Etikettenschwindel zahlt sich aus US-Katastrophenversicherung AIG
10.12.2009, 10:20
Die US-Katastrophenversicherung AIG bedient sich neuer Namen und hat prompt Erfolg. Vielleicht könnte die Hypo Real Estate von ihr lernen. Protest gegen die US-Versicherung AIG (oben) und gegen den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (unten), Fotos: Reuters, dpaGrossbild
Die Bilder ähneln sich: Protest gegen die US-Versicherung AIG (oben) und gegen den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (unten). Immerhin laufen bei der AIG die Geschäfte inzwischen wieder rund. (Foto: Reuters)
Es ist zwar nur eine Umbenennung, doch den Kunden erscheint sie offenbar als eine gelungene Metamorphose: Die US-Katastrophenversicherung AIG, die vom Staat vor dem Zusammenbruch bewahrt werden musste, verkauft in den USA inzwischen schon wieder die meisten festverzinslichen Wertpapiere (Fixed Annuities) an Bankkunden. Damit steht der Versicherungskonzern, für dessen Rettung die historische Summe von 150 Milliarden Dollar floss, in einem krassen Gegensatz zur deutschen Hypo Real Estate (HRE). Für deren Rettung wurde umgerechnet nahezu derselbe Betrag aufgewendet, doch das Münchner Institut steht nach wie vor ausschließlich für Horrormeldungen.
Das Interessante dabei: Beide Unternehmen sind am Markt inzwischen unter anderem Namen aktiv. Prangte im Fall der AIG bis Juni noch der Name "AIG Annuities" auf den Rentenpapieren des immer noch drittgrößten Versicherungskonzernes der Welt, so ist dieses Signet seither getilgt. Stattdessen werden die AIG-Produkte nun unter den Namen der Tochtergesellschaften Western National Life und First Sun America vertrieben, wie die New York Times berichtet. Die Hypo Real Estate (HRE) firmiert hingegen mittlerweile unter "Deutsche Pfandbriefbank" - die verbrannte Marke HRE steht nur noch für die Holding.
An die Spitze zurückgekämpft
Diese Strategie zahlt sich bei den Amerikanern aber offenbar besser aus als bei den Deutschen. Denn inzwischen hat die AIG große Wettbewerber im Anleihengeschäft wieder hinter sich gelassen. Als die AIG im Herbst 2008 vom Staat aufgefangen werden musste, waren die Kunden noch in Scharen zu Konkurrenten wie wie New York Life oder Transamerica übergelaufen.
Seit dem Namenswechsel im Juni kämpfte sich AIG alias Western National nun aber wieder an die Spitze zurück. Die New York Life, die im ersten Halbjahr noch die Marktführerschaft inne hatte, sei nun auf den dritten Platz zurückgefallen, Transamerica rangiere nur noch auf Rang vier, meldet die New York Times.
Amerikanische Verbraucherschützer und Konkurrenten sind irritiert. Denn festverzinsliche Wertpapiere bringen dem Emittenten zwar rasch viel Geld, doch sie können seine Kapitalbasis auch schneller erodieren als andere Finanzprodukte. Schließlich müssen bei Anleihen hohe Reserven vorgehalten werden, weswegen in der Regel nur hochkapitalisierte Anbieter in diesem Markt aktiv sind.
Argwöhnische Konkurrenten
Gerade aber Western National gehörte zu jenen AIG-Firmen, deren Kapitalbasis nicht mehr ausreichte, um den Konzern im Jahr 2008 vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Der Verlust allein dieser AIG-Tochter betrug damals 7,9 Milliarden Dollar - Western National musste durch den Staat rekapitalisiert werden. |