Es ist, so glaube ich, mal wieder an der Zeit den Sinn des Langfrist- Depot- Vergleichs zu erklären. Erstens: Langfrist- bedeutet, dass es darum geht, sich langfristig aufzustellen. Hier also ein Jahr. Ich habe ein Jahr gewählt, weil man dann die Gewinne steuerfrei einstreichen kann. Schließlich machen wir hier jawohl alle gewissenhaft unsere Einkommensteuererklärungen und geben die Gewinne wie auch die Verluste an. Ich zum Beispiel schleppe seit drei Jahren einen riesen Verlustvortrag mit mir rum. Länger als ein Jahr sollte er aber auch nicht sein, damit es nicht zu langweilig wird und einige IDs überhaupt keine Chance mehr haben, weil sich die Werte komplett verabschiedet haben. Bei der Auswahl des Depots geht es also darum, das folgende Jahr einzuschätzen und demnach sein Depot aufzustellen. Manche wählen nur verheißungsvolle Aktien und schauen nicht unbedingt auf den gesamten Markt, andere so wie ich, versuchen einen gesunden Mix aus Wachstumstiteln, interessanten Konjunkturzonen (z.B. Osteuropa) oder Indizes und Rohstoffen zu wählen. Ich gehe in 2005 von insgesamt fallenden Märkten aus, also der S&P- Put. Außerdem glaube ich an einen weiterhin hohen oder besser steigenden Ölpreis, der es eben den Industrieländern schwer machen wird, stark zu wachsen. Sollte dieses Szenario nicht eintreffen, habe ich mit dem Bulgarien- Index- Zerti ein starkes osteuropäisches Wachstumsland im Depot, wo ich mir 50% verspreche. Ergänzt wird der Index durch die Wachstumsstory Nanotechnologie - hier setze ich aber nicht auf Hopp-oder-Top- Kandidaten, sondern auf einen Kapitalgeber und Investor. Zu guter letzt habe ich eine Aktie im Depot, die meines Erachtens stark unterbewertet ist und ein interessantes Produkt hat - der Gesamtmarkt ist hier nicht wichtig. Zweitens: Vergleich, bedeutet nicht zwangsweise "Wer ist der Beste?" oder "Wer ist die große Pflaume?", sondern es geht vielmehr darum seine Markteinschätzung mit der von anderen vergleichen zu können. Führen vielleicht sogar mehrere Strategien zum gleichen Ziel? Das führt uns zur Frage: "Was ist das Ziel überhaupt?". Meiner Meinung nach ist das Ziel ein deutlich bessere Performance, als der Sparbrief oder die Festgeldanlage und die Genugtuung zu wissen, dass man die Weltwirtschaft ein bißchen besser einzuschätzen weiß und sich davon zu partizipieren. Ich ziehe z.B. den Hut vor katjuscha. Er schafft es fast jedes Jahr fünf Nebenwerte im Plus zu haben und ist immer unter den ersten Plätzen. Katjuscha analysiert und nimmt Werte ins Depot, auf die ich z.B. nie ein Augen werfen würde. Parocorp schafft das gleiche nicht ganz so erfolgreich mit nur US- Titeln, meistens welche, von denen ich noch niemals gehört habe. Völlig daneben finde ich IDs, die versuchen mit Hopp-oder-Top- Titeln, oder sogar Insolvenzen ins Rennen gehen. Wo ist da der Ansatz von Langfristigkeit? Meistens melden die sich dann zwischendurch und posten z.B. "Jetzt hat XXX 500% plus, kann ich nicht verkaufen und mein Gewinn sicher oder besser in den nächsten Pleitekandidaten stecken?". Am Ende des Jahres gibt es die Firma dann nicht mehr, das Geld ist verbrannt und ich ärgere mich immer über eine nichtangezeigte WKN. Die 500% zwischdurch waren nämlich nur hochgezockt, weil man sich von Herrn Schmidt als Insolvenzverwalter mehr versprochen hat, als von Herrn Müller. Nein, Zocker haben in einem Langfrist- Depot- Vergleich nichts zu suchen. Schlimm finde ich eigentlich auch IDs, die mit 4 Nieten und einem 250% Papier unter den ersten landen. Allerdings spiegelt das die Börse ganz gut wieder: Vielen Nieten, wenig Schätze. Witzig ist übrigens auch, das viele IDs, die unbedingt im Langfrist- Depot- Vergleich zocken wollen, dieses Text gar nicht ganz durchlesen, weil auf den ersten Blick viel zuwenig Information in viel zu viel Text zu finden ist.
Boxenbauer |