Potential Europäische Tech-Aktien stehen vor Erholung Analysten sehen eine niedrige Bewertung der Kurse. Dabei liefern die Unternehmen durchweg gute Ergebnisse ab. Frankfurt/Main - Europas Technologieaktien stehen vor einer "Rallye im ganz großen Stil." So lassen sich die Analysten von Morgan Stanley aus ihrer aktuellen Studie zitieren. Sie sind der Meinung, dass die Kurse der Unternehmen nicht die Wachstumsaussichten der Branche widerspiegeln. Auf den Favoritenlisten tauchen regelmäßig die Papiere von ASML, Cap Gemini und SAP auf. Diese Unternehmen dürften von der Erholung der IT-Investitionen von Unternehmen am ehesten profitieren. Hinzu kommt die wachsende Nachfrage von Verbrauchern nach flachen Fernsehern, Spielekonsolen, Mobilfunkgeräten, Computern und Software. Auf der Empfehlungsliste vieler Strategen stehen deshalb auch STMicroelectronics, Ericsson und TietoEnator.
Die Technologieaktien verfügen über das Potenzial, 38 Prozent zu steigen, heißt es in der Morgan Stanley-Studie. Erst dann hätten sie ihre historische Bewertung wieder eingeholt. In die Berechnungen der Strategen sind Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis und das Verhältnis von Kurs zu Buchwert eingeflossen. Zahlen aus Zeiten der sogenannten Technologie-Blase, die Anfang 2000 zerplatzte, wurden herausgerechnet.
Bislang hinkt der Bloomberg Europe Technology Index dem breiten Markt hinterher und hat seit Jahresbeginn sieben Prozent eingebüßt, für den europäischen Leitindex Dow Jones Stoxx 600 ging es hingegen 6,1 Prozent aufwärts. "Die Investoren sind, was die Konjunktur angeht, zu pessimistisch geworden", sagt Teun Draaisma, Leiter europäische Aktienstrategie bei Morgan Stanley in London. "Ich habe aber keinen Indikator gesehen, der darauf hinweisen würde, dass uns eine Rezession bevorsteht. Für den Sektor insgesamt sind die Wachstumsaussichten gut." Seit dem 17. Juli hat Morgan Stanley die Technologiebranche im europäischen Modellportfolio am höchsten gewichtet. Auch andere Strategen empfehlen Investoren mehr Aktien aus dieser Branche zu halten.
Weltweit ging es in diesem Jahr für die Technologieaktien bislang abwärts. Der Information Technology Index von Morgan Stanley Capital International hat seit Jahresbeginn 7,5 Prozent verloren und weist damit als einziger von zehn Branchenindizes ein Minus auf. Marktteilnehmer zeigen sich besorgt, dass die steigenden Leitzinsen das Wirtschaftswachstum bremsen werden.
Die Unternehmensergebnisse sprechen bislang eine andere Sprache: ASML, Europas größter Halbleiterausrüster, berichtete am 19. Juli, dass der Gewinn im zweiten Quartal 49 Prozent hochgeschnellt ist auf 167,1 Mio. Euro. Die Verkaufszahlen der teuersten Maschinen für die Chipherstellung kletterten auf Rekordniveau. Der Aktienkurs hat 2006 jedoch 7,5 Prozent verloren. Bei SAP hat der Nettogewinn im zweiten Quartal 43 Prozent auf 414 Mio. Euro zugelegt. Die Walldorfer bestätigten die Wachstumsprognose für das laufende Jahr und verwiesen dabei auf zusätzliche Aufträge aus den USA. Zwölf von Bloomberg befragte Analysten hatten im Median einen Gewinn von 360 Mio. Euro erwartet. Seit Jahresbeginn hat sich die Aktie 8,9 Prozent verbilligt. Die Experten versprühen deshalb weiter Optimismus. Die Kommentare der vergangenen Wochen hatten allesamt einen positiven Tenor. Die Kursziele liegen zwischen 170 und 200 Euro.
"Die Kurse der Technologieunternehmen haben gemessen an den Gewinnprognosen die Talsohle erreicht", erläutert Draaisma. "Es bietet sich eine Kaufgelegenheit. Der Tech-Sektor ist günstig bewertet."
Bloomberg/nan
Artikel erschienen am Do, 17. August 2006
© WELT.de 1995 - 2006 |