In Bezug worauf? Wirtschaftlich, gesellschaftlich, allgemein?
Ich habe Vertrauen in Amerikas Fähigkeit, aus Rückschlägen gestärkt hervorzugehen. Das hat kein anderes Land in seiner Geschichte bisher so eindrucksvoll bewiesen. Ich erinnere mich noch an Reportagen über frühere Bewohner von LV, die zeitweise in den Tunneln am Rande der Stadt oder in Zeltstädten aus Plastik wohnten, weil sie in der Finanzkrise nicht nur das riesige Haus, sondern auch ihre 5 Autos, 2 Motorräder und alles andere verloren hatten. Denen ging es vorher prächtig. Und die sagten allesamt, dass sie diese Phase nun durchmachen, aber sie überzeugt seien, dass es ihnen bald wieder besser gehe und man kämpfe, sein altes Leben zurückzuhaben. Klar, mit einer besseren persönlichen Absicherung (eines jeden Einzelnen, nicht durch mehr Wohlfahrtsstaat) hätte es vielleicht nicht soweit kommen müssen, aber die Quintessenz dessen ist doch, dass selbst diese Menschen den unbändigen Optimismus und Tatkraft haben. Man erkennt Chancen und macht daraus ein Geschäftsmodell, während speziell in Deutschland lieber über das Problem lamentiert wird. Soviel zum Fundamentalen.
Europa sehe ich dagegen in deutlichen, durch Corona noch viel größeren, Strukturproblemen. Nachdem die Eurokrise sich so langsam aus den Köpfen der Menschen verabschiedet hatte, wird diese mit Italien sicher noch einmal extremer zurück kommen. Und auch 2009 wären die Euroländer nicht in der Lage gewesen, Italien zu retten. Nun noch viel weniger. Dazu die Zerrissenheit, IT fühlt sich von Europa im Stich gelassen und blickte stattdessen nach China und Russland für Hilfe. Dies wird eine weitere, politische Spaltung der EU zur Folge haben. Dies alles wird Europa noch beschäftigen und die Kurse belasten, wenn in Amerika die Konjunktur bereits wieder brummt.
Dazu herrscht in Deutschland oft die Ansicht vor, der eigenen (deutsche) Weg sei der einzig richtige und nur hiesige Produkte seien hochwertig. Insbesondere in Bezug auf Autos dachte ich auch lange so. Aber wer sich einmal mit der Geschichte von GM beschäftigt, lernt, dass dieses Unternehmen ziemlich gut ist und zwar eine andere Marktposition als BMW oder Mercedes bekleidet, aber deshalb nicht schlechter ist. Traurigerweise ist besonders BMW in Amerika als äußerst wartungsintensiv und teuer im Unterhalt (es geht ständig etwas kaputt und muss teuer repariert werden. Deshalb wird besonders BMW fast nur geleast) sind. An dieser Stelle kann ich nur die Bücher von Bob Lutz empfehlen, der Einblicke nicht nur in BMW, sondern auch in Ford und GM hatte und sehr kurzweilig die jeweiligen Unterschiede und Besonderheiten beschreibt.
Was ich damit sagen möchte: Bleibt man ständig nur in Deutschland/Europa, bekommt man aufgrund der Presseberichte ein eher düsteres Bild von Amerika. Dessen wirtschaftliche Kraft und Stärke fällt einem aber sofort auf, wenn mann sich dort befindet. Während hier die meisten Sachen made in China sind und teilweise noch made in Germany, findet sich so gut wie jeder Artikel auch mit made in USA darauf. |