Als du dich hier angemeldet hast und nach deinen ersten Postings dachte ich oha, ein Aktionärsvertreter der hier auf Stimmenfang geht. Und nach der HV hört man nie wieder etwas von ihm. Ich vermute, daß ein paar andere User ähnliche Gedanken hatten.
Nachdem du aber weiter schreibst, gehe ich davon aus daß du an einem ehrlichen Meinungsaustausch über Norcom interessiert bist.
Also herzlich willkommen im Norcom Thread.
Auch wenn man verschiedener Meinung ist, muß man sich nicht beschimpfen oder diffamieren, wozu sich manche User leider auch hier hinreißen lassen. Wenn man das nicht lesen will, kann man denjenigen auf „Ignore“ setzen.
Deine bisherigen Beiträge sind fundiert, sachlich und von der Argumentation im Prinzip auch stichhaltig. Dennoch bin ich auch nach der HV vor allem wegen der geringen Freefloat Beteiligung für die gefallene Entscheidung. Meine Gründe dafür werde ich kurz darlegen:
Die Freefloat Beteiligung auf der HV betrug 229.118 Stimmrechte, das sind 10,78% vom Grundkapital oder 17,07% vom Freefloat. Der Aufruf an die Aktionäre, sich an der Abstimmung zu beteiligen kam im Mai. Zeit genug sich zu entscheiden, an der HV teilzunehmen oder per Abstimmungsanweisung seine Stimme abzugeben. Der Großteil der Norcom Aktionäre hat das nicht getan, obwohl das eine zukunftsweisende Abstimmung war.
Scenario 1: Sollte der Vorstand ein für den Aktienwert sehr nachteiliges Vorhaben zur Abstimmung bringen, glaubst du daß sich die Mehrheit der Freefloat Aktionäre dann aufrafft, um das zu verhindern, wenn sie nicht einmal kommen um zu verhindern, daß man ihre Aktionärsrechte beschneidet? Ich nicht!
Ich denke eher daß diejenigen Aktionäre, die das checken, ihre Aktien auf den Markt werfen. Und ein Teil derjenigen, die das nicht checken, freuen sich über „Kaufkurse“ und sitzen dann auf ihren Verlusten. Die anderen sitzen nur auf ihren Verlusten. Wenn die ganze Aufregung dann vorbei ist, steht der Aktienkurs eine Etage tiefer. Ich glaube man nennt das „Einpreisen“ ;-)
Also warum sollte ich mich für Aktionärsrechte verkämpfen, die aber nie wirksam zum Einsatz kommen können?
Aus der HV: Viggo Nordbakk hat davon gesprochen, daß Norcom eine sehr kleine Firma ist, die durch das Produkt DaSense in der (Zwangs-)Lage ist mit den großen Playern zu verhandeln. Die diktieren natürlich angesichts ihrer Größe einiges bei den Verträgen, wo man dann als kleine Firma zusehen muß, wie man damit zurecht kommt.
Ich weiß nicht mehr wo die Info herkommt, daß Norcom im Big Data Geschäft den anderen 2 Jahre voraus ist. Das ist aber wohl nur hier in Deutschland (oder Europa) so. Herr Nordbakk hat gesagt daß diese ganze Technik von Google und Facebook käme (die mußten sich aufgrund ihres Geschäftsmodels ja schon länger mit dem intelligenten Auswerten von großen Datenmengen beschäftigen). In Amerika sind sie schon viel weiter als wir. Deutsche Autobauer wollen sich aber nicht von so einem Riesen wie Google abhängig machen. Deshalb setzen sie lieber auf ein heimisches Start Up Unternehmen. Unter der Bedingung, daß dieses Unternehmen das Produkt auch in 5 Jahren noch liefern kann, und es auch ständig weiterentwickelt (Change-of-Control-Klausel).
Scenario 2: Ein Konkurenzunternehmen kauft sich (über Strohmänner unterhalb der Meldeschwelle von 3%, die ihm dann außerbörslich die Aktien andienen) 30% der Anteile von Norcom zusammen und macht ein Übernahmeangebot, das ob des guten Preises sehr viele Freefloat Aktionäre nicht ausschlagen. Sobald es über 50% der Stimmrechte besitzt, schlägt es einen neuen Aufsichtsrat vor, der dann natürlich auch gewählt wird. Dieser bestimmt den neuen Vorstand. Damit ist das Produkt annektiert und kann vom Markt genommen oder falls möglich dem eigenen Produkt zugefügt werden.
Kann bei einer KgaA nicht passieren.
Ein deutscher Autobauer kauft bei Zulieferern, weil die sich auf das zu liefernde Teil spezialisiert haben und garantieren können, daß sie das auch in Zukunft in der geforderten Qualität und Menge können. Er könnte das zwar auch selber, aber der Aufwand rechnet sich nicht. Stell dir vor, er müßte Felgen, Reifen, Kugellager etc. selbst herstellen. Genauso sieht's auch mit Meßtechniken oder Big Data Auswertungen aus. Jetzt stell dir vor, die Zulieferer kommen zum Autobauer und sagen: Ich kann dir das Teil auch in Zukunft in der geforderten Qualität und Menge liefern, wenn du und andere Autobauer meine Firma vor einer feindlichen Übernahme schützt, indem ihr Aktienpakete von meiner Firma kauft.
Mannomann...
Der will Autos bauen!
Der will sich nicht mit Aktienpäckchen seiner Zulieferer herumschlagen. Und für seinen Schutz ist der Zulieferer selbst zuständig.
Soviel für heute Good N8 |