in Fortführung zu #514 und der Unterstellung, dass CT nur "zum Basteln von Scheinbegründungen nicht eingetroffener Vorhersagen" diene, nehmen wir die beispielhafte Geschichte von Kleinanleger klein-Fritz.
klein-Fritz hat Geburtstag und Oma schenkt ihm 2k eur. Das war vor weniger als 1 Jahr. Er sieht für die Mehrung seines Reichtums 3 Möglichkeiten. a) Sparbuch b) ein Longie in der geheimnisumwitterten Pak c) ein charttechnisch interessierter Laie in der Pak
Fritz hatte eine Idee... Fritz hatte mal ein Buch über CT gelesen und entschied sich, diese auf einem einfachen Niveau anzuwenden. Er war mathematisch mittelmäßig begabt, entschied sich aber dazu den Chart möglichst einfach zu belassen. In diesem Vorgehen sah er die Brillianz des Unterfangens, wenn es denn aufginge... wozu tausend Formeln nehmen... es sollte übersichtlich bleiben... er wollte sich nicht zu viel Theorie zumuten...
Er definierte die Preisbewegung, die er bereit war zu halten, wie folgt: Er legte einen gleitenden 20 Tages Durchschnitt des Kurses über den Chart (gelb) und gab vor, den Wert nur halten zu wollen, wenn dieser im Aufwärtstrend sei, d.h. der gleitende Durchschnitt (Linie) mindestens waagerecht zur Zeitachse verlaufen würde. Fritzchen war sich manchnmal unsicher ob dies so sei... und wie lange es halten würde...
Daher fügte er dem Chart einen zweiten Durchschnitt kürzerer Berechnungsperiode hinzu und wählte für diesen 5 Tage. Dieser Durchschnitt berechnet sich anstatt aus 20 Tagen nur aus 5 Tagen und ist daher wesentlich dynamischer, er wendet schneller und verläuft näher am Kursgeschehen als der 20er. Um ganz sicher zu gehen, definierte Fritz Punkte mit Handlungsvorgabe, damit die vielen Verwirrungen der threads ihn nicht doch auf Abwege brachten und eventuell überredeten, wegen der "phänomenalen Aussichten" in einem Abwärtsternd zu halten und damit sein Geld einzubüßen... falls der Wert sich nie mehr daraus erholen würde... er wollte Verluste in jedem Fall vermeiden...
Er definierte den Aufwärtsschnitt Punkt 5/20 als Rückendeckung, dass der Wert in einen Aufwärtstrend eintreten könnte. Da Fritz keine Glaskugeln besitzt, weiß er das natürlich vorher nicht... er hofft... aber siehe da, beim ersten Mal klappte es, der Kurs tendierte aufwärts bis in die 2.20er Region. Er war schon über +170% im Plus. In den threads hieß es, "ich halte noch viele Jahre"... "ich sehe zwar den Chart, aber danach handele ich nicht"... "es werden noch 4,5,6 eur und bis Jahresende gar 8-10 eur kommen"... Fritz stellte den Aussagewert des Charts über allgemeines Gemunkel und definierte als "worst case" Szenario: wenn der Trend an Stärke verliert und der Kurs nicht mehr mit der gleichen Steigungsrate steigt, lässt als erstes der 5 Tages Durchschnitt nach und beginnt flacher zu verlaufen. Was nach dem Trend Ende kommt weiß Fritz nicht...
Insolvenz? Aktiensplit? Aktien Dilution (Verwässerung)? plötzlich schlechte Unternehmensaussichten? Verfehlung der Planzahlen? um dem Risiko zu entgehen, definierte Fritz den Rückschnitt 5/20 spätestens als sein Verkaufszeitpunkt, um an der Seitenlinie abzuwarten, wie es sich weiter entwickeln würde...
So konnte er nach kurzem warten Ende März 2011 zeitig wieder einsteigen und den Schwung auf über 4.00 euro genießen... hätte er dort verkauft, wären es für ihn saftige +97% gewesen, aber er war nicht schnell genug... außerdem sagten alle im thread es "würde nun rasch auf 20.00 gehen" und er "sei doch dumm dies nicht auch noch mitzunehmen"... Es ging aber nicht auf 20.00 und beim Rückschnitt 5/20 zog Fritz die Reißleine, so verbuchte er immerhin noch +38%. Daraufhin fiel der Wert zurück bis auf 1.00 eur. Als Halter hätte die Preisbewegung ihm -66% seines investierten Kapitals geraubt und in eine Situation bangen wartens und hoffens gebracht. Der Rückschnitt Verkauf bewahrte ihn so davor und er sicherte rechtzeitig sein Geld und seine Profit.
