Ich glaube, dass der "normale user" allgemein unterschätzt wird. Es mag sein, dass es Nutzern, die sich ein Samsung-Handy bei Aldi für 100 Euro kaufen, relativ egal ist, ob da Bada oder Android 2.3 oder was auch immer drauf ist. Wer sich aber ein Smartphone aus dem High-End-Bereich wie das Lumia 900 zulegt, der ist in der Regel durchaus ganz gut informiert über die verschiedenen OS und macht auch davon abhängig, welches Handy er kauft. Wenn du z.B. schreibst, dass dem Nutzer wichtig ist, dass es "vernüftige Möglichkeiten zum Datenaustausch gibt", dann ist das ja schon mal genau ein Knackpunkt für oder gegen ein Betriebssystem. Windows Phone ist wie iOS ein geschlossenes System. Wie tonjaflores geschrieben hat, ist ein einfacher Datenaustausch über USB-Verbindung nicht mehr möglich, sondern man muss über Zune und die Cloud gehen. Das ist für viele ja durchaus ok, wie das iPhone beweist, für viele andere jedoch, wie mich, ein no go. Für mich als Nokia-Aktionär ist das eine 'paradoxe' Situation, weil Nokia kein Smartphone im Programm hat (außer das wohl nicht mehr unterstützte N9), das ich selbst zur Zeit kaufen würde bzw. das ich empfehlen würde. Da Symbian ein offenes System ist, denke ich dass mit Android oder Meego eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit bestanden hätte, dass Symbian-Nutzer nach einem OS-Wechsel im Nokia-Lager geblieben wären. Gerade in Kernmärkten wie z.B. Indien mit großer Markenbindung und starken Vertriebsstrukturen wäre Nokia mit Android wahrscheinlich auch im Smartphone-Bereich noch immer die Nummer eins. Stattdessen erodieren dort allmählich die geschaffenen Vertriebsstrukturen. Es spricht nichts dagegen, auf Windows Phones zu setzen oder das OS zu seinem wichtigsten Betriebssystem zu machen. Ich sehe nur einfach keinen entscheidenden Vorteil darin, alle Eier in einen Korb zu legen. Man schließt ganz bewusst eine große Käufergruppe aus und setzt auf ein marginal verbreitetes OS. Die Abwicklung von Meego und die Entscheidung, das N9 zugunsten von WP unzureichend zu vermarkten und das N 950 gar nicht auf den Markt zu bringen, repräsentiert schlicht und einfach einzig die Interessen von Microsoft. Das Argument, gemeinsam ein "Ökosystem" aufzubauen, scheint mir auch weitgehend Rhetorik zu sein. Der einzige substantielle Bereich, in dem man zur Zeit von einem Beteiligung am Ökosystem sprechen kann, ist die Integration von Nokia Maps in WP 8. Aber auch da ist völlig unklar, wie sich diese Integration für Nokia finanziell auszahlt. Möglicherweise ist das ja auch schon in den Quartalszahlungen von Microsoft mit drin. |