Frankfurt (vwd) - Als "weit hergeholt" bezeichnen Fondsmanager und Analysten die im Anlegermagazin "Börse Online" erhobenen Vorwürfe gegen den Finanzdienstleister MLP AG, Heidelberg, bemängeln jedoch zugleich die Informationspolitik des Unternehmens. "Meiner Meinung nach hat das Magazin die Bilanzposition 'andere Vermögensgegenstände' zu Unrecht mit den Provisionen aus der Gewinn- und Verlustrechnung zusammengeworfen, beide Positionen haben nichts miteinander zu tun", sagte Sascha Bibert, Buy-Side-Analyst beim dit Deutscher Investment-Trust, zu vwd. Auch wenn an allen Anschuldigungen "nichts dran" sei, befürchte er jedoch einen nachhaltigen Schaden für MLP, wenn die Verunsicherung von Kunden und Beratern andauere. Fundamental sei der Kursrutsch der MLP-Aktie nicht nachvollziehbar: Angesichts des Kursverlaufs der letzten Tage könne man annehmen, dass viele Anleger "blind verkaufen", sagte Bibert weiter. Auch ADIG-Fondsmanager und Analyst Markus Engels sieht die Vorschusszahlungen an die MLP-Berater als Vermögensgegenstand und somit als Bilanzposition und nicht als Teil der Gewinn- und Verlustrechnung. Er schätze die aktuelle Kursentwicklung beim Heidelberger Finanzdienstleister als "klar Hedgefonds getrieben" ein. Offenbar spekulierten diese auf ein deutliches Absinken der Marktkapitalisierung und eine nachfolgende Entfernung von MLP aus dem DAX 30. Dies werde wiederum Verkäufe von Index- und indexnahen Fonds auslösen und somit günstige Eindeckungsmöglichkeiten bieten. Auch sei die Praxis bei MLP, die Provisions-Zahlungen an die MLP-Berater über Rückversicherungen abzudecken, "gang und gäbe". Dies eröffne Bilanzierungsspielräume, so dass der Gewinn in gewissem Maße gesteuert werden könne. Auch Union-Investment-Analyst Rolf Drees hält dies für "branchenüblich". Glaube man an die MLP-Story, dann sei die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 25 günstig bewertet. Allerdings bemängeln die Experten die Investor-Relations-Arbeit des Unternehmens. Er wünsche sich eine "saubere Analyse aller Zahlungsströme", betonte Engel von der ADIG. Kein Gefallen habe sich das Unternehmen mit dem zuletzt von Prof. Albrecht vorgelegten Gutachten getan, da dieser als MLP-Aktionär mit dem Unternehmen "verbandelt" sei. Auch Bibert vom dit hält die Informationspolitik von MLP für verbesserungswürdig. Allerdings stelle sich die Frage, wie sich Unternehmen vor solchen Vorwürfen schützen sollten. Drees kritisiert die "mangelnde Erreichbarkeit": "Es wäre gut, mehr Details von MLP zu erfahren", fordert er. Zurückhaltend zeigten sich die Fondsgesellschaften hinsichtlich ihrer derzeitigen Transaktionen: Weder Union Investment noch der dit wollten die Frage, ob sie MLP-Aktien gekauft oder verkauft hätten, beantworten. Auch die DWS wollte sich nicht zu dieser Frage äußern. Nach Engels Aussage ist die MLP-Aktie nicht im größten deutschen Finanzwertefonds Adiverba enthalten. Man setze eher auf den MLP-Konkurrenten AWD, weil das Geschäftskonzept eher überzeuge, so der ADIG-Manager. +++ Ali Masarwah vwd/13.6.2002/maa/sam/mr |