Im Ökonomenthread # 394 schrieb User Slide808:
"Die Bank of England hat mit ihrer Intervention einen Lehman-Crash 2.0 verhindert! Denn hätte die Bank of England nicht eingegriffen, wären Pensionsfonds pleite gegangen und hätten damit eine Kettenreaktion ausgelöst, die wir ähnlich nach der Lehman-Pleite 2008 gesehen haben, als die Märkte austrockneten."
A.L.: Höchst fragwürdig bleibt, wieso die Bank of England - trotz einer angeblich wegen Truss' Steuersenkungen boomenden GB-Wirtschaft - erneut auf QE zurückgreift.
QE bedeutet, dass die britische Zentralbank - letztlich eine staatliche Instanz - die britischen Staatsschulden aufkauft. Einziges Ziel dieser planwirtschaftlichen Maßnahme ist, die fallenden Kurse der britischen Staatsanleihen wieder hochzubringen. Wobei auch Truss sich nicht geniert, die Kursstürze der britischen Staatsanleihen als "Markt-Anomalie" abzutun.
Fakt bleibt: Kein sterblicher Investor, also niemand sonst außer der BoE, würde die britischen Staatsanleihen zu diesen Kursen kaufen - und schon gar nicht "hochkaufen". Bei realen Investoren herrscht blanke Verkaufspanik, und die BoE greift als staatliche Stelle (faktisch als "Käufer der letzten Instanz") in dieses fallende Messer.
Mit ihrem QE stützt die BoE die fallenden Bondkurse, und die strauchelnden Pensionsfonds bekommen keine Margin Calls mehr. Scheinbar eine gelunge Rettung - würde dabei nicht die Bilanzsumme der BoE bis zum (finalen) Platzen anschwellen. Finales Platzen heißt: Staatspleite und Währungsreform, das Pfund wird wertlos. (Es hat schon seinen Grund, warum Anleger panikartig vom Pfund in den US-Dollar umschichten.)
Die Aktion stinkt auch insofern, als die BOE ja bereits den Leitzins (wegen der 10 % Inflation) deutlich erhöht hat. QE ist normalerweise eine Werkzeug, das in scharfen Krisen wie 2008, wenn die Leitzinsen bereits bei Null sind, als letzte Verzweiflungstat der Notenbanken eingesetzt wird. Mithin eine akute Notmaßnahme.
Mit Truss' Mär von einer steuersenkungsbedingt boomenden GB-Wirtschaft sind die QE-Stüzungen des kollabierenden GB-Staatsanleihenmarktes somit in keinster Weise vereinbar!
Es ist von vorn bis hinten stinkende, manipulative Planwirtschaft, die mit Truss' neoliberalem Ansatz in KEINSTER WEISE vereinbar ist. Sie verrät damit ihren eigenen Konservatismus.
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