Als Ausdruck seines Entsetzens fügte Fritz ein "NO!" an den Abwärtsschwung des Charts. Er hätte sich gar nicht täuschen können, denn alle seinen zuvor definierten Kriterien trafen nicht zu:
-- der gleitende 20 Tagesdurchschnitt zeigte nach unten anstatt nach oben -- der gleitende 5 Tagesdurschnitt verlief unter dem 20 Tages Durchschnitt anstatt über ihm zu verlaufen (wie ind en Aufwärtstrend Phasen)
einen solchen verheerenden Abwärtsstrudel wollte Fritz einfach nicht halten... und dafür auch kein unternehmerisches Risiko übernehmen...
er wartete lieber bis zum Rückschnitt 5/20 und bis der Himmel wieder aufklären würde, die dunklen Wolken sich verzogen haben... er wusste, dass der Wert keine Chance hatte, in einem erneuten Aufwärtstrend zu wechseln, ohne dass zuvor der Rückschnitt kommen würde...
es erschien ihm Sinn zu machen, denn nun konnte er ab einem wesentlich geringeren Kurs als zuvor mit seinem Geld erneut profitieren und zwar um +125%. Da Fritz nun etwas geübt war, vermied er auch den nächsten Abwärtsschwung und nahm zur rechten Zeit sein Kapital und sein Gewinn aus dem nach unten rauschenden Wert heraus... obwohl in den threads was von "8-10 eur bald" geschrieben wurde und ein Kursschätzung die andere toppte... ferner traten weise Männer auf und mahnten "unternehmerisches Risiko übernehmen zu sollen"... das sei das "Credo eines long agierenden vertrauenden Anlegers"... mit "süßen Zukunftsaussichten"... Fritz fragte sich nur am Rande, ob diese weisen Männer den Anlgern der ersten "Rösch-Runde" (2000) deren Verluste ersetzt haben mögen? oder sich schnell ins Dickicht zurückgezogen haben und nie wieder gesehen wurden? wie war es da mit dem unternehmerischen Risiko der Kleinanleger? egal, das wusste Fritz nicht...
Fritz stellte seine Ohren auf Durchzug... er wollte nicht dass jemand seine Charttechnik ihm madig macht... die ihm bereits zu stattlichen Gewinnen verholfen hatte. Als die Pak sich dann mal wieder über 2.00 bemühte, im Oktober 2011, reichte der Preisanstieg kaum für einen Gewinn, vielleicht 10%, aber seine Technik verhalf ihm zu wenigstens +/- 0 wieder aus dem Wert auszusteigen und Verluste zu vermeiden. Das sollte der Chart auch leisten, wusste Fritz doch, dass es eine Menge Anleger gab, die vielleicht über 3 oder gar 4 gekauft haben und nun im Minus festsaßen, ohne zu wissen ob oder wann der Kurs nochmals erreicht würde...
Dann holte Fritz zum finalen Schlag aus... Er reinvestierte ein letztes Mal vor etwa 1 Woche zum Schnitt 5/20 und wartete nun nicht bis zum Rückschnitt, denn er hatte zufällig etwas über Bollingerbänder gelesen... und eine Situation, in der der Kurs oberhalb & außerhalb der Bänder rangierte, wollte Fritz nun als Verkaufskurs nutzen und schmiss sein Paket zu 3.00 ins bid. Dies wurde im thread von lautem Lachen begleitet...
So erwirtschaftete Fritz mit zwei simplen Strichen (so wurde immer über ihn gelacht wenn er in threads darüber sprach "bunter Strichezeichner") jedenfalls erwirtschaftete er mit zwei simplen Strichen in seinem Anfänger-Chart theoretisch (brutto) ca. 20.000 eur in 1 Jahr Haltezeit (mit entsprechenden Wartezeiten).
Er kam zu dem Ergebnis, dass er, auch nach einer Rechnung mit Steuerabzug (netto) Omas 2k gut angelegt hatte...
Er vergewisserte sich im Hinblick auf die anderen Möglichkeiten, die er gehabt hatte:
b) hat ein "longie" in Pak etwa besser abgeschnitten als er? war seine Trading Aktion für die Katz und der "entspannte longie" hat womöglich mehr kassiert als er? er rechnete nach, sein damalioges Anfangs invest war bei .82, der aktuelle Kurs steht bei 2.70, ein longie hätte also über alles +229% gehabt, also +4.500 eur Profit auf die 2k Anfangsinvest. Nun lehnte sich Fritz entspannt zurück, hatte er doch in der gleichen Zeit, obwohl ihm geraten wurde, den Chart zu ignorieren, "er tauge bei open market Werten nichts" u.s.w., nach Steuern immer noch mehr als das Doppelte an Profit erwirtschaftet, als die Charttechnik durch den Kakao Zieher...
er kam zu dem Schluß, dafür dass er die ganze Zeit, wenn er von Charttechnik sprach, so ausgelacht und gehänselt worden war stand ihm auch das Doppelte an Profit zu, das nimmt er als ausgleichendes Präsent... $$$ für ins lächerliche ziehen ertragen... und dafür akzeptiert auch gern die Hänseleien...
blieb noch c) aufs Sparbuch hätte man ihm 2.5% geboten für den Anlagezeitraum, das wären 50.- eur Profit für ihn gewesen.
Nun war Fritz froh im Geld zu sein und kaufte seiner Oma eine kleine goldene Taschenuhr, gediegen gearbeitet, im Wert von 2.000 eur um sie ihr zu Weihnachten zu schenken... den Rest des steuerbereinigten Profits immer noch rund 10.000 eur behielt er...
einen schönen 4. Advents Sonntag
Gruß
Wes |
Angehängte Grafik:
pak_chart2.png (verkleinert auf 49%)