung an", habe der Russe berichtet.
Befreite Deutsche in München
Zwei befreite Deutsche waren in der Nacht zum Sonntag zur Behandlung in eine Münchner Spezialklinik geflogen worden. Sie werden in der Toxikologischen Abteilung des Münchner Universitätsklinikums "rechts der Isar" behandelt. Wie der Leiter, der Giftgas-Experte Thomas Zilker, sagte, sind die beiden Patienten, ein 50-jähriger Geschäftsmann aus Baden-Württemberg und eine 18 Jahre alte Schülerin, bei Bewusstsein. Das Gas, das die Betäubung verursacht habe, lasse sich nicht mehr identifizieren, sagte Zilker.
Die Angst geht um in Moskau
In Moskau wächst der Unmut zahlreicher Angehöriger, sie hätten noch immer keine genauen Informationen über den Verbleib ihrer Verwandten. Vor einigen Krankenhäusern würden die Angehörigen abgewiesen, berichtete der Fernsehsender TWS. Ärzte begründeten die Maßnahme mit einer "Anweisung der Staatsanwaltschaft ".
Russische Medien und ausländische Beobachter gehen davon aus, dass das zum Sturm auf das Theater verwendete Gas ein bislang unbekannter "militärischer Kampfstoff" der russischen Armee war. Die n-tv Korrespondentin in Moskau, Kathrin Zappe, erinnerte in diesem Zusammenhang an den Untergang des russischen Atom-U-Bootes "Kursk". Auch damals seien Informationen über militärische Geheimnisse nur spärlich oder gar nicht an die Öffentlichkeit gelangt.
Nach vorläufigen Erkenntnissen litten bis 550 der etwa 750 geretteten Geiseln in Krankenhäusern unter den Auswirkungen des Betäubungsgases. Die offizielle Diagnose in den Krankenhäusern laute häufig "Vergiftung", berichtete die Internet-Zeitung "gazeta.ru".
Nach fast drei Tagen des Bangens hatten russische Spezialeinheiten am Samstagmorgen das Musical-Theater an der Dubrowka gestürmt und die Mehrzahl der Geiseln lebend aus der Gewalt der Terroristen befreit. Bis auf drei Männer wurden alle 50 Terroristen bei der Erstürmung getötet.
http://www.n-tv.de/3075678.html