18.07.2012 - Nokia kommt nicht aus dem Stimmungstief http://blog.wiwo.de/look-at-it/2012/07/18/nokia-kommt-nicht-aus-dem-stimmungstief/ Im Vorfeld der Zahlen fürs zweite Geschäftsquartal 2012 kämpfen die Finnen im Tagesrhythmus mit schlechten Nachrichten – die nicht immer nur gerechtfertigt sind. Nein, derzeit möchte man mit den Nokianern wirklich nicht tauschen: Denn es vergeht kaum ein Tag, an dem der angeschlagene Handyhersteller nicht mit Negativschlagzeilen von sich reden macht. Erst gestern rissen die schlechten Zahlen des französischen Netzwerkausrüsters Alcatel die Papiere von Nokia um fast sechs Prozent mit in die Tiefe – auf wenig mehr als 1,40 Euro, so niedrig wie seit 1996 nicht mehr. Die Börsianer haben die Finnen mithin in Sippenhaft mit den Franzosen genommen, obwohl das Netzwerkgeschäft von Nokia deutlich kleiner als der Rest des Konzerns ist. Eine weitere, vermeintlich schlechte Nachricht gibt’s tags zuvor am Montag: Da veröffentlicht das “Wall Street Journal” eine Story mit dem reißerischen Titel “Nokia halbiert Preis für Flaggschiff-Smartphone”, die erst durch die US-Medien sickert und dann mit gleicher Tonalität nach Deutschland schwappt – etwa als “Preisverfall beim Nokia-Hoffnungsträger” beim “Handelsblatt”. Dabei habe man bloß die Zuzahlung von 99 auf 49 Dollar halbiert, wie ein Nokia-Sprecher klarstellt. Dies sei über die Zwei-Jahres-Vertragslaufzeit jedoch nur ein Bruchteil des Gesamtpreises; zudem ein Schritt, der vier Monate nach der Einführung des Lumia 900 in den USA marktüblich sei. Doch mit solchen Details dringen die Finnen derzeit kaum noch durch – Nokia befindet sich seit Wochen im Stimmungstief. Da kann das Unternehmen noch so sehr auf die zahlreichen positiven Bewertungen des Lumia 900 verweisen: Bei Amazon bewerten aktuell 426 Kunden das Smartphone mit durchschnittlich 4,5 von 5 Sternen. Selbst Blogs, die Nokia und der vom Partner Microsoft gelieferten Smartphone-Plattform Windows Phone eher gewogen sind, beäugen die Finnen inzwischen nur noch skeptisch: So hat etwa das US-Techblog “PocketNow.com” die jüngste Story unter der Überschrift “Nokias Schiffs sinkt” samt untergehender Titanic mit aufmontiertem Nokia-Logo verfasst. Zu alledem scheinen jetzt auch noch miese Verkaufszahlen zu kommen: Das jedenfalls behauptet der amerikanische Mobil-Analyst Horace Dediu in seinem Blog “Asymco”. Laut seiner Ende der vergangenen Woche veröffentlichten Berechnung seien, basierend auf den Marktanteilszahlen des Marktforschers Comscore, in den USA gerade mal 330.000 Lumia-Smartphones über die Ladentheken gegangen – wohlgemerkt innerhalb von vier Monaten. Details zu den tatsächlichen Verkaufszahlen erhalten die Märkte am morgigen Donnerstag, wenn Nokia seine Zahlen fürs zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres vorlegt. Im Schnitt erwarten Analysten fast eine Verdopplung des Quartalsverlustes aus 237 Millionen Euro gegenüber dem Vorquartal (Q1: -127 Millionen Dollar). Sollte sich das Lumia tatsächlich so schlechter verkauft haben wie von Dediu berechnet, könnten die Miesen gar noch größer ausfallen. |