Meldung 19.05.2008 16:47 Buffett auf Perlensuche Warren Buffett kam, und die Finanzgemeinde in Frankfurt versammelte sich um das "Orakel von Omaha". Der Investor und reichste Mensch der Welt nutzte die Gelegenheit ausgiebig, um in eigener Sache zu trommeln. Warren Buffett kann etwas mit Mars-Riegeln anfangen, sagt er. Und mit Wrigleys Kaugummis. Und natürlich mit Coca-Cola. Wie zum Beweis dafür wird den Journalisten auf dem Medienempfang der Investment-Legende gleich eine ganze Palette Cola-Flaschen auf die Tische gestellt, eine besonders große Flasche mit "Cerry Coke" ist dabei – die mag der reichste Mann der Welt, der eine bedeutende Beteiligung an dem Brausehersteller hält, am liebsten.
Vor allem über die Vorlieben und Abneigungen des US-Milliardärs auf Europa-Tour erfahren die Medienvertreter eine Menge an diesem Montag. Eine besondere Neigung hat der Chef der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway etwa zu Familienunternehmen entwickelt. Sie seien meist gut gemanagt, solide und berechenbar. "Firmen, die es schon seit 100 Jahren gibt, haben gute Chancen, auch in 100 Jahren noch zu existieren", meint er. Wo will Buffett zuschlagen? So ein Familienunternehmer sitzt bei der Pressekonferenz, die von der IMD Business School in Lausanne organisiert wurde, direkt neben ihm: Firmenpartiarch Eitan Wertheimer hatte es bei seiner Firma Iscar mit einem Nachfolge-Problem an der Spitze seines Unternehmens zu tun, und daraufhin Buffett im Jahr 2005 kontaktiert. Der fand den Industriekonzern so interessant, dass er für eine Mehrheitsbeteiligung im vergangenen Juli vier Milliarden Dollar bezahlte, "ohne auch nur eine der Fabriken besucht zu haben".
Eine Steilvorlage für die versammelten Medienvertreter: Welche Firmen, welche Branchen finden Sie in Deutschland interessant, fragt ein deutscher Journalist. Der Vertreter einer dänischen Zeitung weist darauf hin, dass es auch nördlich von Deutschland interessante Firmen gibt, und der italienische Kollege fragt, wann Buffett sich denn die Konzerne südlich der Alpen anschauen möchte.
Buffett bremst die Neugier auf seine hemdsärmelige Art: "Wenn wir bereits mit vielen Unternehmen in Europa sprechen würden, dann müsste ich jetzt nicht mit ihnen reden", sagt er lakonisch in breitem Amerikanisch. Die öffentlichkeitswirksame Medientour durch mehrere Länder soll bewirken, dass interessante Unternehmen auf ihn zukommen, wenn sie einen verlässlichen Partner brauchen. Buffetts Botschaft dabei: "Ich hoffe, diese Unternehmer kommen auf mich zu, wenn sie die Zeit für gekommen halten. Ich habe ein Telefon".
"Bin nicht smart genug für Technologie-Beteiligungen" Entlocken lässt sich der Milliardär immerhin, dass es wohl kaum der Technologiesektor sein wird, in dem er interessante "Perlen" für sein Beteiligungs-Portfolio vermutet: "Es mag sein, dass im Software-Bereich traumhafte Wachstumschancen liegen. Leider bin ich nicht smart genug, dieses Geschäft zu verstehen, und deswegen investiere ich nicht darin." Gute Erfahrungen gemacht Größere Chancen können sich da schon Unternehmen aus der Maschinenbaubranche oder konsumnahe Firmen machen, damit hat Buffett in den vergangenen 50 Jahren gute Erfahrungen gemacht, und will dies auch weiterhin tun. Voraussetzung, um auf dem Radarschirm von Buffett zu erscheinen ist allerdings eine gewisse Rentabilität der Unternehmen: 50 Millionen Euro Vorsteuergewinn lautet die Hausnummer bei Berkshire Hathaway.
"Je größer, desto besser" Warum er nun in Deutschland und Europa Ausschau nach Beteiligungszielen hält und nicht etwa in den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas? Die politischen Rahmenbedingungen seien hier besser, zudem gebe es in den Emerging Markets wenige Unternehmen in der entsprechenden Größenordnung, die für sein Milliarden-Portfolio interessant sein könnte. "Je größer der Deal, desto besser", so Buffett, "wir haben nur eine Untergrenze bei neuen Beteiligungen, die wir eingehen, eine Obergrenze gibt es nicht".
§ © boerse.ard.de Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der boerse.ard.de ----------- "Es gibt nichts, was so verheerend ist, wie ein rationales Anlageverhalten in einer irrationalen Welt. |